Das nächste was ich wahrnahm war, dass ich in Luans Armen auf dessen Bett lag und anscheinend geschlafen hatte. Ich erinnerte mich an den gestrigen Abend und fing sofort an zu heulen. Meine Gedanken galten einzig und allein Oliver. Wo war er? Wie ging es ihm? Lebte er überhaupt noch? War er geflohen oder hatten die Todesser ihn erwischt? Logischer war zweiteres, da er doch sonst jemandem Bescheid gesagt hätte. Aber das wollte ich nicht glauben. Ich merkte wie Luan, der von meinem Schluchzen wohl wachgeworden war, mich noch fester in seine Arme zog. Ich drückte mich an seine Brust und ließ meinen Tränen freien Lauf, bis ich keine mehr übrig hatte. ,,Frühstück?'', hörte ich den Brasilianer an meinem Ohr flüstern. Ich schüttelte den Kopf. ,,Doce, du musst etwas essen!'' Ohne auf meine schwachen Proteste zu achten, hob er mich hoch und trug mich in die Küche, in der auch schon Mateus stand und Rührei machte. Er lud mich auf einem Stuhl ab und setzte sich neben mich. Sein Bruder schob uns volle Teller hin und saß dann gegenüber von mir. Ich merkte die Blicke der beiden auf mir. Seufzend nahm ich die Gabel in die Hand und stocherte in meinem Essen herum, bevor ich vorsichtig einen kleinen Bissen nahm. Nun merkte ich, wie die beiden sich etwas entspannten, doch sie starrten mich immernoch an. Ich wollte gerade nachfragen, als Mateus anfing zu sprechen. ,,Irmãzinha, so wie du gestern drauf warst haben wir dich noch nie erlebt. Was war los?'' Meine Augen füllten sich mit Tränen. Stockend erklärte ich: ,,Ich hab euch doch von Quidditch und den Häusern erzählt?'' Die beiden nickten. ,,Wir hatten jedes Jahr ein Quidditchturnier, in dem die Häuser gegeneinander gespielt haben. Jede Mannschaft hat einen Kapitän, in unserem Fall war das Oliver Wood. Ein totaler Fanatiker, der nichts anderes im Kopf hatte als Taktiken. Und wenn er geredet hat, ging es nur um Spielzüge oder die Liga. Unerträglich. Jedenfalls kam gestern seine Vermisstenmeldung im Radio. Ich kann euch ehrlich nicht sagen, warum mich das so mitnimmt. Er hat mich nur genervt mit seinem Quidditchgelaber und in meiner Gegenwart hat er auch nur geredet, wenn wir im Unterricht waren oder er meinen Freunden gesagt hat, wann Training ist.'' Mittlerweile war ich wieder am weinen. Luan zog mich wieder in seine Arme und wieder weinte ich mich an seiner Brust aus.
Ich hatte nachgedacht. Ich konnte nicht ewig vor dem Krieg in meiner Heimat davonrennen. Es betraf mich genauso wie alle anderen. Mein Entschluss stand fest. Ich würde nach England zurückkehren und meine Freunde dort unterstützen. Ich musste es nur noch Mateus und Luan erklären. ,,Jungs?'' Ich betrat das Wohnzimmer und sah die beiden, wie sie am Tisch saßen und mich neugierig anschauten. ,,Ich möchte zurück nach England. Das ist mein Zuhause und ich kann mir das nicht weiter anschauen.'' ,,Wann gehen wir los?'' ,,Wir?'' Verwirrt schaute ich meine Ersatzbrüder an. Ich hatte mit Widerrede gerechnet und dass sie versuchten zu erklären, wie gefährlich es sei. Doch stattdessen fragten sie einfach nur wann es losging und wollten auch noch mitkommen. ,,Natürlich wir. Denkst du, wir lassen dich alleine? Nachdem wir über 1 1/2 Jahre aufeinandergehangen sind und du uns jetzt erstrecht brauchst?'' ,,Aber ihr könnt nicht zaubern und ich kann nicht immer bei euch sein. Wenn zwei Todessern aufeinmal kommen seit ihr so gut wie tot!'' Luan kam auf mich zu. ,,Doce, wir kennen dich und uns war seit dem Vorfall mit deinem Kapitän klar, dass du nach England willst. Und wir sind uns auch dem Risiko bewusst, dass wir eingehen wenn wir dich begleiten. Aber wir werden es trotzdem tun, weil wir haben in Rio niemanden der uns vermissen würde wenn wir draufgehen. Du bist die einzige Person, die es länger als ein paar Wochen mit uns aushält. Du bist unsere Familie geworden. Du bist unsere kleine Schwester und wenn wir dich jetzt alleine lassen würden, würden wir uns ewig Vorwürfe machen.'' Es war das erste Mal, dass einer der beiden von ihrer Vergangenheit redete und auch wenn es nicht viel war, es reichte mir, um genug zu interpretieren. In meinem Kopf begannen Luans restliche Worte Sinn zu ergeben und ich warf mich in die Arme des Brasilianers und in die seines Bruders, meines Bruders, der neben ihm aufgetaucht war.
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Think I need u ~Oliver Wood~
FanfictionSam fühlt sich in Hogwarts nicht mehr wohl und entschließt sich dazu, eine Auszeit zu nehmen. Also begibt sie sich auf Weltreise, findet dort Freunde und kommt dann zu einer, für sie etwas schockierenden, Erkenntnis.