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"I've still  got so much love hidden beneath this skin" - Put A Little Love On Me (Niall Horan)


Verträumt wischte ich über die Tische des Diners und lauschte der Musik, die aus meinen Kopfhörern kam. Draußen war es bereits dunkel und es waren nur noch ein paar wenige Menschen auf der Straße unterwegs. Ich griff mir nach und nach einen Stuhl nach dem anderen und stellte sie verkehrt herum auf die Tische, um mit dem großen Besen den Boden zu fegen. Normalerweise arbeitete ich immer von morgens bis mittags, jedoch hatte ich freitags die Schicht von mittags bis abends.

Plötzlich hörte ich ein gedämpftes Geräusch. Ein wenig verwirrt setzte ich die Kopfhörer ab und hörte das Klopfen an der Ladentür nun ganz deutlich. Ich lehnte den Besen gegen die Wand und ging hinüber. Wer klopfte denn um diese Zeit noch hier an? Wir hatten doch längst geschlossen.

Ich schob die Jalousie ein wenig hoch und war überrascht, als ich Louis vor der Tür stehen sah. Ich drehte den Schlüssel im Schloss und er trat sofort ein, nachdem ich die Tür geöffnet hatte.

"Was machst du denn hier?", fragte ich verwundert.

"Ich... ich... ähm...", stotterte er und ich konnte Tränen sehen, die langsam seine Wangen hinunter liefen. "Ich wusste... ich wusste einfach nicht... wo ich sonst hin sollte... Ich wollte... und dann...", schluchzte er und wischte sich hastig mit dem Handrücken über das Gesicht.

"Hey, hey, ganz langsam", versuchte ich ihn zu beruhigen.

"Es... es tut mir leid... ich... du... du hast bestimmt besseres zu tun... ich wollte dich nicht stören...", stammelte er und wischte sich noch einmal über die Wange.

"Du störst doch nicht", lächelte ich, "Komm mal her."

Vorsichtig zog ich ihn ein Stückchen an mich heran und legte meine Arme behutsam um seinen zierlichen Körper. Er legte seinen Kopf ein wenig zurückhaltend gegen meine Brust und seine Arme vorsichtig auf meinen Rücken. Doch als erneute Schluchzer seinen Körper zum Beben brachten, schlang er seine Arme fester um mich und krallte sich mit den Fingern in meinem Pullover fest.

"Shh", machte ich leise und malte kleine Kreise auf den Stoff seines T-Shirts.

Eine ganze Weile standen wir so da und keiner sagte ein Wort. Nach einiger Zeit wurde Louis' Griff weniger und er löste sich vorsichtig aus meiner Umarmung, bevor er sich noch einmal die Tränen aus den Augen wischte.

"Tut mir leid, ich hab deinen Pullover total nass geheult", schniefte er und lächelte entschuldigend.

"Ach das macht doch nichts", winkte ich ab. "Was ist denn passiert?"

"Ich hab mich ausgeschlossen", grinste Louis schief, "Meine Familie ist bis morgen bei meinen Großeltern und ich habe vergessen, meinen Schlüssel mitzunehmen... jetzt komme ich nicht mehr rein."

"Oh", machte ich nur, weil ich nicht wusste, was ich darauf erwidern sollte.

"Dämlich ich weiß", seufzte Louis und zog eine Grimasse.

"Wieso bist du nicht mitgefahren?", fragte ich verwundert.

"Das Auto hat nicht so viele Plätze", antwortete er, "Und außerdem war ich eh nicht besonders scharf darauf."

Ich nickte zögerlich. Irgendwie glaubte ich ihm nicht wirklich. Es war die Art, wie er versuchte, meinen Blick zu meiden, die mich misstrauisch machte. Aber warum sollte er lügen? Er hatte mich noch nie angelogen.

"Du Harry?", fragte er zögerlich, "Ich konnte Liam nicht erreichen und er wohnt zu weit weg, als dass ich einfach mit dem Fahrrad hinfahren könnte... Kann ich vielleicht bei dir schlafen? Ich möchte dir nicht zur Last fallen und du kannst auch nein sagen, aber ich kenne sonst niemanden, zu dem ich gehen könnte und ich weiß einfach nicht, wen ich sonst fragen sollte und..."

"Lou", unterbrach ich ihn, "Du fällst mir nicht zur Last..."

Ein scheues Lächeln umspielte seine Lippen und er sah mich jetzt wieder so niedlich aus seinem wunderschönen blauen Augen an, dass ich kaum einen Ton heraus brachte. Wie schaffte er es nur jedes Mal, so eine Wirkung auf mich zu haben?

"... aber ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist", beendete ich meinen Satz. "Ich meine, wir kennen uns doch kaum und was wenn ich vielleicht ein gefährlicher Axtmörder oder ein Vergewaltiger bin?"

"Doch, ich kenne dich Haz'", schmunzelte Louis, "Gut genug um zu wissen, dass du keiner Fliege etwas zuleide tun würdest."

Ich spürte, wie mein Herz einen kleinen Hüpfer machte, als er mich bei meinem Spitznamen nannte. Auch Louis schien jetzt zu bemerken, wie er mich gerade eben genannt hatte, denn seine Wangen nahmen einen leichten rosa Farbton an und er senkte beschämt den Kopf.

"Na schön", gab ich nach, "Eine Nacht wirst du wohl bleiben können."

"Danke", hauchte er, hob den Kopf wieder und fiel mir ohne Vorwarnung um den Hals.

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"Hier", grinste ich und warf Louis, der die Couch im Wohnzimmer gerade mit einem Bettlaken, dass ich ihm gegeben hatte, bezog, ein weiches Kopfkissen mitten ins Gesicht.

"Ey!", rief er empört und griff nach dem Kissen.

Seine Augen leuchteten angriffslustig, als er aufstand und sich dann mitsamt Kissen auf mich stürzte. Schützend hielt ich mir die Hände vor's Gesicht, doch durch Louis plötzliches Gewicht verlor ich das Gleichgewicht und fiel nach hinten. Er landete direkt auf mir, das Kissen zwischen uns und rollte sich lachend von mir herunter.

"Dein Gesicht", gluckste er und hielt sich den Bauch.

"Du Spinner", erwiderte ich nur und stand grinsend auf. "Gute Nacht."

"Harry?", fragte er, als ich gerade den Raum verlassen und in mein Schlafzimmer gehen wollte, "Kann ich vielleicht ein T-Shirt von dir zum schlafen haben? Ich friere nachts sehr schnell..."

"Klar", antwortete ich, immer noch leicht schmunzelnd.


908 Wörter - Ivy


Moments - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt