Unter dem leuchtenden Sternenzelt standen Paddy und Anna Hand in Hand mit den nackten Füßen in der warmen Brandung. Das regelmäßige Rauschen der Wellen gab den Takt an und wirkte beruhigend, fast schon meditativ. Das sonst so strahlend blaue und klare Wasser war tief schwarz. Beide blickten zum Meer hinaus. Der Horizont und das Meer schienen sich vereint zu haben.
Ohne zu fragen folgte sie seiner Bitte. Gehüllt in ein leichtes Tuch lief sie wortlos durch den feinen kühlen Sand. Anna spürte, dass Paddy sie nicht nur aus der Liebe zum Meer zu so später Stunde oder fast schon zu so früher Morgenstunde an den Strand bat. Doch Anna schwieg. Sie beobachtete ihn aus dem Augenwinkel. Seine Brust erhob sich sichtbar unter seinem Shirt. Er atmete so tief und schwer als würde er die ausgesprochenen Sorgen und Gedanken der letzten Stunden hinaus aufs weite Meer schicken und die frische saubere Luft wieder tief inhalieren. Seine Hand hielt ihre fest.
Die Worte hatte er sich seit langem zurecht gelegt, sie dann wieder verworfen und von neu begonnen. Würde er all das sagen können, was ihm durch den Kopf ging, wenn er an sie dachte, dann müsste sie sich auf einen stundenlangen Monolog einstellen. Lange überlegte er einen Song zu schreiben und ihr vorzusingen, was er zu sagen hatte. Doch ein Song hätte nicht ausgereicht, mindestens ein Doppelalbum. In Akustikversion natürlich, denn so liebte Anna seine Musik. Nur er mit seiner Gitarre, wie schon vor über 27 Jahren. So gerne Paddy auch wollte, es musste klarer sein. Kein Vortrag, kein Lied. Einfach nur Anna und er und all das was sein Herz so sehr berührte.
Paddy wusste, dass Anna anders war. Anders als die typische Frau, mit typischen Erwartungen. Was andere Frauen begehrten, war weit entfernt von ihrem Begehren. Anna strebte nicht nach Erfolg und Anerkennung. Freiheit, Liebe und das Wohl ihrer Familie standen über Alles. Er liebte ihren Freigeist, ihre ungestüme und gleichzeitig respektvolle Art, ihr offenes und gleichzeitig mysteriöses Wesen. Ihre Verbundenheit zur Natur, zur Mutter Erde und ihre Sicht auf Gott und Spiritualität machte Anna zu der Frau, die sie war. Anna war außergewöhnlich. Außergewöhnlich frei, außergewöhnlich gebildet, außergewöhnlich erfrischend, außergewöhnlich offen und dermaßen liebenswert und humorvoll, dass er sie still und leise anbetete, wenn sie ihn verschmitzt angrinste.
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So tief und weit wie das Meer
FanfictionDie offizielle Fortsetzung von "Für immer verbunden" von @AnnaParadiso78. Diese Geschichte hat mich sehr gefesselt und tief berührt. Ich habe viel über diese Geschichte nachgedacht und mir oft ausgemalt, wie es für Anna und Paddy weitergehen könnte...