Fest. Ganz fest hielten sie sich wortlos in den Armen. Nur das Schluchzen brach immer wieder die Stille. Wie viele Jahre waren vergangen?! Sie wussten es einfach nicht. Und es war auch nicht mehr wichtig. Denn sie waren hier. Sie lebten.
Mit den Händen in den Hosentaschen, stand Paddy betroffen und schweigend neben ihnen. Mutete er Anna zu viel zu? Denn sollte das Wiedersehen mit seinen vielen Geschwistern in einem Tränenmeer versinken, würde dass für Anna eine sehr anstrengende und erschöpfende Situation werden. Plötzlich empfand Paddy ihre Entscheidung, die Kinder vorerst nicht mitgenommen zu haben, mehr als durchdacht. Er wollte sich nicht ausmalen, was es mit den kleinen Mädchen gemacht hätte, ihre Mutter so aufgelöst und weinend erleben zu müssen. Nur Annas Idee seine Geschwister allesamt auf einmal zu treffen, war weniger gut durchdacht gewesen.
Die klaren blauen Augen blickten ihr sanft und freudestrahlend entgegen.
,,Du hast dich gar nicht verändert", sagte er lächelnd und entlockte ihr damit ein zartes Schmunzeln. Verlegen schaute sie zu Boden. Paddy saß dicht neben Anna und fuhr mit seinen Fingern zart über ihren Rücken. Auch er hatte seinen Bruder schon lange Zeit nicht mehr gesehen. Doch als er an Anna und das Wiedersehen mit der Familie dachte, empfand Paddy es als wichtig und sinnvoll, dass sie ihn zuerst trafen. Bis auf Barby, die das Privileg gehabt hatte Anna als Allererste zu sehen, war es Paddys Plan an diesem Tag Schritt für Schritt vorzugehen.John hatte immer ein besonderes Augenmerk auf die zwei verliebten Teenager gehabt und stand Paddy mehr als nur einmal zur Seite, damit er seine geliebte Anna sehen konnte. Von Anfang an beobachtete John diese zarte Liebe und wünschte sich insgeheim auch eine Freundin an seiner Seite, die ihn sah, wie er wirklich war.
Anna betrachtete John vorsichtig. Auch er trug die Haare nicht mehr lang, doch sah sie ihn mit den gleichen Augen wie damals. Wenn sie, auch schon in der Vergangenheit, an John dachte, spürte sie viel Dankbarkeit und erinnerte sich an sein herzensgutes Wesen, das auch zur damaligen Zeit ihre Mutter sehr beeindruckt hatte.
Sie sprachen lange, erzählten sich von den vergangenen Jahren und erinnerten sich an ihre gemeinsame Zeit.
,,Ich war wegen einer Reportage über unsere Familie letztes Jahr in Stuttgart. Auf dem Campingplatz, an den ich dich damals gebracht habe Paddy. Dort haben wir ja Ende der 70er gelebt. Und dann war ich noch in der John Cranko Ballettschule. Am Abend habe ich überlegt, ob ich mich bei deiner Mutter melden sollte. Ich hatte das Gefühl, euch sehen zu müssen, wenn ich schon dort bin und Zeit habe. Der Tag hat mich sehr an meine Vergangenheit erinnert und auch an euch zwei."
Paddy nickte dankbar und nahm Annas Hände in seine. In Annas Kopf ratterte es unentwegt. Schon bei der Begegnung mit Barby kamen wieder lang verborgene Bilder an die Oberfläche.
,,Es ist in Ordnung ... Ich weiß nicht ob es gut gewesen wäre, wenn wir uns gesehen hätten ... also ob es für mich gut gewesen wäre..." Ihre Hände umklammerten fest Paddys Hände. Er spürte, wie angespannt Anna war.
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So tief und weit wie das Meer
FanfictionDie offizielle Fortsetzung von "Für immer verbunden" von @AnnaParadiso78. Diese Geschichte hat mich sehr gefesselt und tief berührt. Ich habe viel über diese Geschichte nachgedacht und mir oft ausgemalt, wie es für Anna und Paddy weitergehen könnte...