Tiefgang

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Unruhig wälzte er sich immer wieder hin und her bevor er auf leisen Sohlen das Schlafzimmer verließ und sich auf die Dachterasse zurückzog. Tausende Gedanken ließen Paddy in der ersten Nacht, in ihrem Haus am Meer, nicht in den wohlverdienten Schlaf fallen. Erschöpft sank er in den bequemen Liegestuhl und beobachtete die Sterne am klaren Nachthimmel. Eigentlich hatte er die kurze Auszeit mit Anna bestens geplant. Sie wollten die Umgebung erkundschaften, womöglich die direkten Nachbarn mal aus sicherer Entfernung kennenlernen und Paddy hatte besondere Pläne für Anna und sich. Lange zuvor ging er alles durch, er wollte nichts dem Zufall überlassen. Sie wollten aber auch die Stille genießen, denn der kommende Sommer würde sehr nervenaufreibend und aufwühlend werden. Paddy merkte, dass all ihr Vorhaben, seine Pläne und die bevorstehenden Herausforderungen wohl der Grund für seine Schlaflosigkeit waren. Sein Gedankenkarusell fuhr extra Runden und das in einem schwindelerregenden Tempo.

,,Lass uns hier einfach nochmal zur Ruhe kommen und Energie tanken

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,,Lass uns hier einfach nochmal zur Ruhe kommen und Energie tanken. Ich möchte jetzt gar nicht daran denken ... und wir kommen nicht drum herum. Wir müssen da durch." Annas Worte hallten in ihm nach. Nicht drum herum kommen, durch etwas gehen müssen. Ja, das beschrieb ihr Leben sehr gut und es kam ihm so vor, als sei es ihnen nicht anders verwehrt immer wieder an diesen Punkt zu kommen, irgendwo durchzumüssen.

Im Sommer zuvor begegneten sich Anna und Paddy wieder nach all den Jahren und ein Jahr später war in deren Leben nichts mehr wie zuvor. Ein heißer Sommer, ein stürmischer Herbst, ein klärender Winter und ein seltsamer Frühling lagen hinter ihnen. Dieser Sommer sollte emotionsgeladen und gespickt von Höhen und Tiefen werden.

Anna und Paddy standen vor einem absoluten Neuanfang, der aber an eine Bedingung geknüpft war. Beiden stand die Scheidung bevor. Kräftezehrende Momente vor Gericht, unangenehme Konfrontationen und das Eingeständnis sich entliebt zu haben und damit das Herz des einst geliebten Menschen gebrochen zu haben.

Paddy ließen die Gedanken an den bevorstehenden Termin mit seiner Noch-Ehefrau nicht los. Würde sie weinen oder würde sie sich endlich befreit fühlen, von den Fesseln des wieder berühmt gewordenen Ehemannes. Und er? Würde es irgendwo tief in ihm weh tun? Hatte er nicht einst geschworen sie nie zu verletzten, sie nie zu belügen und sie immer auf Händen zu tragen? Doch schon wenige Jahre nach ihrer Heirat fiel ihm die Decke auf den Kopf, seine Erinnerungen die er erfolgreich unterdrückt hatte schlugen plötzlich  wellenartig zurück. Sein Zynismus konnte verletzend sein. Mürrisch und in sich gekehrt verschwand er oft tagelang und stellte sich tot. Sich in die Arbeit zu stürzten und sich mitziehen und führen zu lassen brachte ihn in Bewegung und geradewegs zurück in die Hölle, der er entkommen zu sein schien. Paddy verfiel in blinden und schier unerschöpflichen Aktionismus.

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So tief und weit wie das MeerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt