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Marten legte eine Vollbremsung ein als er von seinen Eltern wieder zu Sophia über die Straße laufen wollte. Sie stand mit umschlungenen Armen vor ihrem Haus und starrte zwei Menschen an die Marten bisher nicht kannte.
Kurz beobachtet er die Situation, dann lief er auf Sophia zu und musterte das Paar aus der Nähe.

"Wer ist das? Ist alles in Ordnung?" fragte er leise, denn weder Sophia noch die Beiden ihm Unbekannten gaben ein Wort von sich.
"Das ist alles eine Lüge!" stieß Sophia kraftlos aus.
"Nein, ist es nicht!" stellte die unbekannte Frau klar und machte einen Schritt auf Sophia zu.
"Verschwinden Sie!" keifte Sie und drängte sich dabei gegen Marten um Schutz zu suchen.
Nun machte auch der Mann einen Schritt auf sie zu.
"Melanie Ich bitte dich!" sagte dieser ruhig.
"Noch ein Schritt und ich vergess mich!" warnte Marten. Kurz wandte er seinen Blick ab da seine Eltern zu ihnen eilten.
"Ich heiße Sophia!" schrie Diese und wandte der Situation den Rücken zu.
"Vor zwanzig Jahren hattest du einen anderen Namen!" schrie die Frau verzweifelt.
"Nein!" brüllte Sophia und lief in ihr Haus.
Marten sah seiner Frau nach, warf dann einen Blick zu dem Paar und dann zu seinen Eltern. Er war überfordert und völlig ratlos.
"Sie verschwinden jetzt besser." warf Paul ein und stellte sich zwischen Marten und die beiden Unbekannten. Er kannte seinen Sohn und wollte mit dieser Geste verhindern das Marten wieder vor Gericht landete.
"Unser Sohn wird sterben wenn Melanie uns nicht hilft!" rief die Frau verzweifelt.

"Geben sie mir ihre Nummer. Ich versuche mit Sophia zu reden. Wenn sie ihnen zuhören will, wird sie sich bei Ihnen melden!" warf Brigitte diplomatisch ein.
Die Frau nickte eilig und übergab Brigitte direkt einen Umschlag.
"Das sind Dokumente die alles belegen was wir Me... Sophia gerade erzählt haben. Darunter finden Sie auch unsere Kontaktdaten." murmelte die Frau betreten.
Brigitte seufzte, nickte und nahm alles an sich. Dann deutete sie mit der Hand das sie das Grundstück von Sophia verlassen sollten.

"Ich seh' nach ihr!" murmelte Marten und eilte in das Haus welches für ihn mittlerweile ein richtiges Zuhause geworden war.
"Babe?!" rief er und sah sich vorsichtig um.
Im Erdgeschoss war Sophia nicht zu finden, erst als Marten das Schlafzimmer betrat fand er sie vor dem Bett am Boden sitzend vor.
"Oh man... Babe was ist?" murmelte er und setzte sich zu ihr. Sophia schluchzte und schüttelte nur den Kopf. Zu sehr war sie erschlagen von all dem was die Frau ihr viel zu schnell und ohne Vorwarnung erzählt hatte.

"Komm her..." seufzte Marten irgendwann und zog sie so auf seinen Schoß das sie wie ein kleines Kind auf ihm saß. Ihren Kopf hatte sie auf seiner Schulter abgelegt und die Arme um seinen Brustkorb geschlungen.

Erst als die Sonne untergegangen war hatte Sophia wieder zu sich gefunden. Zumindest soweit das sie immer wieder 'Melanie' flüsterte. Als würde sie nicht glauben können das es diesen Namen, dieses Wort wirklich gab.

"Willst du erzählen?" fragte Marten leise.
Eigentlich hatte er die Geduld schon lange verloren aber er rief sich immer wieder zur Besinnung denn Sophia schien so sehr durch den Wind zu sein das er ihr eine Stütze sein wollte und nicht ein zusätzliches Problem.

"Sie sagt... Sie sagt sie ist meine Mutter... Aber... dieser Mann soll wohl nicht mein Vater sein!" schluchzte Sophia. Marten hatte natürlich etwas in diese Richtung geahnt doch bis zuletzt gehofft das er sich irrte.
Wie sollte man soetwas ertragen? Wie soll man mit etwas umgehen das so plötzlich und ungeahnt an allem zweifeln ließ was man war.

"Sie sagt ich habe einen Bruder. Er ist... sechs Jahre?" Sophia schluckte.
"...und er hat Leukämie und... Und deshalb sind sie hier aufgetaucht." erzählte sie und stieß dann Luft aus.
Marten schnaubte angewidert. Für ihn war das ganze unfassbar. Jemand gab vor Jahren ein Kind ab, vorausgesetzt die ganze Sache stimmte so, und meldete sich dann weil man plötzlich etwas wollte. Aber wo waren diese Leute als Sophia eine Familie gebraucht hatte? Marten fiel kein Grund ein der es rechtfertigen würde sein Kind im Stich zu lassen.

Noch weniger das man Jahre später auftauchte und plötzlich eine Spende oder was auch immer, wollte.

"Ich hab... Ich hab gefragt wie es denn dazu gekommen sein soll das ich in einer anderen Familie aufgewachsen bin. Ich hab die Frage nicht ernst gemeint, weil ich es für einen Witz gehalten hatte aber... Aber Marten sie hat mir geantwortet." erzählte Sophia. Sie schien ruhiger zu werden. Als würd sie mit jedem Wort das sie von sich gab, endlich verarbeiten was da passiert war.

"Und was hat sie dir geantwortet?" fragte Marten vorsichtig nach. Er war sich nicht sicher ob er die Antwort wirklich hören wollte und doch hatte er diese Frage gestellt. Er war da für seine Frau. So wie sie für ihn da gewesen war. Für ihn und für seine Familie.
Jetzt war der beste Zeitpunkt um ihr zu zeigen das auch er immer hinter ihr stehen würde.
... Und wenn es sein musste, auch vor ihr.

Ich bau mir ein Haus! Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt