Unsichtbare Spuren

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Das Zwitschern der Vögel brach die kurze Stille. Paddy erwiderte die neugierigen Blicke mit einem schüchternen "Hi!".
Das Blinddate mit Annas Kindern begann. Anna begrüßte Paddy mit einer innigen Umarmung, mit der Paddy nicht gerechnet hatte. Mit großen Augen schaute er sie erstaunt an, als sie die Umarmung löste und sie sich gegenüber standen. Selbstsicher und mit einer unwahrscheinlichen Gelassenheit stellte sie ihren Kindern Paddy als einen alten Freund vor. Annas Töchter steuerten geradewegs auf ihn zu, streckten ihm höflich die Hand entgegen und begrüßten ihren Gast fröhlich mit einem frechen Lächeln. Schneller als Paddy es erwartete, rannten sie dann in den Garten hinaus um zu spielen. Kein Frage-Antwort-Spiel, keine kritischen Blicke. Anna setzte sich wie selbstverständlich neben Paddy und stupste ihn gegen die Schulter. Sichtlich erleichtert darüber, den ersten Schritt gewagt zu haben, strahlte er sie an.

Anna grübelte die ganze Nacht darüber, wie das erste Aufeinanderstoßen aussehen und wie ihre Kinder auf Paddy reagieren würden. Als sie aber Paddy auf den Stufen sitzen sah, fiel ein riesiger Ballast von ihr. Es schien ihr so klar und selbstverständlich. Sie wollte mit Paddy zusammen sein. Und Paddy wollte ihre Kinder kennenlernen. Sie fragte sich, wovor sie sich fürchten sollte. Was hätte schlimmer sein können, als die Zeit, die sie nicht mit ihm verbringen würde. Anna erwähnte an diesem Vormittag ganz beiläufig, dass ein Freund zu Besuch kommen würde. Und so leicht und entspannt Anna es ihren Kindern erzählte, genauso entspannt begegneten die beiden kleinen Mädchen Paddy an diesem Nachmittag.

"Schön, dass du da bist Paddy...," ihre Augen funkelten. Auch für Anna war es schwer Distanz zu wahren, wenngleich Paddy ihr so nah war, dass sie ihm unbeobachtet einen flüchtigen Kuss hätte schenken können. Doch sie kannte ihre Töchter und auch deren perfektes Timing in Situationen, die nicht für Kinderaugen geeignet waren.

Paddy beobachtete die Kinder aus dem Augenwinkel während er Anna gestand, wie sehr er sich in den vergangenen Tagen nach ihr gesehnt hatte. Anna erging es nicht anders. Ihn ziehen zu lassen kostete sie viel Kraft. All die Jahre die sie getrennt waren, wollten nachgeholt werden. Sie wollte nicht mehr ohne ihn sein und Paddy so oft es möglich war sehen. Die Sehnsucht nach Paddy stieg ins Unermessliche und Anna zehrte an den Erinnerungen, die sie in den Tagen am Meer schufen. Wenn Anna an diese innige Zeit dachte, bekam sie sogar bei der anhaltenden Sommerhitze eine Gänsehaut.

Anna schloss die schmale Lücke zwischen ihnen, in dem sie sehr nah an Paddy rückte. Vorsichtig berührten sich ihre Fingerspitzen heimlich. Sie schauten sich tief in die Augen und der Schwarm Schmetterlinge in Annas Bauch ließ ihre Gefühle überschlagen. Paddys blaue Augen blickten sie sanft an. Anna lehnte ihre Stirn kurz gegen seinen Oberarm. Sie hauchte einen zarten Kuss darauf bevor sie ihm wieder in die Augen sah. Paddy wollte Anna halten, ihre Lippen auf seinen spüren. Das Verlangen sie zu berühren wuchs von Sekunde zu Sekunde. Anna spürte Paddys Anstrengung sich von ihr fern zu halten. In Paddys Kopf hallten Maites Worte nach. Distanz! Keine verdächtige Nähe! Nichts tun, was die Kinder negativ stimmen könnte!

Der kurze, intensive Moment wurde von einem kleinen Schatten unterbrochen. Anna fuhr erschrocken zurück. Die Sonne schien ihnen mittlerweile direkt ins Gesicht. Durch zusammen gekniffenen Augen sahen die Beiden zu Annas älteren Tochter die frech grinsend vor ihnen stand.

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So tief und weit wie das MeerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt