Kapitel 34

358 18 4
                                    

Olivers Sicht:

In der Hoffnung, dass Sam mich nachher so schneller finden würde, bewegte ich mich nicht von der Bar weg. Ihr Auftritt war zu Ende und ich fing an, Ausschau nach ihren bunten Haaren zu halten. Nach kurzer Zeit entdeckte ich sie, ungefähr in der Mitte der Halle und ging ihr entgegen. Jedoch kamen mir meine beiden ehemaligen Treiber zuvor und die sahen nicht gerade begeistert aus. Ich beobachtete, wie George sie am Arm aus der Halle zog, immer hinter seinem Zwilling her. In einiger Entfernung folgte ich ihnen. Ich wollte nicht hören, was sie jetzt sprachen, doch ich wollte selbst so schnell wie möglich mit Sam reden. Als ich sah, dass sie in einen dunkleren Flur, direkt gegenüber der Halle abbogen, lehnte ich mich ans Treppengeländer und wartete darauf, dass sie wieder herauskamen und ich Sam abfangen konnte.

Der erste, der wenigen Augenblicke später wieder auftauchte, war ein wutentbrannter Fred, der mir im Vorbeigehen einen Todesblick zuwarf. Ich ahnte nun, dass es in dem Gespräch der drei um mich ging und konnte mir vorstellen, wie sehr Sam diese Reaktion traf, da ich wusste, wie viel ihr die Zwillinge bedeuteten.

Ich konnte nur hoffen, dass ich gleich nicht auch noch George in einem ähnlichen Zustand sehen würde. Er war schon immer der einfühlsamere gewesen, während sich sein Bruder oft von seinen Emotionen leiten ließ. Da in den nächsten Sekunden niemanden aus dem Gang kam, vertraute ich darauf, dass der Weasley einen kühlen Kopf bewahrt hatte. 

Nach einer gefühlten Ewigkeit, trat Sam in die Halle. Ich sah sofort, dass sie geweint hatte, jedoch schien George die richtigen Worte gefunden zu haben, denn auf ihrem Lippen lag ein leichtes Lächeln. Ich merkte, dass sie mich entdeckt hatte, stieß mich vom Geländer ab und deutete in Richtung Ausgang, um ihr anzubieten, in Ruhe zu reden. Sie nickte und ich machte mich auf den Weg zur Tür, genauso wie sie. Auf halbem Weg trafen wir uns und ich legte ihr schweigend einen Arm um die Schultern. ich spürte, wie sie sich näher an mich heranlehnte und musste Lächeln.

Sams Sicht: (gleiche Szene)

,,Nein, erst bist du uns eine Erklärung schuldig." Damit zog er mich aus der großen Halle in einen ruhigen Flur, abseits des Trubels.

"Ich weiß nicht, warum ich euch das Offensichtliche noch erklären muss, aber ich hab mich in Oliver verliebt.", eröffnete ich den beiden Rotschöpfen, bevor sie auch nur ein Wort sagen konnten. "Was?" Fred starrte mich fassungslos an und auch George schien etwas verwirrt, denn er ließ meinen Arm los. "Aber...?" "Was aber Freddie?", fragend schaute ich ihn an. "Es ist Wood!", platzte es aus ihm heraus. "Der interessiert sich doch für nichts anderes als Quidditch. Ihr passt doch auch charakterlich nicht zusammen. Du bist einer der lustigsten Menschen, die ich kenne und er die totale Spaßbremse. Als ob..." "Du kennst ihn nicht!", unterbrach ich den motzenden Weasley, bevor er sich in Rage geredet hatte. "Aber du oder was?" "Ja. Wir haben uns in den letzten Wochen oft getroffen. Er ist ganz anders als in der Schulzeit", erklärte ich ihm. "Na super. Erst seh ich wie meine beste Freundin irgendeinen Typen küsst und dann erfahr ich auch noch, dass sie mit ihm in den letzten Wochen auf Dates gegangen ist. Was verheimlichst du uns denn noch alles?" Fred schrie schon fast.

Hilflos schaute ich zu George, der bisher nur schweigend daneben stand und auch keine Anstalten machte dies zu ändern. Sein Bruder interpretierte meinen ausweichenden Blick wohl falsch, denn er machte auf dem Absatz kehrt und zischte noch im Weggehen "Dann geh doch zu dem Sklaventreiber."

Noch immer blickte ich George ins Gesicht, nur mit dem Unterschied, dass ich verschwommen sah, da mir Tränen in den Augen standen. Mein Gegenüber schien das zu sehen, denn er zog mich schweigend in seine Arme und strich mir beruhigend über den Rücken, während sich die Tränen nun ihren Weg über meine Wangen bahnten. Ich wusste, dass gerade Fred, der der weniger ausgeglichenere Zwilling war, nicht begeistert sein würde, doch mit so einer Reaktion hatte ich nicht im Entferntesten gerechnet. 

Ich spürte, wie George sich von mir lösen wollte und ich klammerte mich fester an ihn, aus Angst vor einem ähnlichen Abgang wie von seinem Bruder eben. Der ehemalige Gryffindor schien das zu ahnen, denn ich spürte, wie er seine Arme sinken ließ und hörte sein Flüstern "Ich will dich nur anschauen, während du redest".

Immer noch schluchzend richtete ich mich auf und starrte geradeaus auf seine Brust, nicht in der Lage, ihm in die Augen zu sehen. Ich spürte, wie er mir mit seinem Daumen eine Träne von der Wange wischte. "Also? Du hast gesagt Wood ist anders?", fragte er mit leiser Stimme. 

Dankbar über seine ruhige und verständnisvolle Art, erzählte ich ihm schluchzend alles über Oliver und mich. Mehr als ich Mat, Lu, Lish, Angie und Katie berichtet hatte. Er erfuhr von den Gedanken die ich hatte, nachdem ich im Radio seine Vermisstenmeldung gehört hatte, dem Gefühlschaos, das in mir herrschte, nachdem er mich zum ersten Mal auf die Stirn geküsst hatte oder wenn er seinen Arm um mich legte und von meinen Gesprächen mit Lee und seinem Bruder Charlie.

Schweigend hörte mir mein bester Freund zu und beschwerte sich nur kurz darüber, dass Lee und sogar Charlie Bescheid wussten. "Pass auf Kleine", fing er dann an. "Ich kenne diese Seite von Wood nicht, das weißt du. Aber ich bin mir sicher, dass du die Wahrheit sagst. Es muss ja Gründe geben, warum Scorp so gut mit ihm klarkommt. Du bist einer der wichtigsten Menschen für mich und ich möchte nur, dass du glücklich bist. Und wenn du das mit Wood bist, werd ich das akzeptieren und versuchen, die menschliche Seite von dem Sklaventreiber kennenzulernen. Du gehst jetzt Oliver suchen und sprichst mit ihm über das zwischen euch und ich versuche, meinen geliebten Bruder wieder zur Vernunft zu bringen, okay?"

Glücklich fiel ich George um den Hals und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. "Du bist ein Schatz. Danke!", nuschelte ich in seinen Pullover und versuchte, meine Tränen, die sich erneut bildeten, wegzublinzeln. "Weiß ich doch."

Ich löste mich von ihm und wischte mir durchs Gesicht. "Seh ich arg scheiße aus?", fragte ich ihn. "Du bist wunderschön, wie immer. Und jetzt hau ab oder ich bring dich persönlich zu ihm."

Lachend blickte ich ihn ein letztes mal an und verließ den dunklen Flur. Als ich in die große Eingangshalle trat, entdeckte ich sofort die Person, die ich suchte. Besorgt blickte er mir vom Treppengeländer entgegen und deutete fragend in Richtung Ausgang. Schnell nickte ich und machte mich, genauso wie er auf in Richtung Tür. Auf halbem Weg trafen wir uns und er legte schweigend seinen Arm um meine Schultern. Sofort machte sich ein tröstendes Gefühl in mir breit und ohne es zu merken, drückte ich mich näher an ihn.

Think I need u ~Oliver Wood~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt