Nasuada pov
Als die Sonne sich dem Horizont näherte, traf ich eine Entscheidung. Wir würden nicht näher an Dras-Leona heran rücken. Gut tausend Meter voraus lagen die ersten Holzhütten, die streng genommen dazu gehörten. Im gesamten Imperium gab es keine Stadt, in der es den Menschen so schlecht ging und in der so viele Menschen nichtmal wirklich ein Dach, bestehend aus mehr als ein paar Brettern, über dem Kopf hatten. Es war traurig und sofern ich irgendwie die Möglichkeit dazu haben sollte, wäre das einer der ersten lokalen Anlaufpunkte, an denen ich etwas ändern würde.
Ich gab das Zeichen zum Halten und hinter mir kam der ewig lange Tross langsam zum Stehen. Ich gab einige Befehle zum Beginn des Aufschlagens des Lagers und sah dann einen kurzen Moment lang dem geschäftigen Treiben zu. Dieser Moment wurde jedoch abgebrochen, ehe er länger hätte werden können, als eine Druckwelle über die Ebene fuhr. Ich sah mich nach einer Ursache um, vergeblich. Zumindest für den Moment. Ich war nicht verrückt, soviel ließ sich sicher sagen, da scheinbar alle in meiner Blickweite es gespürt hatten und nun als Folge dessen fast wie angewurzelt dastanden und warteten, dass etwas passieren würde.
Im Nachhinein wäre es mir lieber gewesen, hätten sie bis in alle Ewigkeit darauf warten müssen, denn nun hob sich die Ursache über den Häusern von Dras-Leona ab und sie hatte für meinen Geschmack ganz eindeutig zu viele rote Schuppen. Dorn, Murtaghs roter Drachen, breitete seine Flügel aus und erhob sich über der Stadt. Murtaghs höchstwahrscheinlich magisch verstärkte Stimme schallte über das Land hinweg. „Flieht. Diese Stadt wird von mir, meinem Drachen und dem gesamten Orden des Helgrind beschützt. Wir werden diese Stadt verteidigen und wenn ihr sie haben wollt, dann nur über meine Leiche!"
Eigentlich sollte an dieser Stelle ängstliche Stille unter allen anwesenden herrschen, doch eine einzelne Person beugte dem auf ihre ganz eigene Art und Weise vor. Leo, zumindest wenn ich die Stimme richtig in Erinnerung hatte, dabei bin ich immer noch nicht so ganz sicher, schien eine Antwort nach oben zu rufen, die jedoch aus irgendwelchen Gründen sehr metallisch klang. „Was soll's, du standest uns eh schon zu oft im Weg. Wenn du unbedingt willst, nehmen wir deine Leiche in Kauf." In dem selben metallisch verzerrten Ton hörte man nun verschiedene Stimmen kichern, aber ich hatte das Gefühl, dass das unecht Klingen von selbigen eher dazu beitrug, noch mehr Unbehagen auszulösen, da die Menschen das sicher nicht gewöhnt waren.
Scheinbar nicht gewillt, eine Antwort zu geben, drehten Reiter und Drachen, ab und sanken hinab auf die Stadtmauern. Dort legte sich Dorn nieder und ließ Rauch aus seinen Nüstern aufsteigen. Es krachte ein bisschen, aber offensichtlich hatte er nicht vorgehabt, uns anzugreifen sondern lediglich die Situation klarstellen wollen und gehofft, damit die größtmögliche Panik auszulösen. Leos Kommentar schien die Situation zwar nicht zwangsläufig aufgelockert zu haben, aber immerhin schienen die Leute nicht zu wissen, vor wem sie Angst haben sollten, statt sich vor Galbatorix Reiter zu fürchten. Ich glaube, das war grundsätzlich ein guter Handel.
Auch wenn es so aussah, als hätten wir es nur mit einer Bedrohung zu tun gehabt, schickte ich trotzdem mehrere Boten aus, um verschiedene wichtige Anführer oder Würdenträger zur Beratung und Abstimmung weiterer Vorgehensweisen herzuholen. Ich hatte den Oberbefehl, konnte also theoretisch alles entscheiden, was ich wollte, aber nachdem meine Arme noch immer verbunden waren und ich noch immer nur unter Schmerzen ein Schwert halten konnte, wollte ich Konflikte über Rücksichtnahme nach Möglichkeit meiden. Eigentlich waren meine Arme nicht der Grund dafür, sondern mehr die Tatsache, dass sich so sehr viel leichter Loyalität gewinnen ließ, aber im Ergebnis war das kein Unterschied.
Während ich wartete, herrschte um mich herum geschäftiges Treiben, denn das Lager musste ja jeden Abend neu aufgebaut werden, aber nicht dem widmete ich meine Aufmerksamkeit. Stattdessen war mein Blick fast permanent auf das rote Monstrum in unserem Weg gerichtet. Es schien tatsächlich so, als hätte dieser nach dem Landen einfach die Augen geschlossen und wäre eingeschlafen. Ich wusste natürlich, dass er, selbst wenn das der Fall gewesen wäre, was ausgesprochen unwahrscheinlich war, von so vielen beschützt wurde, dass man Ideen wie heimliches im Schlaf Anschleichen direkt vergessen konnte.
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Die Macht ist mit mir, oder?
Fanfiction*ABGESCHLOSSEN* Der Krieg - ein weiterer genau genommen, denn in seinem Leben gab es schon jetzt mehrere - scheint zu Ende zu sein, doch auf Percy wartet eine Überraschung nach der anderen. Aufgrund von einigen Verschiebungen in der Machtverteilung...