Arya pov
Es sei angemerkt, dass wir uns in Alagaësia, einem Land von Drachen und Magie befinden. Die Gewässer hier sind nicht, wie zum Beispiel auf der Erde, auf eine Tiefe von vier bis maximal elf Kilometern beschränkt.
Das erste Wesen, was aufgetaucht war und vor dem Annabeth gewarnt hatte, konnte ich vage mit einigen Geschichten im Verbindung bringen. In ein paar Büchern hatte ich etwas über eine den mit Drachen verwandte Art gelesen, die angeblich im tiefen Meer lebt. Nïdhwalar wurden sie genannt. So weit draußen, wie sie waren, irrte nur selten jemand herum und nur die wenigsten von ihnen überleben dies. Aus diesem Grund war das verfügbare Wissen auch beschränkt. Alles, was wir noch hatten, kam aus Lehrbüchern der Reiter, die meinem Volk zu gewissen feierlichen Anlässen übergeben wurden. Die wenigen Angaben stimmten mit meinen bisherigen Beobachtungen überein. Sie waren gigantisch, weiß bis graue schuppige Haut und ihr Körper hatte die Form einer Schlange... mit Flossen... und einem Maul, in das halb Farthen Dûr untergebracht werden könnte. Ohne Annabeth hätten wir vielleicht erst Sekunden später die Strömung bemerkt und wären dann als Appetithappen eines Meeresungeheuers geendet. So jedoch flogen wir nun vor seinem immer näher kommenden Maul weg. Vielleicht wurde seine Fortbewegung von Magie unterstützt, wie der Flug von Drachen auch, aber die unangenehme Tatsache war auf jeden Fall, dass er näher kam. Viel näher. Sehr viel näher.
Ich war mir schon fast sicher, dass wir als eine zähe Mahlzeit mit allerlei Spuren von Metall werden würden, aber auf einmal stieß der Nïdhwal ein Brüllen aus, bei dem ich mich nur gerade so beherrschen konnte, meine Hände an Eragons Taille zu behalten, statt mir die Ohren zuzuhalten. Ich wagte einen Blick nach hinten und sah, dass der schlangenhafte Körper des Monstrums seitlich kippte und zurück in die Fluten sank, sodass es fast wirkte, als würde er in sich zusammen fallen. Auch Saphira schien das aufgefallen zu sein, denn ihre Flügelschläge wurden etwas sanfter und langsamer. Wir flogen immernoch rasend schnell davon, aber nun weniger mit dem Fokus auf absolute Geschwindigkeit und stattdessen auf Effizienz. Wir glitten nun wieder so sanft durch die Lüfte, dass ich es wagte, meine eine verkrampfte Hand zu öffnen und mich damit nach hinten abzustützen, um mehr zu erkennen.
Der sich mir bietende Anblick zeigte mal wieder, dass ich nicht nur im Vergleich zu Landschaften winzig war, sondern auch viele Lebewesen mich wie eine hilflose Fliege in der Luft erscheinen ließen. Dort unten schäumte das Wasser, während sich ein Knoten, bestehend aus einem schwarzen und einem weißen Band, fließend weiter in sich selbst verflocht und damit immer mehr zu einem heillosen Durcheinander wurde. Aus der Höhe sah es so normal aus, aber wenn ich mir vorstellte, wie weit weg diese beiden Dinger waren, und wie sie aus der Nähe aussehen würden, lief mir ein eisiger Schauer über den Rücken. Eine Schwimmflosse von einem der beiden war allem Anschein nach größer, als alle Drachen, die ich in meinem Leben gesehen hatte. Selbst bei Glaedr war der Unterschied so enorm. Ich wollte mir garnicht vorstellen, was und wie viel diese beiden am Tag fressen mussten. Einen ausgewachsenen Wal pro Tag vielleicht, aber selbst das erschien mir wenig.
„Der eine von ihnen kommt mit etwa dreißig blauen Pfannkuchen und einer Flasche Sirup am Tag aus", informierte mich Annabeth, so als sei es etwas vollkommen normales, dass zwei Giganten der Meere direkt vor unserer Nase unlösbare Knoten ineinander binden. Es schien jedoch so, als wäre der schwarze nur wieder Percy, der in einer anderen Gestalt seinen Spaß hatte. Es war immer wieder beunruhigend, wie Dinge, die für uns lebensbedrohlich erschienen, für ihn nur ein Spaß waren.
Ich vertraute ihm trotzdem. So weit, dass ich glaubte zu wissen, dass er nicht zulassen würde, dass uns etwas zustieße, aber solange wir es selbst schaffen konnten, ließ er sich seinen Spaß nicht nehmen. Ich wusste, dass er viel durchgemacht hatte. Viel mehr als ein fühlendes Wesen sollte und genau aus diesem Grund konnte ich es auch aushalten, ohne davon verrückt zu werden, wie wenig Ernst er dem Ziel entgegenbrachte, dem ich mich verschrieben hatte und für das ich seit vielen Jahrzehnten alles auf mich nahm, was mein Leben mir in den Weg stellen konnte. Ich konnte es mit ansehen, weil ich den Glaubenssatz verinnerlicht hatte, dass ich irgendwann auch an einem Punkt sein würde, an dem ich nicht mehr für oder gegen das Schicksal kämpfen müsste, sondern mich in seinem Strom treiben lassen könnte. Dass sich mein Traum und meine Vision von der Welt erfüllt hatte, und ich mich in Frieden etwas widmen konnte, was ich liebte. In Frieden, ohne weiter töten zu müssen. Für genau dieses Leben setzte die kauzige Schmiedin und Freundin in Ellesméra, Rhunön, ein einwandfreies Vorbild. Sie war glücklich mit ihrem Leben, auch wenn sie das nicht all zu oft zeigte, aber es war ihr eigenes. Sie tat es nur, weil es ihr gefiel.
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Die Macht ist mit mir, oder?
Fanfiction*ABGESCHLOSSEN* Der Krieg - ein weiterer genau genommen, denn in seinem Leben gab es schon jetzt mehrere - scheint zu Ende zu sein, doch auf Percy wartet eine Überraschung nach der anderen. Aufgrund von einigen Verschiebungen in der Machtverteilung...