"Fünfzehn Monate..." hauchte Sophia fassungslos. Sie sah Marten nicht an aber sie hielt seine Hand. Er war erst am Tag nach der Verhandlung wieder zu ihr gekommen und hatte ihr vom Urteil erzählt.
"Egal... Das schaffen wir!" stieß sie dann aus und sah überzeugt zu ihm.
Marten sagte nichts, zog sie einfach auf seinen Schoß und vergrub seine Nase in ihrem Haar."Sicher?" fragte er bedrückt nach.
"Ja!" Schoss es aus ihr heraus, dann legte sie ihre Lippen auf seine und krallte sich in seinem Hoodie fest.
"Ich weiß nämlich das nur du.. Das so gut kannst..." keuchte sie als er sein Gesicht zwischen ihren Brüsten vergrub.
"Was?" fragte er rau und biss ihr unvermittelt in den Hals.
"Genau das..." hauchte sie und ließ ihren Kopf in den Nacken kippen um ihm mehr Angriffsfläche zu bieten.*
Marten hatte Sophia bis zum Tag seiner Einrückung nicht seinen Freunden vorgestellt. Er hatte ihnen nichteinmal von ihr erzählt. Selbst John nicht.
Dieser Ahnte zwar das da etwas war das Marten ihm verheimlichte, aber er dachte nicht im geringsten an eine Frau.Der Abschied war für Sophia schmerzhaft aber sie hatte sich zumindest so lange zusammengerissen bis Marten von seinem Vater abgeholt wurde. Dieser brachte Marten dann mit einer beeindruckenden Kolonne von Harleys im Rücken, bis zur Haftanstalt.
Sophia hatte davon nichts mitbekommen. Dafür hatte Marten gesorgt, und auch wenn er ein schlechtes Gewissen hatte, ihr einen so wichtigen Teil seines Lebens zu verheimlichen, so war es für ihn trotzdem beruhigend zu wissen das sie vom Club keine Ahnung hatte.
Dachte er.Sophia allerdings war nicht dumm. Sie kannte das Tattoo an seinem Kopf und an seinen Beinen. Sie kannte die Tattoos an seinen Fingern und auch die Bedeutung seines goldenen Anhängers an seiner Halskette.
Ansprechen würde sie ihn aber nicht darauf. Sie war in solchen Kreisen eine Zeit lang aufgewachsen und wusste das viele der Mythen um einen Hells Angel nicht stimmten.
Nicht zuletzt weil auch ihr Vater einer von ihnen gewesen war. Zugleich wusste sie aber auch das es Dinge gab die sehr wohl stimmten.Sophia sah das ganze dennoch gelassen und nahm Marten nicht übel das er vom Club nicht sprach, denn auch das kannte sie von ihrem Vater. Er hatte sie das ein oder andere Mal mit ins Clubhaus genommen und so kannte sie natürlich den ein oder anderen Angel. Flüchtig und bei weitem nicht so wie man es vermuten mochte.
Sophia war sich auch sicher das sie den ein oder anderen aus Martens Chapter kennen würde aber es interessierte sie nicht wer, wie, wo, mit wem zu tun hatte.
Sie liebte den Club nicht und sie hasste ihn nicht. Sie sah den Club dieser Männer nicht anders als einen Fußballverein. Auch wenn sie wusste das es bestimmt nicht ganz so harmlos dort zuging.
Es betraf sie nicht, es fügte ihr und den Menschen in ihrem Umfeld keinen Schaden zu, also war es ihr egal was da vor sich ging.Allgemein vertrat Sophia sowieso die Meinung das sich die Menschen mehr um sich und ihren Dreck kümmern sollten als darum was irgendwo irgendwer tun könnte.
So vergingen die Wochen. Sophia schrieb Briefe an Marten denn es war die einzige Möglichkeit um mit ihm Kontakt zu haben. Nicht zuletzt weil sie ihn erst nach fünf langen Monaten Besuchen konnte.
Nicht aus Zeitmangel.
Viel mehr weil neben ihr auch noch Freunde und Familie zu ihm wollten.
Menschen die Marten länger und besser kannten als sie.Trotzdem dachte sie jeden Tag an ihn.
Als Paul an der Reihe war seinen Sohn zu Besuch hatte sie es sich nicht nehmen lassen und ihm eine Menge Dinge ausrichten lassen. Dinge die sie auch unzählige Male in Briefen niedergeschrieben hatte.Brigitte sah wie sehr Sophia Marten vermisste und so hielten sich die beiden Frauen gegenseitig im Arm wenn mal wieder jemand bitterlich weinen musste.
Brigitte erzählte Sophia Geschichten aus Martens Vergangenheit und brachte Sophia wieder zum Lachen und nebenbei schaffte es Sophia dank Pauls Hilfe einen Raum nach dem anderen fertig zu stellen.
Zwei Tage vor Sophias Besuch in der JVA hatte sie sogar die Küche endlich bestellen können.
Vielleicht, mit etwas Optimismus und Glück, würde sie bald in ihrem Haus wohnen können.
Doch als der 50 minütige Besuch herum war und Sophia klar wurde das sie wieder Monatelang auf Marten verzichten musste. Da verließ sie der Mut.
