Kapitel 24

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Pov Amy
"Gut das du mich hast und Fabi da drüben nicht brauchst, nicht wahr?", kommt es aus Marlons Mund. Sein Lächeln ist so überheblich und er deutet so provokant auf Fabi am Rande der Tanzfläche, das mir der Mund offen stehen bleibt.
Ich hoffe, mich verhört zu haben.
"Wie bitte?"
"Du hast schon verstanden, was ich meinte", erwidert Marlon schulternzuckend.
"Dir ist doch auch klar, dass Fabi dich nur ficken will."
Ich muss nach Luft schnappen. Schon nach diesem Satz merke ich, dass dieses Gespräch in eine unschöne Richtung velaufen wird. Was auch damit zusammenhängen könnte, dass ich durch die nicht wenige Menge Alkohol in meinem Blut gereizter reagiere und mich gleichzeitig mehr traue auf Angriff zu gehen und ihm gehörig die Meinung zu sagen.
"Alter, was willst du mir damit sagen?", fahre ich ihn an, doch er zuckt bloß erneut die Schultern.
"Komm runter. Ich sage nur, dass Fabi dich ins Bett kriegen möchte." Bevor ich zu einer Antwort ansetzen kann, fügt er hinzu:
"Aber du brauchst ihn nicht. Du hast mich."
"Du wiederholst dich", meine ich trocken.
Es kostet mich alle Mühe, beherrscht zu bleiben und ihn nicht vor allen Leuten hier anzuschreien.
"Gut, dann scheinst du es ja wenigstens zu verstehen", raunt er. Ich spüre wie er durch seine Hände an meiner Taillie versucht, mich wieder näher an sich heranzuziehen, so nah wie bei unserem Kuss zwei Minuten zuvor. Doch diesmal gebe ich mich ihm nicht hin und auch mein Verlangen nach ihm ist durch seine Worte augenblicklich erloschen. Ich kenne ihn gut genug um erahnen zu können, was er mir dadurch mitteilen wollte. Von daher lege ich eine Hand auf seine Brust, um ihn so von mir wegdrücken zu können und taumele einen Schritt nach hinten, sodass wir wieder genügend Abstand zueinander haben.
"Und selbst wenn es so wäre, wo wäre das Problem? Mit wem ich ins Bett steige, entscheide ja wohl immer noch ich."
Mein Tofall ist schnippischer als geplant und scheint Marlon sogar für einen kurzen Moment aus der Fassung zu bringen.
Er blinzelt verwirrt, fängt sich dann aber schnell wieder und reißt den Mund auf, doch ich komme ihm zuvor.
"Wag es erst gar nicht, etwas dagegen zu sagen. Und denk bloß nicht, dass ich in irgendeiner Weise von dir abhängig wäre. Diese Art von Arroganz steht dir nämlich ganz und gar nicht." Mittlerweile ist meine Stimme doch lauter geworden. Lauter und vorallem nachdrücklicher, woraufhin Marlon mich leicht zerknirscht ansieht. Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte ich meinen, eine Sekunde lang einen Funken Schmerz in seinen Augen zu vernehmen.
Ich weiß allerdings, dass er genau wie ich schon einiges getrunken hat und das gerade wahrscheinlich der denkbar schlechteste Zeitpunkt ist, um dieses Gespräch zu führen. Zumal die umliegenden Leute schon teilweise tuschelnd zu uns rübersehen. "Amy, ich-" "Nein", unterbreche ich ihn.
"Ich kann mir deinen Eifersuchts-Scheiß jetzt gerade wirklich nicht geben."
Zum ersten Mal habe ich meine Befürchtung, dass er eifersüchtig sein könnte, laut ausgesprochen. Es gab wirklich genügend Anzeichen und trotzdem reißt er nach meinen Worten die Augen auf, als wäre ihm der Gedanke noch nicht einmal selbst gekommen. "Ich bin nicht-"
"Hör auf. Ich will nichts davon hören habe ich gesagt", falle ich ihm schon wieder ins Wort. Dann straffe ich die Schultern und mache auf den Absatz kehrt, ohne ihn noch eines weiteren Blickes zu würdigen.
Keine Ahnung ob meine Reaktion die richtige war, aber gerade habe ich einfach keine Lust, meine Energie mit Marlons dummen, besitzergreifenden Aussagen zu verschwenden.

Ich steuere geradewegs wieder auf den mittlerweile klein verbliebenen Rest unserer Gruppe am Rand der Tanzfläche zu. "Schon fertig mit tanzen? Sah aus, als hätte es gekracht bei euch", begrüßt Fabi mich, doch ich antworte ihm lediglich mit einem knappen Nicken. Ich könnnte es mir einbilden, aber für eine Sekunde sehe ich seine Augen triumphierend aufleuchten, während seine restlichen Gesichtszüge ausdruckslos bleiben. Vielleicht ist an Marlons Worten etwas dran und Fabi ist tatsächlich daran interessiert, mit mir zu schlafen und mögicherweise sollte ich genau das sogar einfach tun, schon allein um Marlon eins auszuwischen.
Andererseits fühle ich mich kaum von Fabi hingezogen, auch wenn er in jeden Fall gut aussieht und zusätzlich noch ziemlich verführerisch sein kann, wenn er will. Schnell schüttele ich den Kopf, um diese Gedanken loszuwerden und wende mich dann Ruby zu, wegen der ich ursprünglich hergekommen bin. "Hast du Kippen?"
Sie grinst, nickt und läuft dann wortlos in Richtung Flur, ich folge ihr.
In diesem Moment bin ich ihr echt dankbar, dass sie nicht nachhackt und mich fragt was los ist. Auf dem Weg nach draußen treffen wir auf Jette und Elina, wie wir kurzerhand hinter uns her ziehen und als wir dann endlich in den Garten treten, kann ich endlich wieder tief durchatmen. Die frische Luft durchströmt meine Brust förmlich und ersetzt einen Teil des Druckes darin. Trotzdem bin ich noch lange nicht wieder runtergefahren. Dafür sitzen mir Marlons Worte noch immer zu tief in den Knochen. "Was hat er gemacht?", ist das erste, was Jette fragt. Im Gegensatz zu Ruby nimmt sie keine Rücksicht und sieht mich mit durchdringendem, aber gleichzeitig sehr gesorgtem Gesichtsausdruck an. Es war einfach klar, dass sie sofort merkt, dass etwas nicht stimmt. Auch wenn sie nichts mitbekommen hat, sie hat einen siebten Sinn für Gefühle von Meschen.
Trotzdem zucke ich die Schultern, einfach weil ich kein Bedürfnis danach habe, Marlons Worte zu wiederholen.
"Er hat ziemlich dumme Aussagen getroffen, zu denen er kein Recht hat. Aber eigentlich war es noch harmlos, ich bin gegangenn bevor es schlimmer werden konnte."
Zwar ist die Erklärung schwammig, aber Jette scheint sie zu reichen. Wahrscheinlich spürt sie auch, dass ich nicht weiter drüber reden möchte. Genau wie Ruby, die einfach kommentarlos eine Schachtel Kippen aus ihrer Jackentasche zieht und sie mir rüberreicht, nachdem sie sich selbst draus bedient hat. Weil Jette und Elina dankend ablehnen, rauchen wir jetzt bloß zu zweit und schon beim ersten Zug den ich nehme, spüre ich wie sich das bekannte wärmende Gefühl in meiner Brust ausbreitet und mich allmählich zur Entspannung kommen lässt. Elinas Blick schwenkt hinter mich und einen Moment später weiten sich ihre Augen. Sie sieht mich entschuldigend an.
"Er kommt gerade genau auf uns zu."
"Wer?" "Marlon."
Noch bevor ich fertig damit bin, genervt die Augen zu verdrehen, steht er auch schon vor mir. Mit zusammengepressten Lippen und leicht reuevollem Blick.
"Können wir kurz reden? Bitte?"
"Wenn es unbedingt sein muss", seufze ich. "Da hinten?" Er nickt in Richtung einer ruhigen Ecke an der Hauswand ein paar Meter entfernt und ich folge ihm dahin.
Als sein Blick auf die Kippe in meiner Hand fällt, scheint es kurzzeitig als wolle er etwas sagen, schluckt den Kommentar dann aber doch wieder runter. Sattdessen deutet er auf meine andere Hand, in der noch die Packung liegt. "Darf ich?"
"Sind Rubys. Aber tu dir keinen Zwang an"; antworte ich ihm schulternzuckend und strecke sie ihm dann entgegen. Nachdem er ebenfalls nach einer Kippe gegriffen, sie mit dem Feuerzeug, das er aus seiner Hosentasche gezogen hat, angezündet hat und sie sich nun zwischen die Lippen klemmt, ist es erst einmal still. Ich wage einen Blick in seine Richtung und beobachte, wie er einen tiefen Zug nimmt und sich sichtlich einer lockeren Körperhaltung bemüht.
Marlon und ich sind beide Gelegenheitsraucher und rauchen meistens vorallem auf Partys. Genau wie gerade. Doch im Gegensatz zu sonst ist die Stimmung zwischen uns gerade deutlich angespannt.
"Ich bin nicht eifersüchtig", nuschelt er nach einer Weile, den Blick starr geradeaus gerichtet. Er klingt so überzeugt, dass seine Worte schon wieder unglaubwürdig sind.
Es wirkt, als würde er es sich verklemmt einreden wollen, aber nicht erfolgreich sein.
"Ach nein?",gebe ich zurück.
Noch bevor ich es aufhalten kann, spreche ich auch schon alle meine Gedanken der letzten Tage aus, die sich auf dieser Party hier nur noch bestätigt haben.
"Und warum stört dich dann schon allein die Vorstellung davon, dass Fabi und ich rummachen würden so sehr, dass du versuchst, dich besser als ihn dastehen zu lassen? Und wieso suchst du in seiner Gegenwart die ganze Zeit körperliche Nähe zu mir, so als würdest du versuchen, ihm zu zeigen das ich dir gehöre? Obwohl ich niemals eine Andeutung gemacht habe, dass ich jemals was mit Fabi anfangen würde und obwohl du ganz abgesehen davon keinerlei Recht hast, dich so aufzuführen? Einfach, weil wir nicht zusammen sind."
Ich atme tief durch, während Marlon nach meinen Worten den Kiefer fest aufeinanderpresst und sprachlos zu sein scheint.
"Dafür,dass du dich anscheinend so gerne von anderen ficken lassen würdest, warst du in den letzten Wochen aber ziemlich auf mich fixiert", presst er hervor und dreht den Kopf wieder zu mir. In seinen Augen liegt schon wieder dieser Glanz Überheblichkeit, bei dem ich am liebsten unter die Decke gehen würde. Enweder er versteht nicht worauf ich hinaus will, oder er ignoriert es bewusst und hat extra nur das aus meiner Aussage gezogen, was ihm auch wirklich zu seinem Vorteil ist. Ich spüre, wie die Wut wieder beginnt, in mir aufzubrodeln und klemme mir schnell wieder die Kippe in meiner Hand zwischen die Lippen. Trotzdem kann ich eine Sekunde später nicht mehr an mich halten.
"Mein Gott, es geht mir doch gar nicht darum, wen ich gerne ficken würde", fluche ich und werde von Wort zu Wort lauter. "Sondern lediglich um dich und dein Verhalten. Merkst du denn gar nicht, wie lächerlich besitzergreifend du versuchst zu sein?"
Mittlerweile merke ich wie auch Marlon sich bei meiner Frage komplett anspannt.
Er beißt sich so fest auf die Uterlippe, dass ich kurzzeitig Angst habe, er würde sie sich durchbeißen und rauft sich dann die Haare. "Doch natürlich merke ich das. Man ich weiß doch auch nicht, okay?", stöhnt er. Seine Stimme klingt viel krafloser als eben noch. Ich schüttele fassungslos den Kopf. Marlon verwirrt mich ungemein.
"Dir ist aber klar, was das für ein Schwachsinn ist? Das zwischen uns ist unverbindlich, egal wie nah wir uns kommen, es hat doch nichts zu bedeuten. Das haben wir immer gesagt."
"Ich weiß."
Er presst die Lippen noch fester aufeinander, was ich allerdings ignoriere und aufgebracht fortfahre.
"Also hast du kein Recht darüber zu urteilen, mit wem ich was habe. Und erst recht darfst du nicht darüber bestimmen wollen."
Er murmelt irgendetwas in sich hinein, das sich verdächtig nach "Tue ich aber" anhört, bevor er mich wieder ansieht.
Aber ich habe ihm nichts mehr zu sagen. Stattdessen laufe ich auf einen näher gelegenen Stehtisch zu, drücke meinen Zigarettenstummel im daraufliegenden Aschenbecher aus und fummele mir eine neue Kippe aus der Packung, während ich wieder zurück zu Marlon gehe.
"Hör auf Amy", meint er grimmmig. "Du hast genug geraucht, das ist ungesund."
Ich stoße ein tonloses Lachen aus. Wenn er so weitermacht kann es nicht mehr lange dauern, bis mir der Kragen platzt.
"Warum versuchst du immer und immer wieder, mich zu beschützen? Ich kann gut auf mich selbst aufpassen. Über mein Rauchkonsum kann ich genauso gut selbst entscheiden wie über meine Outfitwahl." Marlon soll verdammt nochmal aufhören sich so aufzuspielen, als könnte er über mich bestimmen. So macht er sich gewaltig unbeliebt bei mir.
Noch während ich ihm diese Worte an den Kopf knalle, überkommt mich die Erinnerung an unser Gespräch über mein Outfit ein paar Stunden zuvor.
Und mit dieser Erinnerung trifft mich auch die Erkenntnis. Plötzlich beginnt alles Sinn zu machen Er würde sich nicht so verhalten, wenn er nur aufs Ficken aus wäre.
Da Marlon zu perplex zu sein scheint, rede ich einfach wieder drauf los:
"Du meintest eben vor der Party, dass mein Rock so kurz ist und das das sicherlich viele Tpyen aufgeilt, stimmt es?"
Er denkt kurz nach, scheint aber nicht zu verstehen worauf ich hinauswill.
"So habe ich es nicht formuliert, aber ja..." "Gut. Und du meintest, dass du nicht willst, dass ich angefasst werde ohne es zu wollen, richtig?", fahre ich fort.
"Ja...", gibt er zögerlich zurück.
"Aber warum lässt mich dann das Gefühl nicht los, dass es dir nichtmal primär darum ging, sondern einfach darum, dass mich überhaupt niemand anfassen soll, der nicht du bist?"
Ich habe meine Gedanken einfach ausgesprochen, ohne sie zu hinterfragen, aber Marlons schuldbewusstem Blick nach zu urteilen habe ich genau ins Schwarze getroffen. Ich muss empört nach Luft schnappen, als ich genau das realisiere. "Marlon, das ist beschissen so", stelle ich fest. "Ich darf machen was und mit wem ich will, genauso wie du. Oder siehst du das mittlerweile anders?"
Er schluckt. "Ganz ehrlich?"
Mich überkommt ein ungutes Gefühl, vorallem weil er seine Stimme ziemlich gehoben hat.
"Ich fänd es schon irgendwie komisch, wenn du mit anderen Typen rummachst. Und das solltest du auch nicht, das wäre einfach scheiße."
Ich spüre einen Anflug von Zorn in mir aufkommen. Das Blut in meinen Ohren beginnt zu rauschen.
Was fällt ihm eigentlich ein?
"Marlon, hör auf über mich bestimmen zu wollen, verdammt."
Ich trete zu ihm vor und bohre ihm einen Finger in die Brust, woraufhin er überrascht zurückstolpert. "Ich mache, was ich will."
Er sieht mich intensiv an und ein dunkler Schatten huscht über sein Gesicht, bevor er langsam und unsicher nickt.
Fast als wäre er eingeschüchtert.
Trotzdem kann ich nicht anders, als ihm nochmal ordentlich Salz in die Wunde zu streuen, weswegen ich die Mundwinkel hochziehe und ihn säuerlich anlächele.
"Und wer sagt denn überhaupt, dass ich nur mit Typen rummachen will?"
"Was?" Sein perplexer Blick ist fast schon wieder amüsant.
"Du hast schon verstanden, was ich meine", schlage ich ihn mit denselben Worten, die er zuvor auf der Tanzfläche zu mir gesagt hat, drehe mich um und lasse ihn stehen.

Ich sehe nicht mehr zu ihm zurück, sondern laufe die paar Meter zu meinen Mädels und werde sofort erwartungvoll von allen dreien angesehen, als ich auf sie zukomme.
"Gerade ist er einfach nur ein Arschloch", lächele ich matt als einzige Erklärung.
Mein Blick fängt Rubys und sie bedeutet mir, mich neben sie zu stellen. Was ich auch tue.
Sie beugt sich zu mir rüber, so, dass ich ihren heißen Atem direkt an meinem Ohr spüre.
"Brauchst du Ablenkung?", raunt sie und ich spüre, wie sich leichte Gänsehaut auf meinen Armen ausbreitet.
"Wenn du sie mir geben willst", flüstere ich zurück und sehe ihr in die Augen.
Sie beginnt zu grinsen.
"Ich dachte schon du fragst nie."
Dann spüre ich auch schon, wie sich ihre Arme um meinen Nacken schlingen und presse eine Sekunde später mit dem Hintergedanken, dass Marlon uns beobachtet meine Lippen ungeduldig auf ihre.

Drama, Streit & Plottwist, lieben wir.
Was sagt ihr zu Marlons Aussagen?
Könnt ihr verstehen, wieso Amy so gereizt reagiert & ist es nachvollziehbar, was sie daran stört? Oder findet ihr, dass sie überreagiert?
Bin mehr als gespannt auf eure Reaktionen zu dem Kapitel, vorallem natürlich auch zum Ende haha :)
Lasst gerne einen Stern da, wenn es euch gefallen hat❤❤

Intuitiv, attraktiv? - DWKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt