19 | Was wären Wasserballons und Mini-Surfbretter nur ohne Farben?

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Nach der Kuchenzeit waren alle satt und müde – zumindest alle außer Addie, die wie ein gerupftes Huhn durch die Gegend rannte und die Truppe zusammentrommelte. Anscheinend hatte sie für den Abend mehr Pläne gehabt als nur Kuchen essen und danach zu schlafen. Oder vielleicht waren das Delilahs Pläne? Mittlerweile konnte ich nicht mehr genau durchblicken, wer von beiden wofür verantwortlich war, weil sie so ähnlich dachten, dass die Grenzen ein wenig verschwammen.

»Weißt du schon, was sie machen möchte?«, fragte Frankie, die gähnend neben mir stand. Meine Mundwinkel zuckten bei dem Anblick und ich schüttelte den Kopf, während ich mir mein Gähnen ebenfalls verkneifen musste. Mein persönliches Stehkissen hatte sich zu seinen alten Freunden verzogen, wo er sich gut unterhielt, also musste ich jetzt wohl oder übel wach bleiben.

»Ich habe ihn noch nie in so einer Gruppe gesehen«, kommentierte Frankie, die meinem Blick wohl gefolgt war. »Er sieht so aus, wie Bash es bei uns immer tut. Anscheinend haben die Brüder beim Schulwechsel auch gleich die Rollen getauscht. Bash benimmt sich schon den ganzen Abend lang wie ein Außenseiter.«

Ich nickte zustimmend. Ich wartete ohnehin schon die ganze Zeit den richtigen Moment ab, um Fragen zu stellen. Leider war das nicht so einfach, wenn ich all meine Fragen in den richtigen Momenten vergaß. Ich war froh, dass River sich so pudelwohl fühlte, aber die Kulisse schrie beinahe nach einer Szene, die ich nicht verstand. Vor allem machte sie nicht Sinn, wenn man den drastischen Wandel ohne Kontext miterlebte. Es war ein surrealer Anblick, sodass ich mich schon mehrmals gekniffen hatte, um sicherzugehen, dass ich dieser Party nicht nur erträumte.

»Ja. Da steckt vermutlich mehr dahinter«, stimmte ich ihr zu, ehe ich mich streckte, um nicht an Ort und Stelle einzunicken. Was auch immer gleich losgehen würde, es war nicht ideal, wenn ich jetzt schon meine gesamte Konzentration verlor.

»Okay, Leute! Genug geredet, die richtige Party beginnt jetzt!«, verkündete Addie laut. Sie sah so aus, als hätte sie gerade den Spaß ihres Lebens und das freute mich für sie. Schließlich handelte es sich da auch um das Geburtstagskind. Ich konnte mir vorstellen, wie stolz Deli auf die Party war, wenn dies Addies Reaktion war.

»Bildet jeweils Zweierteams und nehmt dann pro Gruppe eine der Wasserpistolen und ein Schild hier!«

Ich sah Frankie an, die ihre Augen schon auf mich geheftet hatte. Es war ein bisschen wie in der Schule, denn Augenkontakt bedeutete, dass man zusammen in einer Gruppe sein wollte. Frankie und ich hatten in diesem Jahr nicht viele Klassen zusammen, aber schon seit wir Kinder waren, schlossen wir uns bei Spielen zu einem Team. Wir waren ähnlich ehrgeizig und wir hatten jahrelange Übung in Wasserpistolen-Kriegen. Wir hatten seit Jahren nicht mehr gegen Illian und Deli verloren und das musste etwas bedeuten, denn die Zwillinge scheuten vor nichts zurück, was Wasserpistolen-Kämpfe betraf. Bloß waren nicht richtige Wasserpistolen in den Kisten, auf die Addie gedeutet hatte, sondern Wasserballons. Nun, es machte keinen Unterschied, denn in Wasserballon-Schlachten waren Frankie und ich ebenfalls unbesiegbar.

»Ich weiß nicht, ob ich deine Entschlossenheit süß oder beängstigend finden soll«, riss mich River aus den Gedanken. Er hatte sich mit seinem Bruder zusammengetan, der einige Meter abseitsstand und die Kiste inspizierte, als wäre da Gift und nicht Wasser drin. Er fühlte sich sichtlich unwohl, obwohl ich bisher keine Klagen aus seinem Mund gehört hatte. Interessant. Normalerweise hätte Bash tausende Kommentare fallen lassen, aber er schwieg einfach. Ich fragte mich, wieso er zu dieser Party gekommen war, wenn er so offensichtlich nicht hier sein wollte.

»Beängstigend. Die beiden Biester sind schlimm, wenn es um Wasserschlachten geht«, mischte sich Illian ein, der seinen Blick automatisch über Frankie gleiten ließ, wodurch seine Gesichtszüge eine Spur sanfter wurden. Ich wusste echt nicht, wieso die beiden nicht einfach zusammenkamen, wenn sie sich doch so offensichtlich mochten. Oder vielleicht waren sie schon zusammen, aber sie hatten den Status nur nicht offiziell gemacht? Oder vielleicht hatte ich auch etwas verpasst zwischen ihnen, denn sonst schien sich niemand dieselben Gedanken zu machen. Ich musste Deli unbedingt einmal fragen, was das alles zu bedeuten hatte, denn Illian hätte ihr so etwas bestimmt erzählt.

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