13 | Ciabatta und Zigaretten zum Abendessen

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»Ich habe Hunger«, verkündete ich. Leider unterstützte mein Magen mich nicht, indem er auf Knopfdruck knurrte. Vielleicht war das der Grund, wieso River nur schnaubte und nicht so wirkte, als würde er mir die Worte tatsächlich abkaufen.

»Ich meine es ernst«, nörgelte ich.

»Schön für dich.«

»Nein, das ist nicht schön. Ich möchte wirklich etwas essen.«

»Himmel, Darling, halt die Klappe, okay? Noch ungefähr zehn Minuten und du kannst bei dir zuhause dein Abendessen genießen.«

Ich seufzte und sank tiefer in den bequemen Sitz von Rivers Autos. Trotz unseres aufmunternden Austausches war River schlecht gelaunt und ich konnte es ihm nicht verdenken. Ich wäre es an seiner Stelle auch gewesen, aber bei ihm hatte ich es mir zur Aufgabe gemacht seine Laune zu heben. Und damit meinte ich, dass ich ihm den Abend verbessern wollte. River sah nicht gerade glücklich aus und je mehr Zeit verstrich, desto schlimmer wurde es.

»Tut mir leid«, meinte er, nachdem ich einige Sekunden lang geschwiegen hatte. »Ich wollte dich nicht so anfahren. Ich muss mich einfach auf die Straße konzentrieren, Dar. Da kann ich nicht noch auf dich aufpassen.«

»Ist schon okay. Aber ich habe wirklich Hunger und eine großartige Idee.«

»Du musst den Teil mit dem Hunger nicht nochmal sagen. Ich habe dich schon beim ersten Mal verstanden. Aber wenn es sich nicht verhindern lässt, kannst du deine Idee mit mir teilen.«

Ich lächelte zufrieden. Der erste Schritt in Richtung Darlene-kriegt-was-sie-will-weil-sie-so-toll-ist. Vermutlich hatte er es nur gesagt, weil er ein schlechtes Gewissen hatte, aber man nahm, was man bekam, und da wollte ich keine Ausnahme sein.

»Wunderbar. Ich finde, dass wir gemeinsam etwas essen sollten.«

Rivers Knöchel wurden weiß ums Lenkrad.

»Wie bitte?«

»Wir sollten etwas zusammen essen gehen.«

»Wieso?«

»Weil wir Freunde sind. Und du musst mich gar nicht erst so ansehen. Das war deine Idee, okay? Wir ziehen die Sache jetzt durch. Einmal abgesehen davon, dass das eigentlich unser Deal war.«

River seufzte, entspannte sich allerdings wieder. »Du bist echt merkwürdig.«

»Danke.«

Er warf mir einen Blick zu, der die Worte für ihn aussprach: Das war kein Kompliment. Definitiv mein liebster Insider. »Wieso willst du überhaupt was mit mir essen gehen, wenn du auch heimgehen kannst? Ich weiß, dass du das mit dem Freunde-sein Ernst nimmst, aber gibt es da nicht Feierabend oder so?«

Ich schüttelte den Kopf und verkniff mir ein Lachen. Ob es Feierabend bei Freundschaften gab? »Natürlich nicht. Was glaubst du denn, Tartaruga? Du brauchst dringend einen Crash-Kurs im befreundet sein. Du bist nämlich miserabel darin. Außerdem sind wir so schick angezogen, da wäre es doch eine Schande nach Hause zu gehen.«

River schnaubte, aber er wehrte sich nicht, als ich ihm eine Adresse nannte und mehr oder weniger befahl dahinzufahren. Ich durfte sogar wieder das Radio anstellen und schlief wieder beinahe ein. Ich verstand nun, wieso River nie von sich aus Musik hörte beim Autofahren. Es war zu verlockend, die Augen zu schließen.

Als wir ankamen, konnte ich mir ein Gähnen kaum verkneifen, aber ich tat es trotzdem, während ich River dabei half einen guten Parkplatz auszusuchen.

Panino di Ricardo glänzte in großen, neonfarbigen Lettern über dem kleinen Bistro, das ich so sehr liebte. River sagte nichts, während ich voller Freude ausstieg und praktisch zum Laden hüpfte. Hoffentlich merkte er, dass er mir nachlaufen sollte. Panino di Ricardo war nämlich das Highlight meiner menschlichen Karriere – auch das Leben genannt – denn ich war diejenige aus unserem Freundeskreis, die es entdeckt hatte und absolut jede Person, mit der ich hierhinkam, liebte es über alles.

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