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"'Cos we've shared the laughter and the pain and even shared the tears" - Against All Odds (Phil Collins)


Als ich die Augen aufschlug und mich aufrichtete, wäre ich am liebsten auf der Stelle tot umgefallen. Mein Kopf brummte, als würde jemand mit einem Hammer dagegen schlagen und ich fühlte mich ungefähr so wie ein zermatschter Apfel, der vom Baum gefallen war und jetzt langsam auf dem Boden verfaulte. Stöhnend schloss ich die Augen wieder und ließ mich zurück in die Kissen fallen.

Plötzlich platschte etwas nasses und kaltes direkt in mein Gesicht und ich qiekte laut auf. Über mir stand ein grinsender Niall mit einem Eimer Wasser, der bis eben wohl noch voll gewesen war, jetzt jedoch mein Gesicht und das halbe Bett überflutet hatte.

"Sag mal spinnst du?", fuhr ich ihn an und wischte mir mit dem Handrücken über das Gesicht.

"Ich hab dich lange genug schlafen lassen und jetzt müssen wir das Viertel von dir, das noch nicht nüchtern ist, auch dazu bewegen. Später wirst du mir danken, glaub mir", grinste Niall und reichte mir ein Wasserglas und eine Aspirin.

"Danke", brummte ich, immer noch ein wenig genervt und flößte mir beides ein.

"Und jetzt geh duschen, du stinkst wie eine Frittenbude, hast du dich die letzten Tage etwa nur von Fastfood ernährt?"

Nialls Blick schweifte durch den Raum. Auf dem Boden verteilt lagen überall leere Pizza-, Burger- und Pommesschachteln, die er misstrauisch beäugte. Ich bestätigte seine Vermutung mit einem unsicheren Schulterzucken und Niall kam vorsichtig zu mir auf das nasse Bett gekrabbelt.

"Ach Haz'", flüsterte er leise und zog mich an sich.

Ich legte meinen Kopf in seinen Schoß und ließ mich von ihm unter den nassen Haaren kraulen, während meine Gedanken wieder einmal zu Louis schweiften. "Ich liebe ihn, Niall", hauchte ich so leise, dass ich mir nicht sicher war, ob er es überhaupt gehört hatte doch das leise "Ich weiß Harry, ich weiß" bewies mir das Gegenteil.

"Musst du nicht zur Arbeit?", fragte ich, nachdem wir eine Weile in dieser Position verweilt hatten.

"Heute ist Samstag, Harry. Da arbeite ich nicht, das weißt du doch", flüsterte Niall sanft und strich mir über die Wange.

Ich fuhr so abrupt hoch, dass mein Kopf beinahe mit dem des Iren zusammengestoßen wäre. Erschrocken sah ich ihn an, ehe ich mir meine Hände vor das Gesicht schlug und meinen Kopf darin vergrub. "Nein, nein, nein", murmelte ich leise und warf einen Blick auf den kleinen Wecker, der auf meiner Kommode stand.

"Hey, was ist denn los, hast du noch etwas vor?", fragte Niall verwirrt.

"Ich bin mit meiner Familie verabredet", stöhnte ich, "Gem hat doch dieses Auslandsjahr in Amerika gemacht und sie kommt heute zurück, weshalb wir bei meinen Eltern zum Mittagessen verabredet sind. Gott, wie konnte ich das nur vergessen? Ich kann doch so jetzt keine zwei Stunden Auto fahren und rechtzeitig werde ich auch niemals kommen. Außerdem, wie sehe ich überhaupt aus?"

"Hey, hey, beruhige dich", sagte Niall beschwichtigend, "Ich fahre dich, okay? Sieh zu, dass du unter die Dusche kommst, ich suche dir was zum Anziehen und mache uns Frühstück."

"Nein, das ist nicht nötig. Ich schaffe das schon... irgendwie. Das ist doch viel zu viel verlangt..."; murmelte ich leise.

"Hey, nein Hazza. Ich mache das, keine Widerrede. Schließlich sind beste Freunde doch dafür da oder?"

Ich spürte, wie sich meine Mundwinkel ein Stückchen nach oben bewegten. Beste Freunde. Ohne Vorwarnung fiel ich Niall um den Hals und nuschelte ein leises "Danke" in seine dichten Haare.

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"Soll ich dich dann heute Abend wieder abholen?", fragte Niall, als wir ein paar Stunden später vor dem großen Einfamilienhaus meiner Eltern parkten.

Sofort überkam mich eine Welle der Ruhe und ich schloss für einen winzigen Moment die Augen. Ich liebte diesen Ort so sehr. Meine Eltern wohnten auf dem Land in einem kleinen Dorf umgeben von Wäldern, Weiden und Feldern. Auch wenn ich das Stadtleben liebte, schlug mein Herz auch mindestens genauso sehr für diesen Ort. Hier konnte man einfach entspannen und abschalten und es fühlte sich jedes Mal so an, als wäre die Zeit stehen geblieben.

"Möchtest du nicht mitkommen?", stellte ich als Gegenfrage, "Meine Eltern würden sich bestimmt freuen, dich mal wieder zu sehen und Gemma auch. Außerdem ist es doch Quatsch, wenn du jetzt zwei Stunden zurück fährst, nur um dann sofort wieder los zu fahren um mich abzuholen."

"Ich möchte nicht stören", murmelte Niall leise, "Ihr habt euch eine Ewigkeit nicht gesehen, da wollt ihr doch bestimmt erst einmal unter euch sein."

"Ach Quatsch", widersprach ich sofort, "Du gehörst doch sowieso schon so gut wie zur Familie."

"Na schön", lächelte Niall, stieg aus und holte Clifford aus dem Kofferraum. "Meinst du, deine Mum hat wieder diese herrlichen Erdbeertörtchen gemacht?"

"Bestimmt", grinste ich und ließ Clifford von der Leine, der daraufhin Schwanz wedelnd um uns herum hüpfte, während wir zur Tür gingen.

Kaum zwei Sekunden, nachdem wir geklingelt hatten, wurde die Tür schon geöffnet und meine Mum fiel mir überglücklich um den Hals, bevor sie auch Niall in eine Umarmung zog.

"Hey Anne", lächelte dieser und begrüßte meinen Dad dann ebenfalls mit einer Umarmung, nachdem dieser mich beinahe erdrückt hätte.

"Du hast gar nicht gesagt, dass du Naill auch mitbringst", stellte meine Mum fest.

"Ich kann auch wieder fahren, wenn ich störe", warf Niall sofort ein, woraufhin sie ihm nur lachend durch die Haare wuschelte. "Quatsch, ich habe nämlich deine Lieblingserdbeertörtchen gemacht. Außerdem bist du immer willkommen."

"Das ist natürlich ein Argument", grinste Niall und ich konnte sehen, wie ihm bereits das Wasser im Mund zusammen lief.

"Harry!", hörte ich plötzlich eine Stimme aus Richtung Flur und schon kurz darauf lag Gemma in meinen Armen. "Hey Schwesterherz", murmelte ich leise, "Wie war es in Amerika?"

"Unglaublich, ich erzähle dir gleich alles beim Mittagessen, aber jetzt kommt, sonst wird es noch kalt", grinste sie und wollte gerade wieder rein gehen, als sie inne hielt, "Ist das dein Hund, Niall?"

"Nein, er... er gehört mir...", murmelte ich leise.

Interessiert hockte Gemma sich hin und kraulte Clifford hinter den Ohren. "Ich wusste gar nicht, dass du so ein Hundefan bist."

"Ich auch nicht", gab ich zu.

"Hey ist alles okay?", fragte Gemma besorgt und strich mir über die Wange. Das war klar gewesen. Sie spürte einfach immer sofort, wenn mich etwas bewegte.

"Ja... nein...", murmelte ich leise, "Eigentlich... eigentlich gehört er nicht mir, sondern... jemandem, der mir sehr wichtig ist..."

"Harry, Schatz. Hey...", flüsterte meine Mum plötzlich besorgt und zog mich in eine liebevolle Umarmung, als ich spürte, wie mir die ersten Tränen über die Wangen liefen.

"Tut mir leid", schniefte ich leise und unterdrückte ein Schluchzen.

"Entschuldige dich nicht Schatz, lass alles raus, dann geht es dir besser", sagte meine Mum und streichelte mir vorsichtig über den Rücken.

"Es tut so weh!", schluchzte ich und würde sie mich nicht festhalten, wäre ich jetzt wahrscheinlich zusammengebrochen.

"Ich weiß Schatz, ich weiß."


1148 Wörter - Ivy

Moments - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt