28 | Freundinnen sind immer für einander da

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»Was tut man, wenn man kurz davor ist zu verzweifeln?«, stellte ich am Montagmittag die eine-Million-Dollar Frage.

Frankie zog ihre Augenbrauen in die Höhe und musterte mich neugierig. »Verzweifeln«, schlug sie vor, worauf Deli nur mir den Augen rollte.

»Das meint sie nicht ernst. Aber du könntest dich ruhig ein wenig genauer ausdrücken, Süße. Was ist geschehen? Wen müssen wir verprügeln?«

Ich schnaubte und stützte meinen Kopf auf einen Ellbogen.

»Niemanden? Ihr würdet doch sowieso niemanden verprügeln. Das lohnt sich nicht einmal.«

Delilah und Frankie wechselten bedeutungsvolle Blicke. Die beiden hatten doch nicht etwa-...?

»Was habt ihr getan?«, wollte ich misstrauisch wissen, worauf Frankie nur unschuldig die Hände hob. Was bedeutete, dass sie alles andere als unschuldig war, denn sonst hätte sie nur mit den Augen gerollt. »Absolut rein gar nichts. Ich wollte nur vernünftig sein.«

»Vernunft?«, hakte Deli beinahe schon empört nach. »Du wolltest mit Besteck nach Bash werfen, Süße. Das ist das mit Abstand unvernünftigste, was du jemals tun wolltest!«

»Er hat es doch verdient!«, protestierte Frankie nur.

Ich seufzte und rieb mir über das Gesicht, während ich mich zu meinen Freundinnen setzte. »Frankie. Es ist nicht nötig, dass wir Bash verletzen. Es war vielleicht gar nicht so gemeint, okay?«, versuchte ich die Situation zu retten. Ich entnahm es meinem langzeitigen Schwarm ihn, dass ich noch das Herz fand, ihn zu verteidigen, obwohl er es nicht wirklich verdiente. Er hatte meine Gefühle verletzt und wie bei Emmet war weit und breit keine Entschuldigung in Sicht. Naja, vielleicht lag es daran, dass Frankie versucht hatte, ihn mit Besteck zu bewerfen oder daran, dass ich ihm aus dem Weg ging. Trotzdem – wenn er sich wirklich hätte entschuldigen wollen, hätte er einen Weg finden können. Zum Beispiel durch einen Brief oder mit einer Nachricht. Wir lebten im einundzwanzigsten Jahrhundert, also konnte es wohl nicht so schwer sein.

»Wenn du ihn noch einmal verteidigst, obwohl er nichts Besseres zu tun hat als dich zu bedrängen und deine Gefühle zu verletzen, bist du leider die Nächste, auf die Besteck geworfen wird«, knurrte Frankie, die die Angelegenheit anscheinend schon persönlich nahm. Ich fühlte mich zwar geehrt, dass sie sich so für mich einsetzte, aber ich wollte nicht für ihr Verhalten verantwortlich sein, zumal sie sich dadurch höchstwahrscheinlich eine Suspension einholen würde. Ich wollte sie beschützen, wie sie es bei mir tat. Selbst wenn ich sie vor ihrer eigenen Hitzigkeit schützen musste. Wahrscheinlich benahmen wir uns wie Alpha-Tierchen, wenn jemand unser Wohlergehen in Frage stellte. Ich war froh, dass ich Freundinnen hatte, die so loyal hinter mir standen.

»Das würdest du nicht wagen!«, empörte ich mich deshalb in einem spielerischen Tonfall. Ich griff nach meiner Gabel, obwohl mein Teller nur mit nicht identifizierbarem Matsch gefüllt war. Die Masse roch nicht übel, aber sie war trotzdem oranger, als für jegliche Art von Gemüse natürlich gewesen wäre. Oder vielleicht war es Lebensmittelfarbe? Coca-Cola war ursprünglich auch nicht braun, sondern durchsichtig. Vielleicht war das hier auch ein Marketing-Versuch. Ich verzog kurz mein Gesicht, nahm aber einen Bissen, den ich schnell herunterschluckte. Je weniger ich das Essen analysierte, desto besser.

»Oh doch. Und die nächste Runde geht an den armseligen Menschen, der sich die Uniform ausgedacht hat. Ich meine Hemden? Ehrlich? Ich trage sie jetzt schon ein paar Wochen und sie sind grauenvoll. Habt ihr mal versucht Ketchup-Flecken rauszukriegen? Ich empfehle es nicht.« Frankie schüttelte genervt den Kopf und Deli brummte zustimmend.

»Ich habe dasselbe für Illian-... Moment mal! Seid ihr etwa zusammen essen gegangen? Denn ich habe versucht, sein Hemd von diesen grottenhaften Flecken zu reinigen, nachdem er unsere Waschmaschine beinahe zerstört hat mit seiner Unfähigkeit, im Internet nachzulesen, wie sie richtig bedient werden muss. Ich nehme dir das übel, Frankie!«, beschwerte sich Delilah, obwohl ihr Gesichtsausdruck versicherte, dass sie es Frankie nicht übelnehmen würde, sondern dass sie allein ihren Bruder verantwortlich machte.

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