Kap. 62 Wahrnehmung der Elfe

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Arya pov

Ich schloss schon ab mit mir. Elfen waren schneller als Menschen, aber auch wir konnten nicht in einem Sekundenbruchteil einen so großen Zauber wirken oder unvorbereitet mehrere Meter zur Seite springen. Und selbst wenn mir das gelingen sollte, wäre die Wirkung der Magie vermutlich nicht ansatzweise rechtzeitig gekommen. Schnell ist sie, aber trotzdem tritt der Effekt im Normalfall nicht augenblicklich ein. Je schneller, desto anstrengender, und es wäre schon so ein kaum zu stemmender Aufwand geworden.

Der Felsquader hatte meinen Arm bereits getroffen und nur dank meiner elfischen Sinne konnte ich das so als fortlaufenden Prozess spüren. Der riesigen Maße des Steins hatte ich nahezu nichts entgegenzusetzen und so knickten zuerst meine Arme ein und danach musste ich gleichzeitig auf die Knie sacken und dabei den Kopf einziehen um noch einen weiteren Augenblick Zeit zu ergattern. Es war natürlich überflüssig, da ich auch in diesem winzigen Zeitraum weder eine Idee entwickeln, noch durchführen konnte.

Ich machte mich darauf gefasst, zerquetscht zu werden, aber da kam nichts. Ich wartete eine halbe Sekunde, ich wartete eine Sekunde. Um mich herum nahm ich das Dröhnen von vielen weiteren Steinen wahr, also erlebte ich nicht nur meinen Tod langsamer als er wirklich war, aber das Ding über mir presste mich aus irgendeinem Grund nicht zu einem Fladen zusammen. Ich blickte auf und musste blinzeln. Feiner Staub und Sand rieselten auf mich herab, von dem Felsen keine Spur.

Nachdem ich fertig war, mich darüber zu wundern, dass ich noch am Leben war, was für meine Verhältnisse wirklich lange dauerte, sah ich mich nach einem möglichen Grund dafür um. Ich entdeckte ihn auch sehr schnell. Thalia hatte sich scheinbar doch schnell genug umgedreht und feuerte nun in einer irren Geschwindigkeit Salven an Pfeilen, die von gelben und weißen Funken umzuckt wurden, ab. Es gelang mir irgendwie, einen dieser blitzartigen Pfeile zu verfolgen. Er flog direkt gegen einen garantiert Tonnen schweren Felsen, der drauf und dran war, drei Soldaten auf einmal das Leben zu kosten. Beim Aufprall auf den Felsen, der normalerweise kaum eine Scharte hinterlassen hätte, barst dieser ebenfalls zu Sand und Staub, der so fein war, dass er fast in der Luft schwebte.

Ihre Bewegungen konnte auch ich nur verschwommen erkennen, aber ich bezweifelte, dass sie sich wirklich so bewegte. Wenn Percy die Wahrheit sagte, was ich inzwischen weitestgehend glaubte, auch wenn es mir nicht gefiel, musste auch Thalia göttliche Kräfte haben. Möglicherweise täuschte sie die unmögliche Geschwindigkeit nur vor und tat in Wirklichkeit etwas anderes und diese Blitz-Pfeile wurden vielleicht von Hand geworfen. Ich wusste nicht, wie es das ganze leichter machen sollte, aber es erschien mir eine Möglichkeit zu sein, die so logisch war, wie im Zusammenhang mit Göttern oder was auch immer nur irgend möglich.

Ich merkte erst jetzt, dass der Felsen, den sie eben über mir zerstört hatte, mich so weit zu Boden gepresst hatte, dass ich, wie die Zwerge beim beten, im Staub saß. Mühsam versuchte ich mich zu erheben. Man sollte meinen, dass ich von meinem vorher so energiegeladen Zustand niemals so schnell in einen vollkommen entkräfteten wechseln würde. Oft gab einem soetwas Kraft oder einen gewissen Rausch, aber die Gewissheit, dass ich ohne Thalia tot wäre, saugte jegliche Stärke auf, die sonst vielleicht da gewesen wäre. Dieser Umschwung war etwas überraschender gekommen, als mir lieb war.

Tatsächlich war es nicht so, als wäre ich einfach müde, nein, es war tatsächlich so als sei jegliche Kraft aus mir gewichen. Es gelang mir, mich auf ein Knie zu stützen, aber bereits das fühlte sich anstrengender an, als es jede Schlacht hätte sein können. Innerlich stieß ich einige derbe Flüche aus, als sich eine Hand in mein Sichtfeld schob. Ich blickte auf und sah, dass die Göttin der Blitze, wie es schien, mir ihre Hand hinhielt. Ich zögerte eine Sekunde, stolz war eine klare Schwäche von mir, doch schließlich sah ich ein, dass alles andere kindisch wäre und ergriff ihre Hand.

Die Macht ist mit mir, oder?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt