Kapitel 4

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Welcome back, viel Spaß beim Lesen <3

Pov Amy
Jettes Blick wird wieder ein wenig ernster, bevor sie erneut zum Sprechen ansetzt.
"Aber jetzt ein anderes Thema."
"Ja?"
Ich weiß genau, was jetzt kommt. Es ist jedes Mal das Gleiche. Sie möchte immer von vorne bis hinten wissen, was bei mir mit wem passiert.
"Wie war es mit Marlon?", fragt sie wie erwartet. Ich zucke die Schultern.
"Gut. Wie immer."
Sie hebt wissend eine Augenbraue und grinst mich vielsagend an.
"Gut also, ja?"
"Ich weiß genau, worauf du hinauswillst", lache ich. Sie möchte wirklich alles immer bis ins kleinste Detail wissen. Manchmal ist das zwar etwas nervig, aber eigentlich ist es nicht schlimm. Eher im Gegenteil. Jettes Rat und ihre Unterstützung hat mir schon in so einigen Lebenslagen geholfen und ich bin extrem froh, eine Person zu haben, mit der ich ganz offen über alles reden kann und die mir zuhört. Andersherum ist es ja auch genauso. Ich möchte ja auch wissen, wie es in ihrem Leben läuft und durchlöchere sie dazu regelmäßig. Das ist mit Sicherheit einfach so ein Ding unter besten Freundinnen. Sie weiß alles über mich, ich weiß alles über sie.
Und genau deshalb merke ich jetzt auch, dass sie ihre Neugierde nicht verbergen kann und nur darauf wartet, dass ich anfange, zu erzählen. Nur das es nichts außergewöhnliches zu erzählen gibt.
"Na dann leg los. Ich warte", erwidert Jette grinsend.
"Es ist aber nichts besonderes passiert", verdeutliche ich ihr.
"Bei euch beiden passiert immer irgendetwas besonderes", bemerkt sie skeptisch. Mir ist mehr als bewusst, dass sie auf mein regelmäßiges Rummachen mit Marlon anspielt. Trotzdem schüttele ich den Kopf. "Das ist aber nichts besonderes."
"Wie man es nimmt. Nicht für jeden ist es nichts besonderes, dauernd mit einem nur freundschaftlichen Freund zu schlafen. Die meisten Leute empfinden das eher als komisch", zieht sie mich lächelnd auf.
"Als würden Marlon und ich immer miteinander schlafen, wenn wir uns treffen", kontere ich und verdrehe empört die Augen.
"Also habt ihr es heute nicht?"
Nun gut. In dem Punkt hat sie wohl gewonnen.
"Ja doch, haben wir, aber-", fange ich an, doch werde sofort von Jette unterbrochen, die überheblich die Arme vor der Brust verschränkt. "Siehst du", schmunzelt sie.
"Okay, okay, du hast ja Recht", gebe ich mich geschlagen. "Aber wo liegt denn das Problem? Wir verbringen Zeit zusammen und dann kommt eben eins zum anderen."
"Du brauchst dich doch nicht vor mir zu rechtfertigen", winkt Jette ab. "Es ist doch vollkommen in Ordnung. Ihr könnt machen was ihr wollt und wovon ihr denkt, dass das das richtige ist."
"Eben", nicke ich. Aber als ich ihr in die Augen sehe und einen leichten Hauch von Sorge hinter ihrem Lächeln erkenne, werde ich skeptischer. Irgendwie klang ihr Kommentar ironisch.
"War das gerade unterschwellige Kritik?"
"Oh Gott, nein, so sollte das nicht rüberkommen", beruhigt sie mich heftig kopfschüttelnd. "Du weißt doch, was ich davon halte. Ich finde ja, dass ihr ein enormes Risiko eingeht. Aber das Ganze ist eure Entscheidung."
Irgendwo verstehe ich ihren Gedankengang. Aber ihre Sorgen sind unbegründet.
"Wir sind uns dem Risiko ja bewusst und reden darüber, von daher. Und außerdem unternehmen wir auch wie ganz normale Freunde Sachen zusammen, ganz ohne Körperkontakt", meine ich schulternzuckend.
"Weiß ich doch. Es wäre ja auch schlimm, wenn ihr eure Freundschaft nur auf Sex reduzieren würdet."
"Dann könnte man es auch nicht mehr Freundschaft nennen", füge ich hinzu.
Und das denke ich wirklich. Meiner Meinung nach kann eine Freundschaft nur auf Vertrauen und einer gewissen emotionalen Verbindung zueinander beruhen. Eine nicht so starke Bindung, wie es in einer Beziehung der Fall ist, aber eben eine auf freundschaftlicher Basis. Wenn eine "Freundschaft" nur aus Berührungen besteht und man nichts anderes als das zusammen macht, kann man es nicht als Freundschaft bezeichnen. In einer Freundschaft verbringt man Zeit miteinander. Auch wenn es in dieser gemeinsamen Zeit zu körperlichen Aktivitäten kommt, wie es bei Marlon und mir der Fall ist.
Man muss zwischen Sex mit zusätzlich anderweitiger gemeinsam verbrachten Zeit und Sex als einzige gemeinsame Zeit unterscheiden.
Und Marlon und ich stehen bei ersterem, worüber ich definitiv froh bin. Denn abgesehen von unserer körperlichen Nähe schätze ich ihn auch als Mensch, als Freund, sehr und bin extrem froh, ihn zu haben.
Wir verstehen uns einfach blendend und mit ihm ist es wirklich immer sehr entspannt.
"Stimmt", reißt Jette mich aus den Gedanken. "Und solange ihr euch nicht ineinander verliebt, ist doch alles gut."
Ich muss mich bemühen, nicht zu lachen.
"Das passiert nicht, da kannst du dir sicher sein. Warum sollte ich mich auch ausgerechnet in Marlon verlieben?"
Für Marlon auch nur auf einer ansatzweise romantischen Ebene Gefühle zu entwickeln, kann ich mir wirklich bei bestem Willen nicht vorstellen. Jette zuckt die Schultern.
"Keine Ahnung. Ihr versteht euch gut. Und wenn man viel Zeit miteinander verbringt, kommt das ja oft automatisch."
Sie hat schon recht. Aber bei Marlon und mir ist das etwas anderes.
"Ja, aber schon alleine die Vorstellung, mich gerade in Marlon zu verlieben, ist komisch. Dann werde ich mich auch in Wirklichkeit nicht in ihn verlieben. Selbst wenn ich es wollte, er ist ja absolut nicht mein Typ", versuche ich mich zu erklären.
Aber irgendwie schaffe ich es nicht, das auszudrücken, was ich wirklich sagen möchte, weil ich selbst nicht genau weiß, was ich überhaupt meine. Also wissen tue ich es schon, nur beschreiben kann ich es nicht. Es ist eher so ein Gefühl in mir drin, das mir sagt, dass das mit Marlon nie etwas werden würde. Beziehungsweise durch das ich intuitiv weiß, dass ich mich nicht in ihn verlieben werde. Oder könnte.
"Na dann. Dann sollte nur auch Marlon sich nicht in dich verlieben", merkt Jette an.
"Tut er nicht."
"Sicher?"
Ich nicke. Marlon und ich haben schon oft darüber gesprochen, wie wir zueinander stehen und ich bin mir sicher, dass er mir sagen würde, wenn sich etwas daran ändern würde. Genauso wie ich es ihm sagen würde.
"Wir sind da ziemlich gelassen. Da passiert schon nichts."
"Ich will nur nicht, dass einer von euch am Ende daran kaputt geht. Aber im Endeffekt wisst ihr es ja am besten", lächelt Jette, aber sieht noch immer nicht vollständig überzeugt aus. Und ich weiß auch, dass ich sie nicht umstimmen könnte, egal wie sehr ich es versuche. Sie harrt zu sehr an dem Gedanken fest, dass die Freundschaft zwischen Marlon und mir früher oder später unter unserem momentanen Verhältnis leiden kann. Sie denkt, dass mindestens einer von uns früher oder später verletzt aus der ganzen Sache hinausgehen wird.
Aber sie sieht die andere Seite nicht.
Die positive. Die Seite, auf der nichts schiefgehen wird. Und ich weiß natürlich besser als sie, dass Marlon und ich uns auf dieser befinden. Auch wenn Jette das vielleicht nicht unbedingt so sieht.
Dadurch, dass wir generell so unterschiedliche Menschen mit auch teilweise unterschiedlichen Einstellungen sind, hat sie einfach eine andere Ansicht auf das ganze Thema, als ich. Und ich liebe sie dafür, dass sie sich zwar ihre eigene Meinung bildet, aber mich trotzdem nie für das was ich als richtig empfinde, verurteilen würde. Auch wenn es nicht unbedingt das ist, was sie selbst für richtig hält.
Aber das ist ja auch völlig in Ordnung, weil jeder Mensch eigene, individuelle Überzeugungen, Ansichten und Meinungen hat. Was wäre die Welt denn auch, wenn dem nicht so wäre?
"Genau", stimme ich ihr also lediglich zu.
Sie legt sich neben mich aufs Bett und starrt kurz nachdenklich an die Decke, bevor sie den Kopf wieder in meine Richtung dreht und mich interessiert anschaut.
"Warum bist du eigentlich schon so früh hier? Als du gesagt hast, dass du nachdem du bei Marlon warst, kommst, dachte ich, dass das bestimmt erst nachmittags sein wird."
"Dachte ich auch. Aber er musste zum Training", erkläre ich augenrollend, woraufhin Jette grinst.
"Wolltest wohl nicht weg von ihm, was?"
"Ha ha. Witzig", gebe ich ironisch zurück und verziehe bei meinem nächsten Gedanken ein wenig das Gesicht.
"Er hat irgendwie dauernd Training. Das muss doch sau anstrengend sein, so oft in der Woche Sport zu machen."
"Ist es auch. Aber es macht ja auch Spaß", lacht Jette. Ich kann nur ebenfalls lachend den Kopf schütteln. "Ihr mit eurem Fußball."
Jette spielt auch Fußball, genau wie Marlon. Nur ist sie in irgendeinem anderen Verein hier in Grünwald und nicht in Marlons Mannschaft. So genau kenne ich mich allerdings nicht aus. Auch bei Fußball generell bin ich nicht detailliert im Bilde, weil ich mich nicht wirklich dafür interessiere. Anderen beim Spielen zuzusehen kann ganz cool sein, aber selber spielen macht mir hingegen nicht viel Spaß. Aber jeder hat ja andere Stärken.

Ein bisschen über Amys Ansicht auf ihr und Marlons Verhältnis. Was sagt ihr zu ihrer Einstellung? Und was haltet ihr davon, wie Jette ihre Meinung zum Ausdruck bringt?
Sie sieht das Ganze ja etwas kritischer...
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