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"Wow ich hätte dich jetzt eher in ein Büro gesetzt." gestand Marten.
"Wieso? Weil ich auf meiner Baustelle kein gutes Bild abgebe?" feixte sie und knuffte ihm unüberlegt in die Seite.
"Ah sorry!" quitschte sie, doch da hatte Marten sie schon im Schwitzkasten und kitzelte Sophia gnadenlos durch.
"Marten!" rief sie lachend und strampelte wie wild, doch eine richtige Chance hatte sie nicht gegen den zwei Meter großen Koloss.

"Was ist den hier los?" drang eine weibliche Stimme zu den Beiden durch und ließ sie erschrocken auseinander fahren.
Sophia sah die Frau mit großen Augen an und hoffte das diese Frau nicht Martens Frau war. Nicht auszudenken was hier los sein würde!

Marten schien ungefähr genauso erstaunt über das plötzliche auftauchen seiner Schwester wie Sophia.
"Eh... Sophia das ist Julia.... Ehm... Meine Schwester. Julia das ist Sophia. Die baldige Nachbarin von Mama und Papa." stellte Marten die beiden Frauen etwas holprig einander vor.
Julia bemühte sich nicht dumm zu grinsen, um Sophia nicht noch mehr in Verlegenheit zu bringen. Ihrem Bruder entging das freche Funkeln in ihren Augen jedoch nicht.
Nicht nur das Julia ihm jetzt bestimmt wochenlang damit in den Ohren liegen würde, sie würde es bestimmt auch ihren Eltern erzählen.

"Hi. Ehm... Freut mich." lächelte Sophia und streckte Julia die Hand entgegen.

Zum Glück klingelte in genau diesem Moment der Lieferdienst, so das Marten kurz aus der Situation flüchten konnte.

"Na, wenn ich gewusst hätte das Marten nette Gesellschaft hat wäre ich nicht extra hier her gefahren. Ich wollte euch auf keinen Fall stören." versicherte Julia und konnte beobachten wie Sophia ungesund rot wurde.
"Nein bitte ehm... Du störst nicht! Wir sind gerade erst von der Baustelle gekommen." versicherte Sophia.
"Ach ja, wie weit bist du eigentlich schon?" erkundigte sich Julia und setzte sich zu Martens Gast.
"Ohje ich brauche gefühlt noch eine Ewigkeit. Es ist beinahe noch überall Rohbau, außer das Klo im Eingangsbereich." erzählte Sophia und entspannte sich ein wenig.

Julia beobachtet Marten genau und musste feststellen das sie ihn noch nie so nett mit einer Frau umgehen hatte sehen.
Sophia schien offensichtlich auch ein Auge auf ihren Bruder geworfen zu haben denn ab und an konnte Julia in Sophias Blick etwas sehen das beinahe ein wenig nach Faszination schrie.

"Ich klau mir von dir ein Stück und dann hau ich wieder ab. Denkst du daran das wir Sonntag zu Opa fahren?" erkundigte sich Julia und drückte ihrem Bruder einen Kuss auf die Stirn bevor sie nach der Pizza griff.
"Ja keine Sorge." murrte er genervt und griff nach seinem Bier.
"Gut. Dann viel Spaß euch beiden noch." gluckste Julia und verschwand dann direkt in den Flur.
"Tschüss. War nett dich kennen zu lernen!" rief Sophia ihr nach und schielte dann wieder zu Marten.

"Ich hätte auch gern Geschwister die ich mag." stellte Sophia trocken fest.
Marten verschluckte sich beinahe an seiner Pizza und sah sie etwas verwirrt an.
"Mein Bruder ist ein Idiot. Er kommt nach meiner Mutter. Keine Ahnung was da schief gelaufen ist." ergänzte sie während sie sich zur Verdeutlichung gegen die Stirn tippte. Sie dachte garnicht darüber nach das es eventuell zu viel Information sein könnte die sie da preisgab.

"Erzähl von deinem Papa!" forderte Marten jedoch und drehte sich etwas zu ihr. Sophia strahlte sofort bis über beide Ohren so das Marten beinahe vergaß weiter zu essen. Er fand es schön das sie ihren Vater offensichtlich so sehr geliebt hatte das sie direkt glücklich strahlte.
"Ach was soll ich dir erzählen? Keine Ahnung. Mein Papa war einfach ein Bär. So groß wie du circa aber ungefähr dreimal so breit... Oder rund... Wie man will." gluckste sie.
"War immer komisch wenn ich mit einem Freund angekommen bin. Die waren immer schnell wieder weg wenn sie Papa gesehen haben. Groß und dick mit Glatze. Nur Tattoos hatte er nie. Oh Blödsinn. Ein Motiv hatte er sich gleich zwei mal stechen lassen, aber so das man's nicht sehen konnte.
Ich glaub das war die Generation. Opa hätte ihm den Kopf abgerissen wenn er mit Tattoos nach Hause gekommen wäre." lachte sie.
"Und dein Papa? Wie ist der so? "fragte sie nach.
"Naja... Meine Mama hat mir die knappen zwei Meter nicht vererbt." lachte Marten gelassen.
"Klingt plausibel." grinste Sophia und blieb einen Moment lang an Martens Augen hängen.
"Mein Papa hatte einen Autotick. Er hatte einen alten Porsche den er bis zuletzt restauriert hat." erzählte sie verträumt.
"Ohje. Erzähl das bloß nicht meinem Vater!" warnte Marten schmunzelnd.
"Ach dein Alter Herr auch?" fragte sie und bekam große Augen.
"Na sowas von! Welchen Porsche hatte dein Dad?" fragte Marten nach doch als Sophia die Lippen spitzte und ihn betreten ansah war Marten klar das sie keine Ahnung hatte.

"Einen Roten?" sagte sie mit pipsender Stimme.
"Neee sag bloß!" lachte Marten.
"So einen wollte ich immer schon!" feixte er und brachte so auch Sophia zum Lachen.
"Mein Papa hat sich gerade dreimal im Grab umgedreht." stellte sie fest.

"Weißt du... Autos waren noch nie mein Ding. Keine Ahnung. Ich kann dir sagen wie man eine Kälte-Wärmebrücke verhindert, wie man richtig Gefälle ausrechnet oder wie viel Verschnittmenge man auf xy Quadratmeter braucht aber frag mich wie viel PS mein Clio hat und ich steh da wie der Baum vorm Wald." schmunzelte Sophia.
"Man muss ja nicht in allem perfekt sein." lachte Marten.
"Da bin ich aber beruhigt." seufzte Sophia theatralisch und hielt sich die Hand aufs Herz.

Marten brachte Sophia spät Nachts noch zu ihrem Wagen und verabredete sich mit ihr für den nächsten Tag. Diesmal jedoch etwas später um nicht wieder wie ein Griesgram aus der Wäsche zu schauen.

Ich bau mir ein Haus! Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt