Es dämmerte bereits, als Ahsoka wieder auf dem Ordensgelände der Machthüter eintraf.
"Da bist du ja", rief ihr ein sichtlich gehetzter Sa'ul erleichtert zu. "Wir haben dich überall gesucht."
Ahsoka sah betroffen zu Boden. Sie hatte in dem Moment der Flucht vor allem überhaupt nicht daran gedacht, anderen etwas zu erzählen.
Sie reagierte einfach.
Doch nun nach dem Gespräch mit Meister Yoda fühlte sie sich frei, wenn auch demütig wegen der Sache mit Anakin.Selbst als sie noch seine Padawan war, hatte er sie nie so abgewiesen. Es war ihm immer wichtig, wie es ihr ging.
Doch dieses Mal, schätzte sie, hatte sie den Bogen überspannt.
Ein außer Kontrolle geratenes kaminoanisches Projekt hatte sie angegriffen. Nicht nur sie, auch hatte sie alle in Gefahr gebracht.
Jeden einzelnen, der auf dem Gelände war.
Männer, Frauen, Kinder, sie alle waren unschuldig.
Sie konnte von Glück reden, dass niemand zu Schaden kam, außer jenen, welche bei Shadows hinterlistigem Spiel während der Aufstände umkamen."Ich ... brauchte einfach einen Moment. Ich musste mich wieder finden", stammelte Ahsoka reumütig.
"Ahsoka, es ist meine Pflicht, dir zu sagen, dass Katooni und ich Anakin informiert hatten, nachdem wir Shadows Übertragung erhalten hatten", gab Sa'ul zu.
Sofort schnellte ihr Blick zu Sa'ul. Normalerweise wäre sie wütend geworden, wenn jemand sich über sie hinwegsetzte, doch sie sah ein, dass Sa'ul ihr und Kyra damit vermutlich das Leben gerettet hatte.
Nicht nur ihnen, sondern sogar allen Hütern.
"Es war die einzige Möglichkeit", fuhr Sa'ul fort.
"Es ist okay, Sa'ul", unterbrach sie ihn. "Ich habe die Situation unterschätzt. Ihr hattet die ganze Zeit recht."Frustriert drehte sie sich zur Seite und betrachtete das Gelände.
Nur noch wenige waren draußen unterwegs. Einzig die Wachposten, welche zum Schutz vor wilden Tieren und anderen Eindringlingen aufgestellt waren, standen verteilt um das Gelände.
Vereinzelt sah man noch das ein oder andere Kind in die Häuser huschen, aber ansonsten herrschte als Kontrast zu dem alltäglichen lauten Treiben eine angenehme, meditative Ruhe.
Normalerweise saß Ahsoka selbst jetzt in ihrem Ruheraum oder im Sommer draußen vor ihrem Haus und versank für eine Weile in der Meditation.
Daran war im Moment allerdings nicht zu denken."Bin ich die Richtige für diese Aufgabe?", stellte sie sich plötzlich laut die Frage.
Sa'ul schien überrascht über den offensichtlichen Themenwechsel zu sein, denn kurz setzte er einen fragenden Gesichtsausdruck auf.
"Wie du weißt, bin ich nicht bekannt für herzliche Komplimente. Ich kann dir nicht sagen, dass du die Richtige bist", begann er.
"Was ich dir aber sagen kann, ist, dass es mit dir und Anakin keine besseren Anführer geben kann."
Ahsoka schaute augenblicklich wieder zu ihrem Gegenüber. Zum ersten Mal seit langer Zeit lächelte sie wieder, ohne es erzwingen zu müssen."Wo ist Anakin?", fragte sie den Pau'aner.
"Er sagte, er brauchte etwas Zeit. Ich weiß nicht, wo er ist. Und ich glaube, dass man ihm jetzt auch den Abstand geben sollte", meinte Sa'ul.
Ahsoka sah zu Kyra, welche in der Entfernung mit Katooni sprach. Sie saß dabei auf einer Mauer und schaute auf ihre Beine, welche sie baumeln ließ.
Schnell gelangte Ahsoka zu dem Eindruck, dass alle so taten, als ob nichts passiert war.
Dabei fand hier vor wenigen Stunden noch ein Kampf auf Leben und Tod statt."Du solltest zu ihr gehen", riet Sa'ul ihr, als er ihrem Blick folgte. "Sie ist zwar deine Tochter, also nicht gerade instabil. Aber das vorhin hatte sie mitgenommen."
Dann begann er, leicht zu lächeln. "Auch wenn sie das nicht zugeben will."
Verschmitzt sah er zurück zu Ahsoka. "Von wem sie das wohl geerbt hat?"
Sie erwiderte seinen Blick mit einem amüsierten Augenrollen.
"Sie ist ein gutes Mädchen", fuhr Sa'ul fort. "Sie kann eines Tages sehr mächtig werden. Verständlich bei den Eltern."Ahsoka starrte ihre Tochter verträumt an, ehe die Zweifel sie wieder übermannten.
"Genau das ist es ja, was ich befürchte. Wovor ich Angst habe."
"Wovor du Angst hast?", hakte Sa'ul nach.
"Ja ... ich ...", begann sie, seufzte dann aber auf der Suche nach den richtigen Worten. "Ich weiß nicht, ob unser ... mein Training ihr gerecht wird.
Sie weiß jetzt schon mehr als ich in ihrem Alter. Sie ist schon so erwachsen, dass ich manchmal vergesse, dass sie noch ein Kind ist."
Sa'ul reckte seinen Kopf und betrachtete den Himmel."Sieh' dich um, Ahsoka Tano", wies er sie an, woraufhin sie seinem Blick fragend folgte. "Die Natur ist so vielfältig. Die Macht ist überall.
Vielleicht solltest du dich einfach von ihr leiten lassen und dir und Kyra vertrauen. Sie beherrscht die Macht, wenn auch auf andere Art wie du.
Du solltest sie vielleicht eher in der kampflosen Kunst fördern als nur mit dem Schwert."
Ahsoka dachte über seinen Rat nach. Genau das hatte Kyra selbst ihr auch einst an den Kopf geworfen.
Nur war sie dann dafür die richtige Lehrerin?In solch einer Situation hätte sie gerne Meister Kenobi an der Seite gehabt, welcher zwar ein grandioser Kämpfer war, allerdings seine besten Kompetenzen in der geistigen Führung besaß.
Unter Umständen war es eine Möglichkeit, mit Plo, ihrem Mentor zu sprechen, welcher einen ähnlichen Weg verfolgte.
Doch erst einmal musste sie mit Kyra sprechen.
Sie musste schon zu viel durchmachen.
"Ich werde es bedenken. Ich kann sie nur nicht völlig wehrlos ausbilden. Das bekomme ich selber nicht auf die Reihe."
Sa'ul lachte. "Du schaffst das. Wenn einer das organisieren kann, dann du", grinste er.Während sie sprachen, näherte sich Ventress.
"Auf ein Wort", bat diese Ahsoka fordernd und sah dabei zu Sa'ul, ihn skeptisch musternd.
Ahsoka nickte dem Pau'aner wortlos zu, woraufhin dieser sich leicht verbeugte und ging.
Schmunzelnd musste die Togruta feststellen, dass Ventress mir Haaren durchaus angenehmer und weniger angsteinflößend aussah, als ohne Haare.
"Was gibt es?", fragte sie die Dathomirianerin."Ich weiß noch nicht, ob ich das alles glauben kann, was da vorhin passiert ist", meinte diese. "Aber du wirst es selber gespürt haben, als du gegen ihn angetreten bist, richtig?"
Ahsoka sah nachdenklich zu Boden. "Es war wie eine Verbindung. Nicht von mir mit Shadow, sondern mein Schwert. Es wollte zu ihm."
Ventress wartete, bis Ahsoka darüber nachdenken konnte. Anhand ihres Ausdruckes im Gesicht wusste sie, dass Ahsoka auf den richtigen Gedanken gekommen war.
"Er hatte auch ein Relikt. Ich wusste es zwar, aber wie konnte ich nur so blind sein, den Zusammenhang erst jetzt zu verstehen?"
Ventress nickte nur zustimmend.
"Ich hatte gedacht, dass es irgendein Experiment der Kaminoaner war. Aber die Flammen waren ebenfalls ein Relikt ...", fuhr sie fort."Die Relikte haben sich angezogen", bestätigte Ventress Ahsokas Überlegungen. "Es stellt sich nur die Frage, wie viele es gibt."
"Meister Yoda hat mir die Aufgabe gegeben, nach Tython zu reisen. Zu einem der ersten Jedi-Tempel", erzählte Ahsoka.
"Yoda?", fragte Ventress nur verdutzt. "Ich dachte, er wäre ..."
"Ist er auch", antwortete Ahsoka nur, und Ventress beließ es dabei.
"Ich habe eine Ahnung, wo ich auch noch suchen kann", begann sie dann."Wo?", wollte Ahsoka wissen.
"Ich werde diesen Pfad erst einmal alleine gehen. Je weniger davon wissen ...", zweifelte Ventress und Ahsoka nickte.
"Wenn das deine Entscheidung ist, kann ich nichts dagegen unternehmen", erwiderte die Togruta.
Ventress wandte sich ab. "Du wirst von mir hören. Ich hoffe, ich darf mir eines der Schiffe borgen?"
"Nur, wenn du es auch wieder zurück bringst", zwinkerte Ahsoka, was sogar Ventress zum Lächeln brachte.Dann ging sie in die Richtung des Hangars, stockte jedoch nach wenigen Schritten.
"Wir haben es weit gebracht, richtig?", fragte sie.
Ahsoka lachte stumm. "Richtig."
"Skywalkers kleines Schoßhündchen", zog die Dathomirianerin sie auf.
"Nicht mehr Skywalker. Tano ...", sagte Ahsoka mild lächelnd, was Ventress noch überraschter zurückließ.
"Ach, verbunden haben sie sich auch noch?"Lachend drehte sich Ventress wieder um und ging zum Hangar.
"Kaum ist man einige Zeit unter dem Radar, schon werden alle größenwahnsinnig."
Ahsoka schmunzelte und sah verträumt zu Boden, ehe die Realität sie wieder einholte.
Sie hatte noch eine Aufgabe, und diese war wichtiger als alles andere.
Schon zu lange hatte Ahsoka diese am heutigen Tag aufgeschoben.
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Secrets of the Force - Tano Chronicles Part 1
Fanfiction- Alternative Universe - spielt nach der "Skywalker Academy" - Ahsoka Tano - Padawan, Ausgestoßene, Rebellin, Anführerin. Ihr Weg führte sie durch einige Täler und über hohe Berge bis zu dem Punkt, an welchem sie nun war. Über ein Jahrzehnt lang gab...