Kapitel 12 - Wiedersehen

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Nacheinander verließen alle den Raum, bis nur noch Ahsoka und Anakin sich gegenüberstanden.
Ahsoka sah zur Seite und wartete, bis die Tür zufiel.
"Also, was ist es, was du mir sagen willst?", fragte Anakin sie.
Ahsoka keuchte und schwitzte noch immer.
"Ahsoka, wenn du Hilfe brauchst, ich kann ..."
Doch die Togruta unterbrach ihn. "Nein, es geht schon."

Sie atmete tief durch und versuchte sich zu sammeln, was in der Situation nicht leicht war.
"Ich habe etwas gesehen und weiß nicht, was ich damit anfangen soll."
Anakin schaute sie besorgt an. "Vielleicht solltest du versuchen, ob du Meister Yoda um Hilfe bitten kannst."
Doch Ahsoka schüttelte den Kopf. Sie wollte im Moment nicht noch einmal meditieren.
Außerdem war sie diesem inzwischen gleichgestellt. Sie musste anfangen, ihre Probleme selber in den Griff zu bekommen.
"Das ist keine gute Idee. Ich kann nicht wegen jeder Kleinigkeit zu ihm gehen."

Anakin verlor für einen kurzen Moment die Fassung, fing sich aber schnell wieder.
"Du wurdest von etwas in die tiefen Schichten der Meditation gezogen. Dazu warst du ohnmächtig. Wir alle haben uns Sorgen gemacht", zählte Anakin auf.
"Und ganz unter uns, du siehst schlimmer aus als damals nach dem Angriff der Tiubas auf Samoru. Das erkenne ich sogar durch das Holo-Signal."
Dass er sie immer noch mit dieser Mission aufziehen musste, verdrehte Ahsoka innerlich die Augen.
Damals war sie als Togruta nicht an die Atmosphäre des Planeten angepasst.

Natürlich war sie zu stur, um ihrem Meister, welche keinerlei Probleme mit den Bedingungen hatte, davon zu erzählen.
Deswegen musste sie am Ende der Mission Lehrgeld zahlen, als sie für eine Woche völlig außer Gefecht war.
Anakin war zuerst sehr besorgt, doch nachdem sie das Schlimmste durchgestanden hatte, zog er sie gerne damit auf. Bis heute.
Sie erinnerte sich, wie oft er damals an ihrem Bett auf der Krankenstation saß und sie bewachte.
Ihre Verbindung begann schon viel früher derart zu wachsen. Nicht erst mit Mandalore, sondern schon nach Mortis.
Es war nur damals noch eine Sache, die beide nicht sahen, oder sehen konnten.

Erst als sie erwachsener und reifer wurde, und auch Anakin seine Flausen abgelegt hatte, entwickelte sich mehr.
Als Padawan war sie noch viel zu jung, aber danach ...
"Ahsoka?", drang Anakins sanfte Stimme wieder zu ihr durch.
Schnell blinzelte sie jegliche Gedanken weg. "Es ist ... ich habe etwas gesehen, ein Gesicht. Und etwas gehört. Wie ein Lied, welches ich kennen müsste."
Nachdenklich betrachtete Anakin seine Frau. "Hast du noch mehr gesehen?"
"Eine Welt, dunkelblau, mit Wasser, und Gebäuden. Ich weiß nicht genau, was das für ein Planet war."

"Du solltest mit Yoda darüber sprechen. Nur so kannst du es lösen."
Ahsoka seufzte halb genervt, halb geschlagen aus. Er hatte recht, das wusste sie.
Aber sie wollte im Moment nicht zurück in ihre Gedankenwelt.
Sie spürte durch die Macht, dass sie nicht im Einklang mit sich war.
Seit der Meditation hörte sie immerzu dieses Lied. Es rief nach ihr.
Das mussten die Nachwirkungen des Schocks sein.
"Es wird sich alles legen, du brauchst erst einmal nur etwas Ruhe", sagte Anakin.

Sie nickte schwach. "Ich werde es beherzigen."
"Gut", erwiderte Anakin. "Ich brauche dich."
"Und ich dich."
Eine Weile sahen sie sich noch an, bis Anakin die Übertragung beendete.
Ahsoka wandte sich ab und torkelte zur Tür.
Allmählich bekam sie wieder die Kontrolle über ihren Körper, aber noch immer zehrte das Erlebte an ihr.

Draußen wartete bereits die Gruppe auf sie. Auch Sa'ul war da.
"Alles in Ordnung, Kleine?", fragte Rex fürsorglich.
"Ja. Danke, euch allen." Ahsoka sah jedem ins Gesicht.
"Ohne euch würde es das alles nicht geben."
Sofort kamen alle näher und legten ihr eine Hand auf die Schulter.
"Immer wieder, nur für Euch ... Commander", scherzte Rex.
"Wenn du Hilfe brauchst, kleine 'Soka", fuhr Plo Koon fort.
Nur er nannte sie noch immer bei ihrem Spitznamen. Und sie ließ es tatsächlich auch nur bei ihm zu.
So wie nur Anakin sie 'Snips' nennen durfte.

"... dann seid ihr alle da, ich weiß", grinste die Togruta verlegen. "Aber nun könnt ihr mir alle erst einmal helfen, wenn ihr die Kinder unter Kontrolle haltet."
Sie lachten herzhaft und gingen danach zurück an ihre Arbeit. Nur Sa'ul blieb stehen.
"Hast du nichts zu tun?", neckte Ahsoka den Pau'aner.
Noch immer war es Gang und Gäbe zwischen ihnen, die inzwischen freundliche Fehde aufrecht zu erhalten.
"Außer auf die kleine Nervensäge aufzupassen, Kinder zu unterrichten, damit sie sich die Schwerter nicht in die eigenen Körper rammen und dich ab und zu zu schlagen ... nicht wirklich", prustete er.
Ahsoka seufzte mit einem Kopfschütteln aus.

"Anakin macht sich Sorgen, habe ich recht?", fragte er, nun ernster.
"Ja", erwiderte Ahsoka. "Aber ich komme klar. Mir muss niemand helfen."
Sa'ul kam nun etwas näher. "Ahsoka, du kannst das nicht alleine durchstehen, wenn du Visionen hast. Du brauchst jemanden."
"Warum geht jeder eigentlich davon aus, dass ich damit nicht fertig werden kann?", stöhnte Ahsoka.
"Weil man es dir ansieht. Und weil wir dir in diesem Fall nicht besser helfen können."
Es nervte Ahsoka schon immer, zu hören, was sie nicht konnte. Doch dieses Mal hatte Sa'ul recht. Sie war hilflos.

"Wenn du Probleme hattest, wenn du kämpfen musstest, wer war dann an deiner Seite?", fragte der Pau'aner.
Ahsoka kniff die Augen zusammen. Sie wusste die Antwort schon immer. "Anakin ..."
"Also ... lass ihn dir helfen. Bitte. Wir alle brauchen dich bei voller Gesundheit."
Er fasste ihr an die Schulter, damit sie zu ihm aufsah.
Sa'ul war weitaus größer als sie, dennoch waren sie auf Augenhöhe.
Ein Zustand, den sie sich nie erträumt hatten, als sie sich noch auf dem Todesstern als Gegner gegenüberstanden.

"Wir kämpfen jeden Krieg für dich. Das weißt du. Nur deinen eigenen in deinem Kopf können wir nicht ausfechten."
Ahsoka lächelte müde. "Schon klar."
Sa'ul nickte und wandte sich ab.
"Danke, Sa'ul", sagte sie nach einer kurzen Pause noch zu ihm.
Der Pau'aner nickte und wollte weitergehen, als ein dumpfer Knall am Himmel sie aufsehen ließ.
Ein Schiff kam aus dem Hyperraum in die Atmosphäre und näherte sich schnell.

Vorsichtig spannte Ahsoka sich an, bis sie erkannte, dass das Schiff das Wappen der Neuen Republik trug.
Es landete neben dem Ordensgelände, woraufhin sich dort eine Traube von Wesen bildete.
Jeder wollte sehen, was die Neue Republik hier suchte.
Immerhin wurde ihnen gesagt, dass die Machthüter hauptsächlich parteilos waren und bei Konflikten nur als Mittler agierten.
Natürlich waren sie ihnen nicht feindlich gesonnen, dennoch zeigte sich bei Einigen Skepsis.

Sa'ul half Ahsoka zu der Landestelle und gemeinsam warteten sie mit Rex, Katooni, Plo Koon, Cal und den anderen darauf, dass sich die Luke öffnete.
Heraus kamen zwei Menschen, welche sie schon lange nicht mehr gesehen hatten.
"Kanzlerin Amidala ...", wurde sie von vielen flüsternd begrüßt.
Padmé Amidala und Senator Bail Organa verließen mit einem freundlichen Gesicht das Schiff und gingen auf Ahsoka und ihre Gruppe zu.
"Padmé ... was für eine Überraschung", sagte Ahsoka.
Wie in alten Zeiten, als sie noch Anakins Padawan war, wurde Ahsoka von der Naboo umarmt.

"Kanzlerin Amidala", begrüßte Katooni diese. "Meinen Glückwunsch zur erneuten Wiederwahl."
"Ich danke dir, Katooni. Aber für dich bin ich immer noch Padmé, wir brauchen hier alle nicht förmlich zu bleiben", lächelte sie in die Runde.
"Ahsoka, ist alles in Ordnung mit dir. Du siehst so ...", begann sie, wurde aber mit einem kurzen Handwink unterbrochen.
"Mir geht es wieder gut, es war vorhin nur ... ich hatte eine Vision. Eine Explosion und ein Gesicht, welches mir komischerweise bekannt vorkam. Und Wasser, viel Wasser."
Sofort schaute Padmé anders. Als ob sie genau wusste, was Ahsoka meinte.
"Deswegen sind wir hier ... Ahsoka, die Klonanlagen auf Kamino wurden zerstört."

Secrets of the Force - Tano Chronicles Part 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt