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23. April, 10:37 pm

Liebes Tagebuch,

Dad und ich haben es den Mädchen noch nicht gesagt... dass Mum Krebs hat meine ich. Wir wissen einfach nicht wie, wir kommen ja selbst kaum damit klar und sie sind noch so jung, vielleicht zu jung, um es zu verstehen, vielleicht zu jung, um es zu verkraften. Dad hat sich verändert. Wenn wir nicht im Krankenhaus sind, ist er eigentlich nur noch in seinem Schlafzimmer. Nachts höre ich ihn oft weinen, ich weiß nicht, wie lange er das noch mitmacht. Ich weiß nicht, wie lange ich das noch mitmache. Cliff ist im Moment der einzige, dem ich nicht vorspielen muss, dass alles in Ordnung ist. Ich weiß, das klingt bescheuert, aber wenn ich ihm von meinen Sorgen erzähle, habe ich das Gefühl, es hilft mir. Sie hat gesagt, ich soll auf ihn aufpassen, wenn sie es vielleicht nicht schafft. Er war ist ein und alles und jetzt kann sie ihn nicht einmal mehr sehen. Ich bete jeden Tag, dass sie es vielleicht doch schafft aber langsam gebe ich die Hoffnung auf.

Eine Träne lief mir über das Gesicht, als ich die Seite zu Ende gelesen hatte und ich vergrub schluchzend mein Gesicht in Cliffords weichem Fell. Mit sie war also seine Mum gemeint, wieso war ich da nicht gleich drauf gekommen?

Als ich das Buch zu schlug, fiel mein Blick auf die Rückseite, auf der wieder ein kleiner Zettel klebte.

Mach dir bitte keine Vorwürfe, ich weiß, dass du mich nicht verraten hast. Wir werden uns wieder sehen, versprochen <3

Nein, ich hätte ihn niemals verraten. Aber außer mir wusste es keiner... Plötzlich machte es in meinem Kopf klick und ich sprang so schnell auf, dass Clifford erschrocken vom Bett hüpfte. Mitsamt Tagebuch, Schlüssel und Hund sprintete ich zur Tür, schloss sie hinter mir ab, stieg ins Auto und fuhr zum Diner.

Als ich dort ankam, stürmte ich direkt auf Zayn zu und ignorierte einfach die Blicke der Gäste, die mich teils verwirrt, teils ängstlich aufgrund meines Zorns, der mich wie eine große Gewitterwolke umgeben zu schien, anstarrten und leise miteinander tuschelten.

"Du verdammter Bastard!", schrie ich laut, packte Zayn, der mich erschrocken ansah, am Kragen und schleuderte ihn gegen die harte Steinwand.

"Harry! Sag mal, spinnst du?", hörte ich Nialls Stimme plötzlich und der Ire schubste mich bestimmend nach hinten, bevor er sich schützend vor Zayn stellte, der mich nun wie ein verschrecktes Reh anstarrte.

"Der Arsch hat Louis verraten! Glaubst du es geht ihm im Heim besser? Weg von zu Hause, weg von seiner Familie? Du hast ja absolut keinen Plan und glaubst, du hast das Recht, ihm sein ganzes Leben kaputt zu machen, nur weil es dir so passt!"

"Harry, hör auf und beruhige dich bitte. Das können wir doch auch sicher in Ruhe klären, aber du lässt Zayn ja gar nicht zu Wort kommen", verteidigte Niall den Halbpakistani.

"Sag mal auf wessen Seite stehst du eigentlich?", rief ich aufgebracht, "Ich dachte du wärst mein bester Freund!"

"Das ist nicht fair Harry und das weißt du", hauchte Niall tonlos und ich sah, wie sich in seinen Augen Tränen sammelten.

"Ach ihr könnt mich mal", schnaufte ich und ging in Richtung Ausgang.

"Was gafft ihr so?", fuhr ich die Gäste wütend an, die das ganze Spektakel mit großen Augen verfolgt hatten und nun wieder miteinander tuschelten.

Als ich langsam in Richtung meines Autos ging, sah ich aus dem Augenwinkel, dass Nialls Augen rot unterlaufen waren und er sich zitternd die Hände vor das Gesicht schlug, bevor Zayn ihn in eine lange und liebevolle Umarmung zog und ihm irgendetwas ins Ohr flüsterte, worauf hin seine Mundwinkel ein wenig nach oben zuckten.

Ich realisierte erst jetzt, was ich da eben gerade getan hatte. Ich hatte Niall dazu gezwungen, sich zwischen mir und Zayn zu entscheiden. Oh Gott ich war so ein Idiot, so ein verdammter Idiot. Er hatte absolut nichts damit zu tun und jetzt hatte ich ihn total mit rein gezogen. Er war immer für mich da gewesen und stand mir immer zur Seite und jetzt hatte ich einfach unsere Freundschaft in Frage gestellt.

Als ich einstieg, ließ ich den Kopf erschöpft auf das Lenkrad sinken. Hatte ich gerade vielleicht auch noch meinen besten Freund verloren?

Ein leises Bellen neben mir ließ mich wieder hoch schauen und in die lieben und treuen Augen von Clifford sehen.

"Wenigstens habe ich dich noch", seufzte ich und strubbelte ihm durch das weiche Fell.


719 Wörter - Ivy

Moments - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt