Sophia stand kurz nach Wintereinbruch vor ihrem Haus und starrte so lange darauf bis sie das Gefühl hatte zu erfrieren.
Erst dann betrat sie das rund 130 Quadratmeter große Haus welches sie ohne große Hilfe wieder in Schuss bringen wollte.
Nun stand jedoch alles auf Stop.
Nicht weil ihr die Behörden Steine in den Weg legten oder sie Gesundheitlich angeschlagen war.
Der Grund dafür lag in ihrer Familie.
Ihr Vater war unerwartet aus dem Leben getreten und so hatte das Schicksal ihr erneut ohne Vorwarnung ein Bein gestellt.
Er war der einzige nahe Verwandte gewesen der ihr immer den Rücken gestärkt hatte.
Nun war diese Stütze weg.
Der Anker der sie erdete wenn sie es brauchte und zugleich auch das Segel war welches sie antrieb wenn der Wind mal wieder eine andere Richtung einschlug ohne sie zu fragen ob es gerade in ihren Plan passte.Unterdessen stand Marten mal wieder mit seinem Vater am Fenster und fragte sich was die junge Frau heute davon abhielt in das Haus zu gehen.
Sie zögerte und ihre Körperhaltung zeigte deutlich das ihr der Antrieb fehlte um an die Arbeit zu gehen."Sophia!" rief jemand als Marten und Paul die Chance nutzen wollten das Brigitte mit Julia übers Wochenende in Berlin war. Sie hätten ohne das Geschnatter der Frauen einen genaueren Blick auf Sophias Tun werfen können.
Sie stoppten jedoch und beobachtete jenen Mann der auf die junge Frau zusteuerte.
Sophia drehte sich zu ihm, wich jedoch zurück als dieser nach ihr greifen wollte. Beide Männer hatten sofort den Impuls dazwischen zu gehen. Hier in der kleinen Wohnsiedlung war es immer ruhig und man konnte seinem Nachbarn vertrauen. Das hieß auch, das neue Nachbarn, vorallem solche wie Sophia, sich darauf verlassen konnte, daß man sich half."Lass mich!" stieß sie aus. Die beiden Männer konnte sie gut hören da sie nur wenige Meter von ihr entfernt standen.
"Sei nicht dumm!" forderte der Mann und ließ Marten so die Stirn runzeln. Obwohl er noch kein Wort mit der jungen Frau gewechselt hatte, so hatte er nie den Anschein gehabt daß sie dumm war. Dafür hatte sie bereits zu viel mit ihren Händen geschaffen. Der Typ war ihm schon alleine deshalb unsympathisch."Lass mich zufrieden!" forderte sie mit Nachdruck. Als eine weitere Frau dazu kam schüttelte Sophia nur den Kopf. Sie sah dem Mann in die Augen und musste schwer schlucken. Zu sehr ähnelten seine Augen jenen ihres gemeinsamen Vaters.
Die ihres Vaters hatten jedoch eine Eigenschaft welche die ihres Bruders nie besitzen würden. Da war sie sich sicher!
Ehrlichkeit fand man nur in jenen Augen, deren Besitzer auch im Herzen ehrlich war."Sophia, was zickst du so herum?!" keifte er seine Schwester an und packte sie am Arm.
Sophia entriss ihm diesen jedoch und wich erneut zurück.
"Diese Frau beleidigt mich und unsere Familie. Sie spricht über meinen Mann als wäre er ein niemand und..." schnappte sie aufgebracht.
"Sophia dein Mann ist seit über einem Jahr tot!" rief die Frau neben Sophias Bruder und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Na und?! Du hast ihn nicht gekannt! Du hast nie ein Wort mit ihm gesprochen. Also was gibt dir das Recht schlecht von ihm zu reden?!" zischte Sophia aufgebracht.
"Mach dich nicht lächerlich!" tat die Frau neben Sophias Bruder ihre Worte ab und schüttelte missbilligend den Kopf. Marten sah kurz zu seinem Vater. Die Beiden schienen das selbe zu denken, da war er sich sicher.
"Ich verstehe nicht wie du dich gegen mich und für diese Frau entscheiden kannst. Ich bin deine Familie... Sie ist..." begann Sophia, doch sie wurde erneut unterbrochen.
"Auch Antalia ist ein Teil meiner Familie." stellte er klar.
"Bitte? Du bummst sie seit zwei Monaten und schon zählst du sie zur Familie?" schnaubte Sophia fassungslos.
"Antalia erwartet ein Kind von mir." stellte er klar.
Selbst Marten keuchte leise auf als er die Worte des Mannes hörte.
"Na dann... Alles Gute." rutschte es Sophia trocken heraus. Damit ließ sie die Beiden stehen, sprang in ihren Wagen und fuhr davon.Sophia taumelte bis nach Neujahr durchs Leben als hätte man ihr die Seele gestohlen. Vorallem an Heiligabend litt sie sehr unter dem Tot ihres Vater und der nicht enden wollenden Trauer über den Verlust ihres Mannes.
Doch Sophia gab nicht auf. Sie kämpfte sich zurück auf die Beine und stand mitte Januar wieder vor ihrem Haus. Noch vor dem Sommer wollte sie hier einziehen und neu beginnen.
Sie hatte also viel vor."Hey warte mal!" rief Marten als er sie an jenem Morgen dick eingepackt vor ihrem Haus antraf. Er kam gerade zurück von einer Runde mit den Familienhunden, da hatte er die Chance einfach beim Schopf gepackt.
Seine Eltern waren für zwei Wochen nach Abu Dhabi geflogen und so würde er sich um die Hunde sowie das Haus kümmern.
Niemand würde also bemerken das er sich seiner Neugier beugte.
