So tief und weit wie das Meer

Unendlichkeit

Sie atmete noch einmal tief durch, bevor sie den Schlüssel in das Schloss der Türe zur Realität aufschloss. Das flaue Gefühl im Magen, in dem auch noch eine Schar Schmetterlinge ihr Piruetten drehten, dazu Paddys vertrauter Duft auf ihrer Haut und seine Spuren auf und in ihr, und dann noch die Tatsache, dass sie ihren Mann in den vergangenen Tagen belogen und betrogen hatte, waren eine schwere Mischung. Anna hörte, durch die noch geschlossene Türe, schon die hellen Stimmen ihrer Kinder. Sie waren wohl auch der einzige Grund, weshalb Anna nicht wieder rückwärts zur Straße schlich um unauffällig zu verschwinden. Nichts von all dem, dass ihr bevorstand, war auf irgend einer Weise angenehm oder erträglich.

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Paddy bat Anna auf Knien um eine Chance für ihre Liebe. Anna, die sich ihren Gefühlen gegenüber Paddy sicher war, zweifelte jedoch an der Umsetzung ihrer Liebe in der Realität. Das hatte unter anderem den Grund, dass Paddy mit Joelle verheiratet war und sie einen Mann und Kinder hatte. Die vergangenen Jahre änderten Anna und Paddy und das einst schwer verliebte Paar, dass damals keine Sorgen hatte. Natürlich bis auf Annas strenge Eltern und den Hype und Druck um Paddy und seiner Familie. Letzteres brachte die Beziehung dann leider auch zum Scheitern.
In der Gegenwart lebten Beide ein Leben, dass sich im ersten Moment schwer zusammenfügen ließ. Die seßhafte, verantwortungsbewusste, berufstätige Mutter und der nüchterne und bescheidene Rockstar, der ständig unterwegs war.

Paddy konnte ihr nichts verheimlichen und nichts schönreden, denn Anna kannte die Schattenseiten des Erfolgs und das Leben in der Öffentlichkeit.

Zudem hatte sich durch die sozialen Netzwerke des Internets vieles verändert und jede Neuigkeit, ob wahr oder falsch, verbreitete sich wie ein Lauffeuer innerhalb weniger Sekunden weltweit. Anna lebte nicht das Leben eines gläsernen Instagram/Facebook-Menschen. Sie bewahrte sich ihre Anonymität und ihre Freiheit. Doch sie kannte das System und die Auswirkungen auf die Gesellschaft.

Was immer Paddy oder sein Team postete, liked oder auch kommentierte, wurde analysiert, begutachtet und kommentiert und auch kritisiert. Jeder Tag der ohne einen Post von ihm verging, ließ die Fan Community rätseln und spekulieren, was er mache und wo er denn stecke und ob denn auch alles in Ordnung bei ihm sei. Aber es gab auch bis jetzt noch unter den hartgesottenen Fans immer die sehr gut informierten, die immer auf alles eine Antwort hatten.

Paddy ging mit der Zeit, wie fast jeder im Musikgeschäft. Manchmal fragte er sich selbst, warum er sich darauf eingelassen hatte. Dann verzog er sich wieder für einige Tage, war selten online und ließ sein Team für sich arbeiten. Es ging nicht so ganz mit, aber nun auch nicht mehr ohne.

Für Anna war diese Medienpräsenz ein Dorn im Auge. Sollten Paddy und sie irgendwo gesehen und er erkannt werden, würden keine Stunden vergehen, bis ein Bild der Beiden die Runde machen würde. Sofort kamen ihr die Kinder in den Sinn, die keinesfalls abgelichtet werden dürften. Diese und viele anderen Hürden ließen Anna hadern.

Doch Paddy ließ nicht locker. Er musste Anna überzeugen, denn er hatte nur noch die Stunden bis der letzten Tag und die allerletzte gemeinsame Nacht in dem Haus am Meer anbrachen.