"Ich geb ihr ne Woche." grunzte Paul belustigt und lehnt sich an die Fensterbank.
"Zu viel. In zwei Tagen heult die." lachte John. Dieser war bei Martens Eltern zu Besuch und freute sich über die kleine Unterhaltung von dessen neuer Nachbarin.
"Lasst sie doch mal machen..." murmelte Brigitte und schmunzelte als sie die Blondine dabei beobachtete wie sie Motiviert ums Haus herum ging."Du denkst doch nicht wirklich das sie das alleine schafft?" runzelte Paul fassungslos die Stirn.
"Wir kennen sie nicht...?" argumentierte sie schwach.
"Liebling... Im Ernst... Schau dir das Mädchen mal an und dann sag mir wie die ein Haus renovieren will." belächelten Paul das junge Ding von Gegenüber.
"Ich sage... Schließt keine Wetten über Menschen ab die ihr nicht kennt. Was wenn das Mädchen sowas beruflich macht? Dann steht ihr da..." redete sich Brigitte heraus. Sie wusste nicht weshalb aber sie glaubte nicht dass das Mädchen scheitern würde."Trägt die da grad einen Makita Werkzeugkoffer rein?" fragte John fasziniert und prustete los. Marten schielte an ihm vorbei und seufzte innerlich auf. Alleine wie unbeholfen sie diesen Koffer da rein trug ließ erahnen das der Optimismus seiner Mutter völlig an den Haaren herbeigezogen war.
"Ihr solltet euch mal sehen. Wie die alten Waschweiber steht ihr da am Fenster und beobachtet die Nachbarin." lachte Julia als sie die Küche betrat und die drei Männer mit einem Bier in der Hand am Fenster stehen sah.
Brigitte grinste in sich hinein als die drei Männer sich ertappt ansahen und dann in den Garten verschwanden.
"Ich find die Kleine entzückend. Vielleicht geh ich die Tag mal mit einem Kuchen und Kaffee rüber. Kommst du mit?" fragte Brigitte ihre Tochter.
"Du bist neugierig, komm setz dich zu den anderen Waschweibern! Da gehörst du nämlich auch hin!" lachte Julia, umarmte ihre Mutter aber und drückte ihr einen Kuss ins Haar.
"Klar komm ich mit. Aber das sagen wir den Jungs nicht." murmelte Sie leise.Als nur wenige Tage nach dem ersten Auftauchen Sophias, die ersten Fenster aus der Fassade flogen, staunte Brigitte nicht schlecht. Erst dachte sie, sich zu täuschen, doch Sophia stand alleine am Fenster und hebelte mit einer Brechstange ein Fenster nach dem anderen aus oder nahm sich die Makita zur Hilfe.
Paul beobachtete die junge Frau ebenfalls tagelang und schüttelte immer wieder den Kopf darüber wie hartnäckig sie sein konnte wenn sich auch mal etwas nicht gleich ihrem Willen beugte.
Ab und an kamen dann doch auch noch Handwerker. Immer dann wenn es um mehr oder minder heikle Dinge wie Strom, Heizung oder den Einbau der Fenster und die Erneuerung der Fassade ging.
Ein Dachdecker kletterte beinahe zwei Wochen auf dem Dach herum und sanierte Schritt für Schritt das Dach. Paul entging jedoch nicht wie die Handwerker den Kopf schüttelten wenn die Blondine fluchend eine Schubkarre voll Schutt in einen Kontainer radelte.Beinahe hätte Marten seinen Wagen in das geschlossene Garagentor seiner Eltern gesetzt, als er sie in ihrem engen Top und der Latzhose vor ihrem Haus stehen sah und sich verschwitzt über die Stirn wischte bevor sie wieder ins Innere des Hauses verschwand um weiß Gott was zu tun.
"Nanu, wieso besuchst du uns den?" fragte Brigitte als ihr Sohn durch die Tür ins Innere des Hauses trat.
"Der will wissen ob er die Wette gewinnt." lachte Paul aus dem Wohnzimmer und ließ Marten so schmunzelnd den Kopf schütteln.Die Wochen zogen ins Land und Sophia gab nicht auf. Zumindest außen war das Haus soweit fertig damit es im Winter nicht wieder Feuchtigkeit zog und keine unnötige Heizleistung verloren ging. Paul war staunend am Gartentor gestanden als die kleine Blondine mit einem Bagger um ihr Haus fuhr und rund um dieses eine Drainage grub. Es wollte nicht in seinen Kopf wo Sophia das alles gelernt hatte.
Was Paul allerdings nicht sah, im Inneren war noch so einiges zu tun. Wände mussten weichen, Türen wurden versetzt und Leitungen verlegt.
Sophia freute sich jeden Tag aufs neue, wieder einen Schritt geschafft zu haben, und die Vergangenheit die sie so sehr plagte schien nach und nach in Vergessenheit zu geraten.
"Sehr schön!" freute sie sich lautstark als sie endlich Licht in den einzelnen Räumen ein und aus schalten konnte, so wie sie es sich vorstellte. Zwar waren es nur leere Fassungen mit einer einzelnen Glühbirne darin, aber sie hatte Licht!
Nun konnte sie nichts mehr aufhalten, dachte sie.
Seither arbeitete sie oft bis spät in die Nacht an ihrem kleinen Häuschen und hoffte zunehmends bald nicht mehr entscheiden zu müssen welchen Baumarkt sie unsicher machen sollte.
Sie freute sich schon darauf, endlich Dekoration kaufen zu können, doch bis dahin würde der Weg noch weit sein.Sophia ahnte nicht das ihre Baustelle bald für längere Zeit stillstehen würde.
Zu sehr war sie mit dem Haus und dem Fortschritt darin beschäftigt.Marten hatte sie regelmäßig beobachtet und war zunehmend begeistert von der kleinen Frau. Sie wirkte als könnte sie nichts aus der Ruhe bringen. Zudem war ihm aufgefallen das ein älterer Mann immer wieder auftauchte. Ob es ihr Vater war? Marten vermutete es, denn sie schienen ein sehr inniges Verhältnis zu haben. Manchmal saß Sophia Abends mit ihm auf der Treppe und köpfte noch ein Bier mit ihm, bevor sie ihre Baustelle verließ.
Er hatte schon oft überlegt ob er ihr nicht einfach einen Besuch abstatten sollte. Da aber keiner der anderen Nachbarn sich je dort hatte blicken lassen, und seine Eltern sich bestimmt auch ihren Teil dabei denken würden, ließ auch er es bleiben. Zumal es bei ihm ja auch noch diese eine Sache gab die ihn immer wieder zurück hielt.
Die Tatsache das er durch Johns Erfolg ebenfalls ins Rampenlicht gerückt war und dem damit verbundenen Misstrauen welches seither unvermeidlich auf seinen Schultern lastete, hinderten ihn daran sie einfach anzusprechen.
Jetzt wo er als Cousin von BonezMC bekannt war, war er noch misstrauischer als zuvor.
Zumal er sich nicht sicher war wie die Blondine auf seine Erscheinung reagieren würden. Sie wirkte auf ihn wie eine kleine Mutter Theresa in Latzhose.Marten wusste das diese Einschätzung unfair war, schließlich hatte er sie noch nie persönlich kennengelernt, aber ihre Erscheinung strahlte das nunmal aus.