33 | Nicht alle wollen Cookies oder Cupcakes

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Ich beschloss, die Situation mit River selbst in Ordnung zu bringen, bevor wir noch mehr unnötiges Drama heraufbeschworen. Es reichte schon, dass Illian und Frankie Probleme hatten. Davon mussten River und ich nicht noch mehr Unruhe erzeugen – vor allem nicht, wenn es sich dabei um einen Streit handelte, den wir lösen konnten, indem wir uns aussprachen. Ich fuhr zuerst zum Haus, in dem Bash und sein Vater lebten. Ich wusste zwar, dass River dort nur zu Mittag aß, aber ich hatte sonst keine Adresse von ihm. Wir waren nie bei ihm zuhause gewesen, sondern hatten uns immer bei mir oder draußen getroffen. Ich schämte mich dafür, dass mir das erst jetzt auffiel, aber meistens hatte River einen Ort bestimmt, wo wir unsere Samstags-Dates verbringen wollten.

Ein wenig nervös klingelte ich an der Tür und versuchte auszublenden, an welchen Abend mich diese Einfahrt erinnerte. Es ging hier nicht um etwas, wofür ich eine halbherzige Entschuldigung erhalten hatte, die ich nicht wirklich annehmen wollte, sondern um River und mich. Ich war bereit, über das Verhalten von Bash wegzusehen, wenn es bedeutete, dass ich loswerden konnte, was mir auf dem Herzen lag.

»Ich komme schon!«, erklang es aus dem Inneren des Hauses. Wenige Sekunden später riss Bash die Haustür auf. Er legte den Kopf schief, als er mich sah und ließ seinen Blick über mich schweifen. Er selbst trug nur eine Jogginghose, die locker auf seinen Hüften hing. Auf dem Weg zur Tür hatte er vermutlich sein T-Shirt verloren, was mir erlaubte, seine wohldefinierten Muskeln anstarren zu können. Vor einiger Zeit hätte ich vermutlich alles für diesen Aussicht gegeben, aber mittlerweile hatte ich nicht einmal das Bedürfnis, meinen Blick verharren zu lassen. Es war verrückt, wie viel sich innerhalb kürzester Zeit ändern konnte.

»Hey«, sagte ich und strich mir nervös eine lose Haarsträhne hinters Ohr. Bashs Augen wanderten in die Höhe, was mich so sehr an seinen Bruder erinnerte, dass ich beinahe seufzte. Mir fielen nur selten Gemeinsamkeiten zwischen den beiden auf, denn meistens waren nur ihre Unterschiede auffällig. Heute suchte ich River wohl in allem, was ich tat, denn als ich zuhause Cookies auf einem Kuchenteller gesehen hatte, waren mir vor Frustration Tränen in die Augen getreten.

»Was machst du hier?« Er klang nicht verärgert, aber nach einer Einladung hörte sich das ebenfalls nicht an. Ich konnte verstehen, dass er von mir in Ruhe gelassen werden wollte, nachdem er mir seine Meinung über mich deutlichgemacht hatte. Ich war nicht masochistisch genug, um eine Wiederholung davon zu wünschen.

»Ich muss mit River reden.«

»Gibt es bereits Streit im Paradies? Hat lange gedauert«, bemerkte er und war schon dabei, die Tür zu schließen, als ich noch im letzten Moment einen Fuß gegen den Türrahmen schob. Egal wie schlecht unser Verhältnis momentan war, würde er mir meinen Fuß nicht zerquetschen.

»Kein Streit. Aber ich muss trotzdem mit ihm reden. Ist er da?«

»Er wohnt nicht einmal hier«, klärte mich Bash unnötigerweise auf.

»Ich weiß. Aber er isst normalerweise hier. Ist er noch da?«

»Nein. Aber das ist auch besser so. Ich habe keine Ahnung, was du mit ihm gemacht hast, aber er ist so schlecht gelaunt, dass er praktisch eine kleine Regenwolke über sich mitzieht.«

Ich schnaubte. Ich war vielleicht nicht unschuldig an der Situation, aber Bash und River verstanden sich nie blendend, unabhängig davon, was ich sagte oder tat. »Ich habe gar nichts gemacht. Kannst du mir einfach sagen, wo er wohnt?«

»Auf gar keinen Fall. Er bringt mich um, wenn ich es dir sage.«

Ich presste die Lippen zusammen. »Bitte?«

»Nein. Es muss es dir selbst zeigen, Darlene.«

»Wieso? Es geht nicht darum zu sehen, wo er wohnt, sondern darum, dass ich mit ihm reden muss. Dringend. Bitte Bash. Du schuldest mir sowieso noch was.«

Kiss Me On PaperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt