07 | Wieso sollten Kühlpacks bei gebrochenen Nasen helfen?

6.4K 277 221
                                    

Die Dresscode-Farbe war weiß. Langweilig. Ich hielt mich mit einem simplen Crop-Top daran, kombinierte dazu allerdings noch hellblaue Jeans und Sneaker. Ich sah vielleicht dämlich aus, aber ich hatte genau ein Paar weißer Hosen. Und ich wollte es ganz bestimmt nicht auf einer Party voller Teenager zerstören, denn das geschah schnell, wenn jemand auch nur ein wenig Cola oder Bier darauf verschüttete. So weit würde es nicht einmal in meinen schlimmsten Albträumen kommen. Das einzig Positive an der Farbe war, dass sie zu meinen Haaren passte. Denn die waren eine undefinierbare Mischung aus Erdbeerblond und Dunkelrot. Ich hatte es mittlerweile – naja eigentlich ja nicht – aufgegeben, die Farbe zu definieren, denn es war ohnehin zwecklos. Es hing immer vom Lichteinfall ab, wie meine Haare schlussendlich aussahen, was sie zu einer unberechenbaren Masse machte.

»Du siehst so aus wie immer«, komplimentierte mich Frankie. Sie hatte wohl noch weniger Lust auf diese Party als ich. Dafür hatte sie nicht einmal einen bestimmten Grund. Sie umging Menschenmassen für gewöhnlich. Es war schlimm genug, dass sie all diese Leute in der Schule sah, da musste sie nicht auch noch ihre Freizeit auf sie verschwenden. Ihre Worte, nicht meine.

»Danke. Du siehst aus wie eine Heilige.«

Sie trug ein hautenges Minikleid, welches unfassbar dünn war und nur wenig Platz für Fantasie übrigließ. Aber es stand ihr großartig und ihre dunklen Haare umrandeten ihr engelsgleiches Gesicht. Solange sie mochte, was sie trug, war es eigentlich nicht meine Aufgabe etwas dazu zu sagen. Aber Frankie nahm mir solche Kommentare nicht über, weswegen man mit ihr auch so scherzen konnte.

»Dann sehe ich wenigstens genug gut aus, um dein Outfit zu kompensieren.«

»Danke. Du bist heute sehr großzügig mit deiner Freundlichkeit. Womit habe ich das verdient?«, fragte ich neugierig. Ich nahm Frankie ihre schlechte Laune nicht übel. Ich wusste nämlich ganz genau, dass sie dafür einen guten Grund hatte. Das tat sie immer, obwohl sie ihre Gefühle nur selten offenlegte.

»Einmal abgesehen davon, dass Illian ein Idiot ist? Gar nicht.«

»Also gibt es Stress im Paradies?«

Frankie sah so aus, als würde sie mich am liebsten erwürgen, nahm allerdings die Hände nicht vom Steuer, sondern warf mir nur einen bösen Blick zu. Ich verschluckte mich an meinem Lachen und verzog das Gesicht.

»Hör auf mit deinen Witzen. Das ist nicht lustig, Dar.«

»Ich finde es superlustig. Frankie und Illian – zwei heilige im Paradies.«

Frankie seufzte und umklammerte das Lenkrad fester. Wahrscheinlich, um Wut abzubauen. Ich war eben ein bisschen gemein, aber teilweise konnte ich es einfach nicht zurückhalten.

»Du hast gar nichts zu sagen und das weißt du auch, Schätzchen. Solange du nicht erzählst, was du mit dem Emo in der Umkleide getan hast, geht dich ein freundschaftlicher Streit zwischen Illy und mir gar nichts an.«

Dabei betonte sie freundschaftlich besonders. Ja, klar. Das kaufte ich ihr direkt ab. Aber gut, wenn sie nicht darüber reden wollte, dann konnte ich sie nicht zwingen. Sie würde es mir schon erzählen. Hoffentlich.

»Du kannst behaupten, was du willst. Außerdem haben wir nur gestritten. War nicht so schön.« Ich wünschte, du hättest wenigstens eine gute Erklärung gehabt. Hallo, schlechtes Gewissen. Ich hatte dich beinahe vergessen. Ein Tag ohne war wohl zu viel verlangt. Dabei hatte River die Sache bestimmt längst schon vergessen und ich zerbrach mir nun über eine Unsinnigkeit den Kopf.

»Wie du meinst.« Sie glaubte mir also nicht.

»Du weißt, dass ich das hasse, Frankie«, ermahnte ich sie. Ich konnte es nicht ausstehen, wenn Leute eine Wahrheit verlangten und mir dann nicht glaubten. Wieso fragte man überhaupt, wenn man sich schon eine Meinung gebildet hatte und gar nicht mehr hören wollte, was die andere Person zu sagen hatte?

Kiss Me On PaperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt