Kapitel 14 - Ein unerwarteter Gast

64 5 2
                                    

Eines der wenigen funktionstüchtigen Schiffe genügte Shadow, um Kamino gerade noch rechtzeitig vor der Ankunft der Behörden zu verlassen.
Er brauchte nun einen neuen Plan, nachdem er sich selbst aus dem wärmenden Nest geworfen hatte.
Er war, nachdem das Adrenalin schwand, selber geschockt von der Macht, welche scheinbar in ihm schlummerte.
Noch immer fragte er sich, wer er war, auch wenn sich der Schleier der Unkenntlichkeit langsam lichtete.
Nun musste er jemanden finden, der ihm beibringen konnte, mit dieser Kraft umzugehen.
Er wusste, dass er eine tickende Zeitbombe war. Nicht nur für andere, sondern auch für sich.

“Wohin führt mich jetzt der Weg? Jetzt, wo alles vernichtet wurde”, fragte er sich im Stillen.
Er wischte sich durch die Sternenkarten, besuchte hier und dort Planeten, um nach machtsensitiven Wesen zu suchen.
Wesen mit seinen Fähigkeiten. Doch überall, wo er suchte, wurde er nicht fündig.
Bis er auf Takodana von einem letzten Refugium der Machtnutzer hörte.
Nicht von den ‘Jedi’ oder ‘Sith’, von welchem er in den kaminoanischen Archiven gelesen hatte.
Sondern von den ‘Machthütern’.

Sie lebten versteckt, ohne große Aufmerksamkeit erregt zu haben. Nur selten traten sie in Erscheinung, und nur wenige Piloten wussten von ihnen.
Doch die Aussagen derer, welche den Aufenthaltsort dieser Machthüter kannten, deckten sich komplett.
Also schwang er sich in sein Schiff und ging die Abflugchecks durch.
Er war vor seiner Flucht nur ein paar Mal im Simulator geflogen. Dennoch kannte er das Schiff auswendig, nachdem er sich die Dokumentationen wochenlang durchgelesen hatte.
Ein Vorteil seiner Wissbegierde, und vielleicht konnten diese Machthüter auch seinen Durst stillen.
Unter Umständen hatte er seinen Weg endlich gefunden.
Also setzte er Kurs auf Shili.

-

Langsam gingen Ahsoka, Padmé und ihre Begleiter durch die Trümmer des Laborbereiches.
Es hatte ausnahmslos niemand überlebt. Doch das Echo in der Macht war noch immer stark.
Ahsoka hatte schon lange nicht mehr so eine derart hohe Konzentration an Eindrücken gespürt.
“Kannst du es auch fühlen?”, fragte sie Sa’ul, welcher nickte und sich ebenfalls umsah.
Seit Stunden suchten sie einen Anhaltspunkt, aber außer glänzendem Metall und verbrannter Materie fanden sie nichts.

Der Starkregen, welcher auf sie alle niederprasselte, machte die Situation auch nicht besser.
“Hat irgendjemand eine Ahnung oder Idee, was hier passiert sein könnte?”, wollte Padmé ratlos wissen, nachdem sie die begehbaren Bereiche durchschritten hatten.
“Die Trümmerteile sehen aus wie nach einer Explosion innerhalb des Komplexes”, sprach Rex, welcher die ganze Zeit mit seinem Helm das Gelände scannte.
“Aber dafür fehlen die Spuren des Sprengstoffs. Rein gar nichts sieht hier danach aus, als ob es der Grund für die Detonation gewesen sein könnte.”
Ahsoka nahm eines der herumliegenden Teile in die Hand und prüfte es. “Und bei solch einer Explosion, welche eine ganze Stadt auslöscht, muss es Rückstände geben.”
“Wenn es Sprengstoff war …”, fügte sie Rex’ Erläuterungen hinzu, was alle nachdenklich stimmte.

“Wer ist das da hinten?”, fragte Kyra kurze Zeit später und zeigte auf die Trümmer einige Meter weiter.
Jeder sah in die angezeigte Richtung, doch niemand konnte etwas erkennen.
“Da ist nichts”, sagte Ahsoka, doch ihre Tochter ließ nicht locker.
Also entschied sie sich, ebenfalls genauer nachzusehen.
Vielleicht lag es an dem starken Echo in der Macht, welches ihnen die Sicht vernebelt hatte, aber sobald Ahsoka sich mehr auf die von Kyra gezeigte Stelle konzentrierte, spürte sie tatsächlich eine Präsenz.
Sie nickte Sa’ul und Rex zu, welche nach ihren Waffen griffen.

“Wir wissen, dass du da bist!”, rief Ahsoka zu der Stelle. “Zeige dich!”
Nichts geschah, es war, als saß die Person still dort zwischen den Trümmern.
Aber noch immer fühlte Ahsoka ihre Anwesenheit.
“Kyra, bleib’ hier”, flüsterte sie ihrer Tochter zu. Sa’ul und Rex hingegen zeigte sie an, die Person zu flankieren.
Padmé und Bail blieben vorsichtig an ihren Plätzen.
Niemand wusste, wer sich dort gerade aufhielt.

Ahsoka machte zwei Schritte und sprang ab, als alle auf Position waren.
Direkt hinter den Trümmern kam sie wieder auf.
Kyra hatte recht, dort war wirklich eine maskierte Person.
Ahsoka wurde durch einen Machtstoß sofort nach hinten geworfen.
Zu ihrer Überraschung war das jedoch nicht das einzige: Die Person zückte ihre Waffe und entzündete ein rotes Lichtschwert.
Sofort sprangen Sa’ul und Rex ihr zur Seite.

“Ein Sith?”, fragte Rex überrascht.
Sogar Rex griff nach seinem Lichtschwert, welches er vor langer Zeit von Ahsoka erhalten hatte, als sie ihre Kristalle ausgetauscht hatte.
“Ein Klon mit einem Lichtschwert”, sagte die Person mit einer verzerrten Stimme. “Wie kreativ.”
“Warte mal ab, was ich damit noch kann”, knurrte Rex.
Ahsoka erhob sich wieder und griff nach ihren Schwertern.
Auf Knopfdruck fuhr sie ihre goldene Klinge aus, zusammen mit der weißen Plasma-Waffe ihres Shotos.

Sofort stockte die Person.
“Es ist also wahr …”, sprach sie beeindruckt.
“Halt!”, rief plötzlich Kyra und sprang dazwischen, ihr Lichtschwert ebenfalls entzündet.
“Wer seid Ihr?”, fragte nun auch Ahsoka, ließ ihre Waffen aber noch nicht sinken.
Irgendetwas kam ihr bekannt an der Person vor, und als diese ihren Helm absetzte, wusste Ahsoka auch warum.
Die grazile Gestalt, die Stimme, welche sie trotz der Stimmverzerrung zu kennen glaubte.
Vor ihr stand Asajj Ventress, die ehemalige Schülerin von Count Dooku.

Mittlerweile hatte diese keine kahle Haut mehr auf dem Kopf, sondern eine mittellange hellblonde Frisur, was Ahsoka sehr erstaunte.
“Ventress”, stellte Ahsoka fest.
“Ich hatte nicht daran geglaubt, dass du noch aktiv bist, bei deiner Vergangenheit”, säuselte Ventress vergnügt.
“Das Gleiche wollte ich dir gerade auch sagen”, knurrte die Togruta.
“Wer ist das, Mahri?”, fragte Kyra.
Mahri?”, wunderte sich die Dathomirianerin. “Sag’ mir nicht, dass das Mädchen da dein Ergebnis ist.”
Stolz stellte sich Kyra vor ihrer Mutter auf. “Habt Ihr ein Problem damit?”

“Kyra, nicht”, sagte Ahsoka zu ihrer Tochter. “Wir haben noch etwas zu erledigen.”
Sie klang ruhig, doch ließ sie Ventress keine Sekunde lang aus den Augen.
“Das glaube ich auch”, sagte diese und nickte zu Ahsokas goldener Klinge.
“Ich habe einiges gehört, aber ich dachte nicht, dass diese Legenden wahr sind.”
Ahsoka lockerte ihre Haltung etwas. “Legenden?”
Ventress schmunzelte. “Dass es dir niemand gesagt hat, macht es nur noch amüsanter.”

“Ich weiß, dass es ein Relikt ist”, meinte Ahsoka ernst.
“Aber du weißt sicher nicht, welche Macht in diesem Relikt schlummert. Besonders wenn es mit seinesgleichen verbunden wird.”
Ahsoka versteifte sich wieder etwas mehr. “Was weißt du darüber?”
Ventress deaktivierte ihre Klinge und lockerte sich. “Ich mache euch allen einen Vorschlag …”, begann sie.
“Wir verhalten uns wie zivilisierte Wesen und reden. Ich bin hier, weil mich eine Vision geführt hatte. Ich habe das Kämpfen um jeden Preis hinter mir gelassen.”
“So wie wir”, antwortete Ahsoka.
“Also gibt es keinen Grund zur Feindseligkeit?”, fragte Ventress fordernd.

Ahsoka nickte zu Sa’ul und Rex. Sie vertraute ihrer Gegenüber zwar nicht, aber nahm sie auch keine Angriffe über die Macht wahr.
Die Togruta kam näher und beäugte die ehemalige Attentäterin skeptisch. “Ich möchte das nicht bereuen”, knurrte sie.
“Ich versichere euch allen, dass ich keine Gefahr sein werde”, versprach Ventress.
Ahsoka hörte die Wahrheit aus ihr heraus, weswegen sie Ventress zu der Gruppe führte.
“Kanzlerin Amidala”, begrüßte diese die Naboo. “Dann erzählt mir doch einmal, was die Neue Republik hier getrieben hat.”

Secrets of the Force - Tano Chronicles Part 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt