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Marten hatte Stunden gewartet und eine Ewigkeit mit der Diensthabenden Stationsleitung diskutiert bis man ihn endlich zu ihr gelassen hatte denn eigentlich durften nur nähe Angehörige als Besucher auf die Intensivstation.

Er hielt Sophias Hand, viel mehr Stellen an ihrem Körper hätte er aber auch nicht berühren können.

An den Beinen hatte man ein Kompressionstherapiesysthem angelegt, aus dem Oberkörper hingen Schläuche für eine Trainage um die Luft aus dem Brustkorb zu entlüften und um Wundsekret abzuleiten. Zudem klebten Elektroden am Brustkorb um schon bei der kleinsten Veränderung einen Alarm im Raum und auch im Dienstzimmer auszulösen.
Durch die Nase hatte man eine Sonde in den Magen gelegt um Sophia vorübergehend künstlich zu ernähren und am Mund wurde sie durch einen Tubus beatmet.
Ihre Augen hatte man nach der OP im zugeklebten Zustand belassen um sie vor dem austrocknen zu schützen.
An den Händen hing ein Pulsoximeter um neben dem Puls auch die Sauerstoffsättigung im Blick zu haben und ein Zentraler Venenkatheter wurde in die Vene an ihrem Schlusselbein gelegt.

Geräte pipten, die Lungenmaschine zischte im Rhythmus der Beatmung und die Kochsalzlösung welche die Atemluft der Beatmungsmaschine mit Feuchtigkeit anreicherte, blubberte monoton vor sich hin.

Neun Tage vergingen bis endlich geklärt war wer denn nun ein ausreichend naher Angehöriger von Sophia war. Vino hatte nach vielen Telefonaten, Gesprächen und mit den Dokumenten der Vergangenheit beweisen können das er ihr Vater war, da gegen Herta auch der dringende Tatverdacht wegen versuchten Mordes bestand war sie, zum Glück aller, nicht in Frage gekommen.

Marten schwieg die meiste Zeit seiner Anwesenheit doch es gab auch vereinzelte Tage an welchen er sich nicht zurück halten konnte und Sophia beinahe ein Ohr abkaute.

"Babe wenn du wieder wach bist dann steck ich dir 'nen Ring an den Finger!" murmelte Marten.
"Und dann mach ich dir so viele Babys wie du nur willst!" versprach er. Zu diesem Zeitpunkt wusste aber niemand ob es dazu überhaupt jemals kommen würde.

Wieder vergingen Tage, Sophia musste nochmal Operiert werden und zu allem Übel hatte sie sich eine Infektion eingefangen. Die Ärzte hatten deutlich gemacht wie schlecht es um sie stand, weshalb Marten nurnoch dann das Krankenzimmer verließ wenn die Besuchszeiten ihn dazu zwangen.

Als Sophia zum dritten Mal Operiert werden musste war Marten das erste Mal in Sophias Haus zurück gekehrt.

Das Bett war mittlerweile frisch bezogen und die Matratze ausgetauscht. Seine Mutter hatte sich darum gekümmert nachdem das Haus von der Kripo wieder freigegeben geworden war.
Alles andere hatte sie, auf Martens Wunsch hin, so belassen.

An der Wand konnte Marten drei Einschusslöcher entdecken. Seine Mutter hatte ihm erzählt das auch in der Matratze zwei zu sehen gewesen waren.

Er sah sich lange um im Schlafzimmer. So lange bis er es nicht mehr ertrug. Wenn er daran dachte das Sophia im Krankenhaus lag, niemand auch nur im geringsten wissend ob sie es jemals lebend verlassen würde, dann schnürte es ihm die Kehle zu.

"Junge, du solltest dich nicht so quälen!" riss Martens Vater ihn aus seinem Strudel der Verzweiflung. Marten sah seinem Vater einen Moment lang ins Gesicht.

"Wenn die Bullen ihre Arbeit nicht anständig machen, dann erledige ich das!" versprach er mit einer Überzeugung dass selbst Paul ein Schauer über den Rücken lief.
"Denk an dein Mädchen! Sie braucht dich an ihrer Seite also mach nichts was du bereuen würdest!" rief Paul Marten zur Vernunft.
"Wenn Sophia stirbt habe ich keinen Grund mich zurück zu halten. Dann... Dann werde ich gut machen was ich verkackt habe!" schnaubte Marten und verließ das Schlafzimmer. Er lief in die Küche, holte eine Flasche Zubrowka aus dem Tiefkühlfach und schenkte sich großzügig ein. Marten gab sich die Schuld an Sophias Zustand. Immer wieder hielt er sich vor das er bei ihr bleiben hätte sollen und sie beschützen hätte müssen.

Paul war Marten nur langsam gefolgt um ihm einen Moment zu geben um die Wut und die noch weitaus größere Verzweiflung zumindest ein wenig verrauchen zu lassen. Dadurch hatte sein Sohn nicht mitbekommen dass im selben Moment in welchem Marten sein Glas exte, Paul einen Anruf bekam. Erst als Marten Paul hörte sah er auf und beobachtet seinen Vater dabei wie er sich zu ihm in die Küche gesellte.

"... Ja okay... Danke für den Anruf." seufzte Paul und rieb sich die Stirn.
Marten konnte schon an Pauls Blick erkennen das es sich bei diesem Telefonat um Sophia drehte.

"Was ist?" fragte Marten angespannt nach.

"Setz dich hin mein Junge!" bat Paul und deutete auf den Platz an welche Sophia eigentlich immer saß.

"Das war Vincent. Es geht um Sophia..."

Ich bau mir ein Haus! Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt