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"Das riecht wirklich gut", lächelte Niall und hielt seine Nase genießerisch in die Luft.

Ich hatte mich inzwischen wieder beruhigt und nun saßen wir alle im Wohnzimmer am gedeckten Tisch, während Clifford es sich auf der Couch gemütlich gemacht hatte.

"Erwarten wir noch jemanden?", fragte ich verwundert und blickte auf den leeren Platz rechts von mir, der ebenfalls gedeckt, aber nicht besetzt war.

"Ja das ist etwas... worüber... also...", stotterte mein Dad unsicher und warf Gemma und meiner Mum fragende Blicke zu.

"Also du weißt ja, dass wir schon länger darüber nachdenken...", setzte meine Mum nun ein, "Ein Kind zu adoptieren, weil es hier sehr still ist, jetzt, wo ihr beide schon seit einer Weile ausgezogen seid. Das Haus ist so ruhig und es muss einfach mal wieder ein bisschen Leben in die Bude..."

Ich nickte zögerlich. Ja, darüber dachten meine Eltern schon eine Weile nach. Und ich unterstützte diese Idee total, für meine Eltern war es sicherlich eine neue Erfahrung und eine Bereicherung. Außerdem gefiel mir der Gedanke, vielleicht noch ein jüngeres Geschwisterkind zu haben.

"Er ist vor ein paar Tagen angekommen", brachte meine Mum den Satz zu Ende.

"Das freut mich, ehrlich", lächelte ich, "Wie ist er denn so?"

Betrübt senkte meine Mum den Blick. "Er ist sehr still, um ehrlich zu sein hat er noch kein einziges Wort mit uns geredet. Meistens liegt er nur im Bett und hört den ganzen Tag Musik. Das Essen verweigert er und langsam machen wir uns wirklich Sorgen."

"Das wird bestimmt", lächelte ich optimistisch, "Er braucht sicher nur Zeit um sich ein zu leben."

Sofort schweiften meine Gedanken ab zu Louis. Wie es ihm jetzt wohl ging? In seiner Familie... Würde er sich auch so verhalten? Hatte er eine nette Familie abbekommen? Was, wenn er sie nicht leiden konnte oder sie ihn nicht?

"Möchtest du ihn vielleicht noch einmal fragen, ob er zum Essen kommen möchte, Gem?", riss mich mein Dad aus meinen Gedanken, "Vielleicht dringst du ja irgendwie zu ihm durch. Dass er sich ein leben muss verstehe ich ja, aber seine Essensverweigerung bereitet mir wirklich Sorgen."

"Klar", lächelte meine Schwester und erhob sich.

Sofort spitzte Clifford die Ohren, sprang von der Couch und lief Schwanz wedelnd auf sie zu. Schon vorhin hatte er mitbekommen, dass es vom Tisch wunderbar roch und jedes Mal, wenn sich jemand auch nur minimal bewegte, hatte er Hoffnung, irgendetwas abzubekommen.

"Nein, Süßer, ich habe nichts für dich", lachte Gemma und wuschelte ihm durch das dichte Fell.

"Nimm ihn doch mit", lächelte ich, "Vielleicht kann ihn der Hund ja überzeugen. Die meisten Kinder mögen doch Hunde oder nicht?"

"Gute Idee", stimmte Niall nun ebenfalls zu und auch Gemma schien das für eine Möglichkeit zu halten, denn sie nahm Clifford nun am Halsband und führte ihn langsam hinter sich aus dem Wohnzimmer und die Treppe hinauf.

"Hey, das wird schon", lächelte ich und legte meine Hand auf die meiner Mutter, als ich ihren besorgten Blick sah, "Ihr seit die besten Eltern, die man sich wünsche kann, das wird er auch noch erkennen."

Plötzlich hoben wir alle verwundert die Köpfe, als wir von oben lautes und aufgeregtes Gebell hörten. Kurz darauf stürmte jemand in Rekordzeit die Treppe hinunter und in Richtung Wohnzimmer.

Als ich Louis Kopf im Türrahmen sah, fielen mir beinahe die Augen aus dem Kopf und ich hätte fast mein Glas, aus dem ich gerade hatte trinken wollen, fallen gelassen. Ich stellte es zurück auf den Tisch und sprang von meinem Stuhl auf, als Louis auch schon in meinen Armen lag.

Er vergrub seinen Kopf in meiner Halsbeuge und hatte die Arme um meinen Hals geschlungen. Liebevoll drückte ich seinen zierlichen Körper, der Besorgnis erregend dünn geworden war, an meinen und atmete seinen lieblichen Duft ein.

"Fuck Harry, ich dachte, ich sehe dich niemals wieder", flüsterte er leise und krallte seine Finger in meinen Hoodie.

"Und ich dachte ich sehe meinen Lieblingshoodie nie wieder", grinste ich, was ihm ein niedliches Kichern entlockte.

Vorsichtig löste er sich von mir und sah mir für einen Moment tief in die Augen. Seine Augen. Wie sehr ich seine Augen vermisst hatte, dieses intensive blau und dieser Blick, von dem man dachte, er reichte einem bis in die Seele. Plötzlich löste sich aus Louis' Auge etwas und eine Träne lief langsam seine Wange hinunter.

"Hey, wein nicht bitte", hauchte ich tonlos und wischte sie vorsichtig mit meinem Daumen weg. Louis schloss die Augen und lehnte sich genießerisch meiner Berührung entgegen.

Dann stellte er sich plötzlich auf die Zehenspitzen und legte seine Lippen unsicher auf meine. Als ich erwiderte, spürte ich, wie er lächelte und den Kuss augenblicklich vertiefte. Liebevoll kraulte er mit den Fingern meinen Nacken, während meine Hände inzwischen auf seiner Taille lagen und meine Daumen ihn dort sanft streichelten.

Als wir uns voneinander lösten, lehnte ich meine Stirn leicht gegen Louis' und schloss für einen Moment die Augen. "Ich liebe dich, Lou", flüsterte ich so leise, dass nur er es hören konnte. "Und ich dich erst", erwiderte dieser und fuhr mit seinem Daumen liebevoll über meine Lippen, die immer noch ein wenig nach seinen schmeckten.

"Ich glaube, wir sollten reden", unterbrach plötzlich die Stimme meiner Mutter diesen atemberaubenden Moment und ich und Louis drehte uns zum Tisch um, wo uns zwei Augenpaare überrascht anstarrten.

Auf Nialls Gesicht hingegen zeichnete sich ein breites Grinsen ab und ich konnte deutlich sehen, dass es ihn alle Mühe kostete, nicht auf zu springen und laut los zu kreischen.


879 Wörter - Ivy

Moments - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt