Stunden, Minuten, Sekunden

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↘️LH1753    from AMS     arrived 23:45

2 Stopps, 20 Stunden und 35 Minuten später schaltete er den Flugmodus aus und tippte müde auf das Display.

Babe, I'm back ... finally

Von oben sah die Welt aus, wie immer. Nichts wies darauf hin, dass da unten auf der Erde ein tödlicher Virus sein Unwesen trieb. Das Dröhnen der Turbinen unterdrückte er mit Musik aus seinen Kopfhörern.

Die Strapazen der Reise machten ihm zu schaffen und er kämpfte gegen die Müdigkeit an

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Die Strapazen der Reise machten ihm zu schaffen und er kämpfte gegen die Müdigkeit an. Mit den Fingerspitzen massierte er seine Schläfen. Stechende, pulsierende Schmerzen quälten ihn schon seit dem stressigen CheckIn in Kapstadt. Wie er die vergangenen Stunden überstanden hatte, konnte er sich kaum erklären. Auf der Taxifahrt vom Flughafen zurück nach Hause nickte er immer wieder ein. Paddys Nachricht an Anna, die er ihr gleich nach seiner Ankunft auf heimischen Terrain geschickt hatte, wirkte wie eine langersehnte Erlösung und ließ sie beruhigt und zufrieden einschlafen. An Schlaf war bei Paddy wiederum nicht zu denken. Kaum hatte er die Türe hinter sich geschlossen, lief er aufgedreht wie ein Duracellhäschen durch das Haus. Nach den Wochen, die voller Arbeit, Musik und vielen neuen Erlebnissen gespickt waren, erdrückte ihn die plötzliche Stille im Haus.


Schläfst du Babe?

Nachdenklich starrte er auf sein Smartphone, doch die zwei grauen Häkchen hinter seiner Nachricht sollten sich in dieser Nacht nicht mehr blau färben. Paddy schaltete die Anlage an und packte zu sanften Rockklängen seinen Koffer aus. Zu gerne hätte er Anna hier bei sich gehabt. Er wollte ihr von seiner Zeit in Südafrika ausführlich erzählen. Und er wollte wissen, wie es ihr wirklich erging. Paddy spürte bei jedem nächtlichen Telefonat wie sehr sich Anna bemühte nicht die Fassung zu verlieren. Tausende Kilometer entfernt kam er sich so hilflos und unnütz vor.

Während die Waschmaschine ihre erste Tour drehte, saß er auf der breiten Fensterbank und starrte in die Dunkelheit. Sein müdes Spiegelbild sortierte die Bilder der letzten Wochen seiner Erinnerung. Es waren ereignisreiche Wochen, bewegende Geschichten und tiefsinnige Gespräche gewesen, die nicht nur vor der Kamera stattfanden. Alle versuchten sich auf ihre Musik zu konzentrieren und das Beste aus der misslichen Lage herauszuholen. Auch wenn er schon wieder zurück war, war doch noch ein Teil von ihm in Südafrika geblieben und konnte sich nur schwer von der vermeidlich friedlichen Bilderbuchkulisse trennen. Das große Unbekannte würde in nur wenigen Tagen auch Südafrika überrollen und die Auswirkungen in den sehr armen und schwierigen Verhältnissen würden massiv sichtbar werden.

Zu groß waren die Veränderungen der letzten Tage gewesen. Die letzten Stunden im Paradies am Meer erlebte Paddy so intensiv es ihm möglich war. Er wusste nicht, wann er wieder das Rauschen der Wellen hören würde. Und er wusste nicht, wann er die gleißende Sonne dabei beobachten würde, wenn sie im Meer versinkt. Würde er jemals wieder die Chance bekommen an diesem magischen Ort das Wunder der Musik zu erleben? In seiner noch so frischen und jungen Erinnerung inhalierte er die milde Luft tief ein, leckte mit der Zunge das Salz von seinen Lippen und genoss die streichelnden warmen Sonnenstrahlen auf seiner Haut. Der feine Sand rieselte zwischen seine Finger. Er konnte noch die Sandkörner unter seinen Fingerspitzen fühlen. Die immerwährende Sehnsucht nach Anna war zu groß und kaum zu ertragen gewesen. Er hatte sich Anna sehnlichst zu sich gewünscht und in einer Welt, wie sie es noch vor kurzer Zeit gewesen war, hätte dieser Wunsch zur Realität werden können. Die Angst vor dem, was ihm bevorstand wenn er zurückkehrte,  bedrückte ihn schon lange vor seiner Rückreise sehr.

So tief und weit wie das MeerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt