Krankenflügel

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Einige Minuten standen wir noch dort vor dem Krankenflügel, bis sich Draco beruhigt hatte.
„Danke...",flüsterte er mir im Reingehen zu und ich flüsterte zurück: „Das ist doch selbstverständlich bei Besten Freunden!".Dann hatte er mir zugelächelt und ich hatte ihn angegrinst.
Doch unser Grinsen erstarb, als wir wieder vor Harry standen, der immer noch regungslos in dem Krankenbett lag.
„Hermine ?",fragte ich sie. Sie schaute auf und sah mich an, während sich ein bisschen Verwirrung wegen des Vornamens in ihrem Blick wiederspiegelte. „Ja ?",fragte sie.
„Wo ist eigentlich das Wie- ich meine Weasley ? Sollte der nicht genauso wie du hier sitzen...bei seinem Besten Freund?",fragte sie gerade heraus. Diese Frage hatte ich mir schon seit ein paar Minuten gedacht und musste sie jetzt darauf ansprechen.
Sie sah mich traurig an und sagte schnell: „Ron ist im Gemeinschaftsraum geblieben um den Täter zur Rede zu stellen."
„Um den Täter zur Rede zu stellen ?!",fragte Draco nun in einem missbilligendem Ton.
Ich schüttelte den Kopf und sagte schnell zu Draco: „Lass es bitte. Das ist jetzt nicht mehr wichtig!"
„Bitte? Es ist also nicht wichtig, dass er dich fast angegriffen hätte, wäre ich nicht rechtzeitig in den Gemeinschaftsraum gekommen? Das ist nicht wichtig? Ernsthaft, Pansy ?",rief er und begann gestresst hin und her zu laufen.
„Nein Draco! Es ist nicht mehr wich-", doch Hermine unterbrach mich und sagte, während sie die Augenbrauen zusammen zog: „Was? Das hätte Ron niemals getan!"
Draco sah sie bedrohlich an: „Hätte er also nie getan? Kannst ja gerne mal die letzten Zauber von seinem Zauberstab ansehen, wenn du einen Beweis brauchst! Ich kann sie dir sogar vorhersagen! Einen Entwaffnungszauber gegen Pansy !"
„Nein, ich denke nicht, dass er das getan hat!",sagte sie wütend und funkelte Draco böse an.
„Du kannst es gerne mal überprüfen! Du behauptest doch immer „die Schlauste" von allen zu sein und-",doch ich unterbrach ihn: „Es reicht, Draco !"
Er schaute betreten zu Boden, wie ein Schulkind, was vom Nachbarn abgeschrieben hatte und nun von der Lehrerin erwischt wurde.
„Tut mir leid, Pansy...",sagte er leise und schaute mich traurig an.
„Das kannst du dir jetzt auch sparen!",sagte ich wütend und wendete mich von ihm ab.
„Pansy, ich...",versuchte er es wieder, doch ich sagte forsch: „Nicht bei Harry, okay ?Wir klären das später!"
Er nickte und schaute weiter traurig zu Boden. Hermine beobachtete mich nur skeptisch und sah mich die ganze Zeit forschend an, als wolle sie aus meiner Haltung heraus herausfinden, was das Problem war.
Eine halbe Stunde verging und wir standen einfach nur schweigend neben Harry, als auf einmal Weasley reinkam.
Er rannte zu uns und warf sich um Hermines Hals. Dann fing er an loszuschluchzen und sie zu bitten, kurz mit ihm nach draußen zu kommen, weil er ihr anscheinend etwas dringendes sagen musste. Irgendwie kamen mir diese Schluchzer nicht echt vor. Natürlich hatte ich Weasley noch nie weinen gehört, aber so hörte sich doch kein echtes Weinen an oder ?
Langsam ging Hermine mit ihm hinaus auf den Gang und schloss leise die Krankenflügeltür hinter sich.
Schnell ging ich hinterher und stellte mich mit dem Ohr an die Tür um zu lauschen. Natürlich war das unhöflich, aber ich wollte unbedingt wissen, was ihr Weasley so wichtiges sagen wollte.
„Hermine, was ist mit Harry passiert ?",fragte er.
„Jemand hat Harry sehr starkes Schlafmittel eingeflößt...wir können von Glück reden,dass Harry nicht ein paar Tropfen mehr gekriegt hat, sonst wäre er...",antwortete sie leise und ich konnte förmlich durch die Tür spüren wie sie von Trauer erfüllt wurde. Am liebsten hätte ich die Tür aufgestoßen und hätte sie in den Arm genommen, aber das ging natürlich nicht...
„Hermine ich glaube es war Pansy...",sagte das Wiesel nach einer Weile.
Diese Worte ließen mich zusammenzucken. Ich hatte irgendwie schon geahnt,dass Weasley so etwas ähnliches sagen würde, aber trotzdem war ich überrascht, nachdem er gesprochen hatte.
Hermine schnappte nach Luft und stieß hervor: „Das kann ich mir nicht vorstellen !"
Ich atmete beruhigt aus. Hermine glaubte Weasley nicht! Noch nicht...Was wäre wenn er sie überzeugen würde...? Das würde ich nicht überleben wenn die Liebe meines Lebens mich hassen würde.
„Aber Hermine...die Beweise sprechen für sich!",sagte das Wiesel in einem herrischen Ton.
„Was für „Beweise" denn? Dass sie an dem Abend nicht im Bett war, genauso wie Harry? Das sind keine Beweise, Ronald.",sagte sie etwas wütend, „Du weißt doch nicht mal, ob die beiden sich getroffen haben!"
„Aber, Hermine! Sie ist die einzige die, die Möglichkeit dazu hatte! Versteh doch !",flehte Weasley jetzt schon fast.
„Tut mir leid, aber in diesem Fall kann ich deine Denkweise wirklich nicht verstehen!",spie sie ihm entgegen und schon merkte ich wie sie mit zügigen Schritten wieder zur Tür eilte.
Schnell rannte ich schon fast wieder zu Harrys Bett und setzte mich, als wäre nichts passiert, wieder auf den Stuhl neben ihn.
Hermine betrat den Raum und schnaubte wütend. Dann sah sie uns beide skeptisch an und fragte: „Habt ihr uns gehört ?"
„Nein!",antwortete Draco schnell. Etwas zu schnell.
„Doch habt ihr...",stellte sie langsam fest. Ich verfiel ein wenig in Panik. Was würde sie von mir halten, wenn sie wüsste, dass ich alles gehört hatte ?
„Seid wenigstens ehrlich...",sagte sie leise und sah traurig an.
„Ja, also ich habe euch gehört. Draco nicht. Er hat nichts damit zu tun!",sagte ich und sah sie entschuldigend an. Ein kleines bisschen Entsetzen huschte über ihren Gesichtsausdruck und verunsicherte mich ein wenig.
Doch sie fasste sich schnell und sagte dann: „Kann ich euch mit Harry alleine lassen? Ich würde gerne ein paar Bücher holen, damit ich die Nacht bei Harry verbringen kann."
„Natürlich kannst du das!",antwortete Draco hastig. „Gut, dann ist das geklärt. Ich nehme mal an ihr wollt nicht hier schlafen oder ?",fragte sie und schaute uns noch einmal fragend an.
Obwohl ich wusste, dass Draco gerne hier zusammen mit Harry geschlafen hätte, aber ich lehnte ab.
Während Hermine ihre Bücher holte, dachte ein wenig nach:
Hermine glaubte diesem Arsch nicht und das war gut. Sie war der festen Überzeugung, dass ich definitiv nicht die Täterin sein konnte. Bei diesem Gedanken wurde es mir warm ums Herz.
Doch so schnell wie Hermine gegangen war, war sie auch schon wieder da. Bestimmt 10 dicke Wälzer legte sie auf dem Bett neben Harry ab und schnaufte kurz durch.
„Das willst du alles heute Abend lesen ?",fragte ich ungläubig. Sie schaute mich belustigt an und schmunzelte, während sie sich wieder dem riesigen Bücherstapel zuwandte.
„Die meisten habe ich sowieso schon fast fertig. Wenn ich, aber zum Beispiel mal keine Lust habe, in einem einzelnen Buch zu lesen, dann wechsle ich halt und so wird es nicht langweilig und mir vergeht die Lust am lesen nicht.",erklärte sie schulterzuckend.
Ich nahm ein Buch in die Hand. Vorne auf dem Einband hieß es: „Herr der Ringe". Verwirrt drehte ich mich zu Hermine und blickte sie fragend an: „Worum geht es da ?"
„Du kennst Herr der Ringe nicht ?",fragte sie mich entsetzt. Ich schüttelte vorsichtig den Kopf und sagte leise: „Nein ?"
„Das musst du ändern! Eine wirklich unglaublich gute Buchreihe, bestehend aus drei Büchern!",fing sie schon an zu schwärmen, aber ich unterbrach sie: „Aber worum geht es denn da jetzt ?"
„Achso ja, also es handelt von einem Teil des Dritten Zeitalters von Mittelerde. Im Zweiten Zeitalter von Mittelerde schmiedete der dunkle Herrscher Sauron den „Einen Ring", um die niederen Ringe der anderen Völker und ihre Anführer durch Magie unter Kontrolle zu bringen.",erzählte sie.
Ich nickte, aber eigentlich verstand ich nichts von dem was sie mir da gerade erzählt hatte.
Nach einer Weile kam Madam Pomfrey in den Krankeflügel und verkündete: „Es ist nun Bettruhe, meine Lieben. Ich muss sie jetzt bitten, aus dem Krankenflügel zu gehen."
Wir verabschiedeten uns von Harry und natürlich auch von Hermine, doch als ich gerade raus gehen wollte gab mir Hermine noch einen Zettel in die Hand und drückte meine Hand damit ich ihn nicht losließ. Ich erschauderte, als ihre Hand meine berührte und ich musste mich wirklich kontrollieren, damit ich unter meinen weichen Knien nicht einknickte.
Dann lächelte sie mich noch einmal an und drehte sich dann zu ihrem Bett.
Draco nahm meine Hand und zog mich schnell hinaus auf den Gang, damit Hermine nicht sehen konnte, dass ich rot wurde.
Auf dem Gang fiel ich um Dracos Hals und rief freudestrahlend: „Sie hat meine Hand gedrückt und mich angelächelt! Draco !AAAAAAAAH! Ich bin so aufgeregt !!!"
Er legte lächelnd seinen Zeigefinger auf seine Lippen und flüsterte: „Nicht so laut."
Doch ich war einfach nur glücklich und lächelte den ganzen Weg bis zum Gemeinschaftsraum wie ein Honigkuchenpferd ! Im Geminschaftsraum kam uns direkt das Wiesel entgegen und wollte mir schon wieder irgendwas sagen, doch ich sagte, bevor er anfangen konnte zu reden, einfach nur: „Halt die Fresse, Weasley! Ich bin müde und hab keinen Bock mich um die Uhrzeit auch noch mit dir rumzuschlagen. Lass mich erst mal schlafen." Mit diesen Worten ging ich in den Schlafsaal und legte mich dort aufs Bett, während ich Hermines Zettel auspackte. „Mitternacht im Astronomieturm. Bitte komm!",stand dort nur.



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