Wieder hier

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Die passenden Worte hatte er sich schon vor einer Weile sorgfältig und bedacht zurecht gelegt. Es sollte nicht nach einer Entschuldigung oder nach einer Rechtfertigung klingen. Wenn überhaupt würde er einfach erklären, was Sache ist. Klar und deutlich sagen, dass sie zusammen gehören und dass daran niemand, aber auch gar niemand etwas ändern könnte. In Gedanken ging er diese Worte immer wieder durch, veränderte den Satzbau, die Reihenfolge und fragte sich zu guter Letzt, wie er diese Begegnung ohne Schäden überleben sollte.

Sie stammelte zusammenhanglose Worte während ihre Augen sein Gesicht erforschten, dass sich im Schatten seiner Kapuze verbarg.

,,Bist du es ? ... Was ... ich verstehe nicht ... du bist es ... Heilige Maria Mutter Gottes ... du ... was machst du hier?" Sie wurde von Wort zu Wort immer lauter.

Paddy schluckte schwer und starrte immer wieder zu Boden um ihren Blicken auszuweichen. Dieser Moment wäre früher oder später eingetroffen, aber hier, im Krankenhausflur der Kinderklinik war es wohl mehr als ungünstig, um auf Annas Mutter zu treffen. Während sie versuchte seine Anwesenheit einzuordnen, grübelte Paddy darüber nach, wann er sie zum letzten mal gesehen hatte. So ganz konnte er es nicht mehr sagen, aber es waren mehr als zwanzig Jahre vergangen und auch an Annas Mutter schienen die Jahre fast spurlos vorbei gegangen zu sein.

,,Hi ... ja ehm ... freut mich dich wieder zu sehen ...", atmete er schwer aus. Paddy kam sich vor wie ein kleiner unerfahrener Junge, der auf frischer Tat ertappt wurde, während er Schabernack betrieb. Von dem Selbstbewusstsein seiner zurecht gelegten Worte war keine Spur zu sehen.

,,Was machst du hier Paddy?" zischte sie leise. Im nächsten Augenblick entglitten ihre Gesichtszüge. Sie hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund und riss ihre Augen weit auf.

,,Sie war bei dir? Wegen dir hat sie ihn verlassen? Ich glaub es nicht ... ich glaub es einfach nicht...du bist jetzt einfach wieder hier?!" Außer sich wandte sie sich von ihm ab und lief kopfschüttelnd und wie entgeistert einige Schritte auf und ab. Ruckartig drehte sie sich um und ging auf ihn zu. Direkt vor ihm blieb sie stehen und blickte ihm direkt in die Augen.

,,Sie hat eine Familie, Kinder ... sie war glücklich und dann kommst du auf einmal zurück und sie fährt alles gegen die Wand?! Was willst du überhaupt von ihr? Du bist doch verheiratet!" In ihrer Wut erkannte Paddy Tränen in ihren Augen. Ihre Stimme hallte durch den Gang. Völlig überfordert stand Paddy vor ihr und hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst.

Seit dem Tag im Oktober 1993, der Tag als Paddy in Annas Leben trat, veränderte es ihr Leben. Ihre kleine, junge und unerfahrene Tochter hatte sich das erste Mal ernsthaft verliebt. Als sie Paddy mit seinem Bruder John das erste Mal bei sich zu Hause kennenlernte, schloss sie den jungen Paddy sofort in ihr Herz.

 Als sie Paddy mit seinem Bruder John das erste Mal bei sich zu Hause kennenlernte, schloss sie den jungen Paddy sofort in ihr Herz

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Sein offenes, freundliches Wesen beeindruckte sie. Sie spürte, dass Paddy anders als seine pubertären Altersgenossen war.  
Annas Mutter mochte Paddy, sogar sehr. Doch noch größer war die Liebe zu ihrer Tochter gewesen, die sie schützen wollte. Aus dieser Verliebtheit entwickelte sich eine tiefe und grenzenlose Liebe, die viele Sorgen und Ängste für Annas Eltern mit sich brachte. Anna verließ ihr Elternhaus im zarten Alter von 16  Jahren und kehrte nie wieder zurück. Das Herz ihrer Mutter brach in tausend Stücke, als Anna sich entschied ihr Leben mit Paddy Kelly, dem gefeierten Teeniestar zu teilen. Die Sorge und Befürchtungen die Annas Mutter schon 1994 in der Dortmunder Westfalenhalle quälten, als sie das erste mal das Ausmaß von seiner Popularität erfuhr und ihrer zutiefst erschrockener Tochter versuchte klar zu machen, dass dieser Tag erst der Beginn einer Odyssee werden würde.  Dass die zarte aber doch so starke Liebe zwischen Anna und Paddy unter diesen außergewöhnlichen und extremen Umständen nicht überleben würde, war ihr früh bewusst gewesen. Mit Argusaugen verfolgte Annas Mutter die Aktivitäten der Familie und beobachtete den beginnenden Zerfall mit großer Sorge.

So tief und weit wie das MeerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt