27 | Mayo ist nicht gelb - die Verpackung ist es

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»Ich bin froh, dass wir Emmet überlebt haben«, seufzte River, als wir wieder in seinem Auto saßen.

»So schlimm war es doch gar nicht.« Ich hielt meine Hände, die vor Kälte gerötet waren über die Heizung, um sie schneller aufzuwärmen. Die ersten zehn Minuten hatte ich in meinem Sommerkleid noch draußen überlebt, aber mittlerweile konnte ich meine baldige Erkältung schon riechen. River schnaubte und deutete mit einem Kopfnicken auf die Rückbank.

»Hinten sollte es etwas haben, was du dir überziehen kannst. Ich hoffe, dass du dir keine Lungenentzündung geholt hast, denn ich bin mir nicht sicher, ob ich nicht zu egoistisch bin, um dich jetzt schon nach Hause gehen zu lassen.«

Ich grinste und drehte mich im Sitz, ehe ich einen guten Blick auf Rivers aufgeräumte Rückbank hatte. Tatsächlich lag dort einen Pullover von River. Ich verrenkte mich halb, während ich danach greifen wollte, aber wenigstens brachte ich River damit zum Lachen. »Du kannst dich auch für zwei Sekunden abschnallen, wenn es verhindert, dass du durch solche Kunststücke ein Bein verlierst. Ich kann so lange anhalten.«

Ich streckte ihm die Zunge aus, während meine Finger nach dem Stück Stoff griffen und es erfassten. Triumphierend richtete ich mich auf und vergaß dabei, dass die Decke des Autos nicht unendlich hoch war, wodurch ich mir einen Schädelbruch zuzog. Naja, beinahe. »Aua!«, weinte ich und rieb mir die Stelle, während River sein Lachen nun endgültig nicht mehr im Griff hatte. »Ich hätte meinen Kopf brechen können.«

»Du hast nur ein paar Hirnzellen getötet. So schlimm wird es wohl kaum gewesen sein, wenn man bedenkt, wie viele du davon hast.«

Ich schnaubte. »An dieses Verhalten werde ich mich erinnern, wenn du dir deinen Kopf stößt«, drohte ich halbherzig, während schon wieder ein Lächeln an meinen Mundwinkeln zupfte. Rivers gute Laune war ansteckend, also fiel es mir schwer, beleidigt zu sein.

»Nur zu. Erinnere dich auch bitte an den Rest des Tages, denn der wird episch.«

»Weil Emmet nicht mehr dazwischenfunken kann?«

»Unter anderem. Vor allem aber auch, weil du nicht zu einer Tomate mutierst, weil es so kalt ist.«

Beleidigt klappte mir der Mund auf. »Du. Bist. Gemein.«

»Danke, Babe.«

Ich streckte ihm die Zunge aus, was er nur mit einem Grinsen quittierte. »Willst du den Pullover eigentlich anziehen? Sonst sind deine ganzen Mühen für nichts gewesen. Stell dir diese Tragödie vor.«

Also hatte er es sich zur Lebensaufgabe gemacht, mich zu necken? »Ich habe schon genug warm. Ich brauche den Pullover nicht mehr.«

Unbeeindruckt zog er eine Augenbraue in die Höhe, machte sich aber nicht die Mühe zu mir herüberzublicken, sondern konzentrierte sich stattdessen auf die Straße. »Dann kann ich ihn also wieder nach hinten werfen?«, wollte er wissen und griff mit einer Hand blind nach dem Pullover. Ich schlug sie empört weg.

»Natürlich nicht. Das war nur Spaß, du Vogel.« Ich zog mir den warmen Stoff über den Kopf, noch bevor River ein weiteres Experiment starten und erneut danach greifen konnte.

Er gluckste nur. »Langsam kriege ich den Eindruck, dass du eine Vorliebe für Tiere hast, Darling.«

»Genau wie du eine Vorliebe für Kosenamen hast, Babe«, äffte ich ihn nach und konnte mein Lächeln dabei nicht verbergen. Der Tag war jetzt schon viel besser geworden, weil River sich endlich entspannt hatte und seine humorvolle Seite zum Vorschein kam, die er vor den meisten Menschen versteckte.

»Danke, gleichfalls. Ich wusste nicht, dass das ansteckend ist.«

Ich schüttelte den Kopf gut gelaunt, während River mit einer freien Hand nach meiner griff.

Kiss Me On PaperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt