Bash schwieg, bis die Tür der Cafeteria hinter mir ins Schloss fiel. Ich war froh darüber, dass er nicht versucht hatte, Small-Talk zu führen, denn ich war mir nicht sicher, ob ich es über mich gebracht hätte, mit ihm das Wetter zu analysieren. Ich wollte eine Entschuldigung hören und die Situation zwischen uns so gut wie möglich klären. Ich musste ihm nicht vergeben, aber meine Wut auf ihn schadete nur einer Person und diese war ich selbst.
»Ich habe zwei Dinge, die ich dir sagen möchte«, begann er schließlich. Ich setzte mich auf den Boden, weil ich vermutete, dass dieses Gespräch mich mehr als nur fünf Minuten kosten würde. Bash nahm mir gegenüber Platz, sein Rücken gegen die Wand gepresst. Zwischen uns lagen drei Meter, aber es hätten genauso gut auch Kilometer sein können.
»Schieß los.«
»Ich möchte mich für mein Verhalten entschuldigen. Ich habe einige unangemessene Kommentare fallen gelassen und ich weiß, dass das nicht gut angekommen ist.«
Er dachte, dass seine geschmacklosen Kommentare mein Problem waren? Natürlich störten sie mich und ich hoffte auch, dass Bash sich in Zukunft davon abhalten würde, sexistische und herablassende Aussagen zu machen. Allerdings war das nicht der Grund, wieso ich so wütend auf ihn war.
»Und ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich dich geküsst habe. Das war nicht richtig. Ich dachte, das wäre, was du wolltest. Tut mir leid.« Nur klang Bash leider nicht, als täte es ihm tatsächlich leid, sondern, als versuchte er, mir die Schuld in die Schuhe zu schieben. Ich spürte, wie mein Blut zu kochen begann. Allerdings verkniff ich mir jeglichen Kommentar, als ein Mädchen aus der Cafeteria spazierte. Sie blieb kurz stehen und sah mich und Bash verwirrt an, ehe sie weiterging und einige Momente später um die Ecke verschwand.
»Wie kommst du bitte auf die unbegründete Idee, dass ich dich küssen wollte?«, zeterte ich aber auch schon los, sobald sie um die Ecke verschwunden war. Es wäre womöglich klüger gewesen, diese Diskussion an einen Ort zu verlagern, wo wir mehr Privatsphäre hatten, aber ich vertraute Bash nicht.
»Du hast Körperkontakt gesucht und wir hatten einen großartigen Abend. Wie hätte ich es denn bitte sonst interpretieren sollen, als du deine Hände auf meine Hüften gelegt hast?«
»Ich dachte, dass du mich umarmen wolltest, Bash. Und mein Problem ist nicht einmal in erster Linie, dass du mich geküsst hast. Vielleicht hat es sich dabei tatsächlich um Fehlkommunikation gehandelt – falls meine Körpersprache dir ein falsches Bild vermittelt hat, tut mir das leid, denn ich habe nie versucht, ein Spielchen mit dir zu Spielen oder dich zu demütigen. Aber ich habe dir ausdrücklich gesagt, dass du aufhören sollst. Wieso hast du mich dann noch weitergeküsst? Wenn du so auf Körpersprache achtest, hättest du vielleicht herauslesen sollen, dass ich dich nicht zurückgeküsst habe!«
»Du hast deinen Mund aufgemacht – das war eine Einladung!«, entgegnete er.
»Kennst du Leute, die mit geschlossenem Mund sprechen können, während ihnen jemand an den Lippen klebt? Ich jedenfalls nicht.«
»Ich habe dich nicht gehört, Darlene.«
Ich schnaubte, denn langsam verlor ich wirklich die Nerven. Bash konnte sich diese Lügen für jemanden sparen, der ihm glaubte. Ich war nicht naiv genug, um ihm zu glauben. Wie oft hatte er diese Taktik schon bei einem Mädchen versucht, nur um ihr im Nachhinein ein schlechtes Gewissen zu machen, weil er selbst keinen Respekt gegenüber anderen Individuen besaß?
»Ehrlich? Denn ich glaube, dass du mich absichtlich überhört hast, was verdammt noch mal einen Unterschied macht. Wie kannst du so dreist sein und den Fehler auf mich projektieren?«
»Du hättest mich wegschieben können. Das macht man doch, verdammt!« Unwohlsein breitete sich in mir aus. Ich hatte mich zu Bash hingezogen gefühlt. Zu diesem Bash, der sich ein Football-Captain, ein Anführer einer Mannschaft nannte, aber keine Verantwortung oder Reue kannte. Meine Enttäuschung wurde mit jeder Sekunde grösser. Ich verstand nicht, wieso er überhaupt hier war. Ich brauchte keine Entschuldigung von ihm, wenn sie nicht ernst gemeint war. Ich hätte es bevorzugt, wenn er mich in Ruhe gelassen hätte.
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Kiss Me On Paper
HumorDarlenes Leben besteht aus einem Haufen Unsicherheiten - von der Kleider- bis hin zur Studienwahl. Nur eines weiß sie: Dass sie unbedingt mit dem Football-Captain der Callisto High zusammenkommen möchte. Bash Bradbury ist nämlich alles, was sie bege...