Nasuada pov
Ich spürte keine Veränderung, obwohl Luna mir ganz klar mitteilte, dass mein Schmerzempfinden nun heruntergesetzt war, soweit, dass ich kaum noch etwas spüren würde. Auf irgendeine Weise hatte sie es geschafft, dass ich trotzdem noch normal fühlte. Ich spürte ihr unglaublich weiches Fell auf meiner Haut. Diese Geste, es war mehr als das, beruhigte mich so sehr, dass ich nichtmal wirklich Angst vor dem was kommt hatte.
Eigentlich wahnwitzig. Ich war an dem vermutlich schrecklichsten Ort in dieser gesamten Welt und trotzdem fühlte ich mich entspannt und genoss das wundervolle Gefühl von einem kleinen Tier auf meinem Bauch. Nichts in meinem ganzen Leben hatte mir je ein solches Gefühl der Sicherheit gegeben. Das war es vermutlich, was man unter Ironie des Schicksals verstand. Wenn es irgendwas gab, was ich hier nicht fühlen sollte, dann war das wohl genau das, was ich gerade spürte. Wohlbehagen, Entspannung, Sicherheit. Nichts davon hätte ich an irgendeinem Zeitpunkt zuvor in meinem Leben mit dieser Stadt in Verbindung gebracht. Wenn mich das nicht meine Tarnung kosten würde und ich dadurch einfach hingerichtet werden würde, würde ich dem grausamen König das gerne ins Gesicht sagen. Leider musste ich die Genugtuung so für mich behalten, aber es war besser als nichts.
Meine Fesseln schienen leider von der gleichen Magie geschützt zu sein, wie es diese gesamten Gemäuer waren und so konnte Luna sie nicht lösen. Schade, etwas mehr Bewegungsfreiheit wäre mir sehr willkommen gewesen, aber wenn man in Betracht zog, dass ich gerade in Kriegsgefangenschaft eines Tyrannen war, konnte man hier wahrhaft von einem Luxusproblem sprechen.
Nichtmal meine bohrende Langeweile war wirklich ein Problem. Ich übte ein wenig, wie ich Schmerzen überzeugend imitieren konnte, ich phantasierte über ein in Galbatorix Brust steckendes Schwert, ich übte mit Luna das Schützen meines Geistes. Nicht lange nachdem ich ihr zum ersten Mal begegnet war, war das zu einer allabendlichen Tradition geworden. Es war unfassbar, was ich für Methoden in der Verteidigung von ihr lernen konnte. Sie brachte mir bei, wie man sich gegen einen kräftemäßig weit überlegen Gegner schützt. Sie brachte mir bei, wie man seinen Geist vor einem schwachen, aber raffinierten Angreifer schützte. Sie brachte mir bei, wie man verschiedene Techniken verband. Inzwischen war ich der starken Überzeugung, bis auf die Götter und vielleicht Galbatorix mit geballter Macht, was ich schwer einschätzen konnte, könnte niemand in Lunas Geist eindringen. Tatsächlich war ich mir auch bei den Götter nicht sicher. Von ihrem Schutz sah ich nur, was sie mir zeigte, da ich nicht die Fähigkeit besaß, meinen Geist aus meinem Körper zu lösen, aber was ich gesehen hatte, wirkte makellos. So als würden selbst unfassbar mächtige und geniale Feinde ihre Schutzwälle nicht überwinden können.
Natürlich war ich nicht ansatzweise so stark wie sie, doch ihr zufolge war meine Disziplin so außergewöhnlich, dass ich selbst gegen wahrhaft starke Feinde bestehen könnte, solange ich meinen Schutz in keinster Weise vernachlässigte oder meine Aufmerksamkeit teilte. Solche Dinge über die Welt von Gefühlen und Eindrücken hinweg zu erklären oder zu verstehen war nicht einfach, deshalb war ich mir nicht vollends sicher, wie viel Fähigkeiten mein Schutzengel mir selbst zugeschrieben hatte, aber sie hatte beim letzen Mal sehr zufrieden gewirkt. Etwas, das mich ehrlich freute.
Die Zeit verging schnell und nur ab und an, in was für Abständen ließ sich unmöglich sagen, kam ein Wächter herein und gab mir Essen. Das bedeutete, er fütterte mich. Anschließend durfte ich einmal den Abort benutzen und wurde dann wieder festgemacht. Er verließ den Raum und schloss ab. Luna wurde wieder sichtbar und wir übten weiter oder ich ruhte mich aus. Bis endlich etwas geschah, verging einige Zeit, die ich anhand der Mahlzeiten auf ungefähr drei Tage schätzte. Vielleicht sollte dieses Warten mich zermürben, aber der König wusste nichts von meiner großartigen Gesellschaft und so passierte das genaue Gegenteil von dem, was er naheliegenderweise wollte. Ich gewöhnte mich an die Umstände, genießen wäre zu viel gesagt, und ich lernte und übte, da ich sonst nichts tun konnte. Dadurch, dass ich keine anderen Verpflichtungen mehr hatte, war das hier wahrhaftig Drilltraining. Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so sehr auf das meistern einer Fähigkeit konzentriert. Und noch nie in meinem Leben war es so wichtig gewesen, eine einzige Fähigkeit zu meistern.
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Die Macht ist mit mir, oder?
Fanfiction*ABGESCHLOSSEN* Der Krieg - ein weiterer genau genommen, denn in seinem Leben gab es schon jetzt mehrere - scheint zu Ende zu sein, doch auf Percy wartet eine Überraschung nach der anderen. Aufgrund von einigen Verschiebungen in der Machtverteilung...