Kapitel 11.

789 52 3
                                    

Schon von weitem hörte man das Dauerpiepsen. Mehrere Ärzte und Krankenschwestern liefen in den Raum, in dem wir heute Morgen auch noch lagen. Kurz bevor auch wir den Raum betreten konnten, wurde uns die Tür vor der Nase zu geschlagen. In meine Augen sammelten Tränen. Ihm durfte nicht auch noch etwas passieren. Es war nun schon genug passiert.
Die Tür wurde schwungvoll aufgerissen und wir sahen in das bemitleidende Gesicht von Herrn Müller. Auf seiner Stirn waren ein paar Schweißperlen abgebildet. "Nein!",schrie Lennard. Sofort schnellte mein Blick zu ihm rüber. Er fuhr sich verzweifelt durch sein schwarzes Haar. Seine braunen Augen sahen zur Decke und waren ganz glasig. "Tut mir leid Ihnen das sagen zu müssen...aber Paul Dresch ist so eben verstorben!" Nun gab es keinen Halt mehr für meine Tränen. Paul war tot. Wegen Jasper. War er nun froh? Hatte er damit sein Ziel erreicht? Jemanden der mit der Sache rein gar nichts zutun hat zu töten?
"Dieser Wichser!",damit machte ich auf dem Absatz kehrt, lief schnellen Schrittes auf den Aufzug zu und krempelte dabei meine blaue Stoffjacke hoch. Der kann was erleben...
"Finn das macht doch keinen Sinn! Du kannst Jasper tot prügeln, doch würde das Paul wieder holen?",rief mir Dad mit zittriger Stimme hinterher. Mein Gesichtsausdruck wurde von wütend zu traurig, deprimiert. In letzter Zeit verlor ich öfters die Kontrolle über mich. Gewalt war nun mal keine Lösung. Auch wenn ich nun am liebsten alles an Jasper auslassen würde. Ihm in die Fressen schlagen. Doch was würde es mir bringen. Zähneknirschend drückte ich den Knopf damit der Aufzug kam.

Ich nahm mir ein Taxi und fuhr nach Hause. In meinem Zimmer hatte ich schon seid langer Zeit einen Boxsack hängen. Die Wut musste nun erstmal aus mir heraus. Und das tat sie auch. Jeder Schlag tat gut. Und noch mehr, bei der Vorstellung das sei Jasper. Es war vielleicht nicht das beste was man hätte machen können, nachdem man erfährt das sein Bruder gestorben war, dabei noch zu wissen das zwei weitere Geschwister entführt wurden und die Mutter auch im Krankenhaus lag. Doch das musste sein. Sonst wäre ich noch auf jemanden losgegangen, der dafür gar nichts konnte. Während ich immer und immer wieder auf den Boxsack einschlug liefen mir immer noch die Tränen über die Wange. Wieso taten die das! Es würde auch nichts mehr ändern. Nach dem gefühlten 1000 Schlag ließ ich mich erschöpft auf mein Bett fallen. Das Leben war noch nie fair gewesen, doch das war schon nicht mehr normal. Warum passierte das uns?
Meine Zimmertür wurde auf gerissen. Lennard stand in dem Türrahmen. Seine schwarzen Haare hingen ihm im Gesicht und in seinen Augen war kein Glanz zu sehen. Sein Körper wirkte ziemlich angespannt, was man auch daran sah wie er den Türgriff fest hielt. "Dad sagt du sollst Essen kommen...",murmelte er. "Verflucht wie könnt ihr jetzt an Essen denken! Mir ist kotzübel!",das war es mir echt. "Meinst du uns nicht?! Finn iss wenigstens ein bisschen." Widerwillig nickte ich und sagte dann noch:"Komme gleich." Daraufhin verließ Lennard wieder das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Ein Blick nach draußen verriet mir, das es mittlerweile schon dunkel wurde. Ob Sky und Luis den Himmel auch sehen können? Oder sind sie dort schon? Gerade als ich mich kopfschüttelnd umdrehen wollte um runter essen zu gehen, fielen mir zwei schwarz gekleidete Gestallten auf. Die beiden schien vor unserem Haus eine zu rauchen oder Drogen zunehmen. Ich dachte mir dabei nichts weiter und ging runter essen.

Dad hatte Pizza bestellt. Es schien aber keiner Hunger zuhaben. Wir saßen zu dritt an dem großen Tisch an dem sonst sieben Leute saßen. Jeder hielt sein Stück Pizza in der Hand. Vergeblich versucht Dad das Pizza Stück runter zu würgen. Lennard testete ob die Pizza labberig war. Und ich starrte die Margarita einfach nur dumm an. Die Stille war kaum auszuhalten. Doch ein Geruch störte das Ganze dann. Es roch verbrannt. Der Geruch drang aus der Küche. Verwundert blickte ich die beiden anderen am Tisch an. Auch sie schienen es bemerkt zu haben. Denn sie sahen genauso verwundert aus wie ich es war. Sofort sprangen wir auf um nach zu sehen.

In der Küche brannte es lichterloh. "Fuck!"fluchte Dad. "Dad ruf du die Feuerwehr wir versuchen das hier irgendwie aus zu bekommen!",schrie ich panisch. Gesagt getan. Ich rannte im Haus umher auf der Suche nach einem Feuerlöscher. Lennard schien in der Zeit einen Eimer mit Wasser gefüllt zuhaben und rannte damit aus dem Bad in Richtung Küche. In einer Besenkammer fand ich einen Feuerlöscher und rannte damit zur Küche. Nein, unser Haus würden wir nicht auch noch verlieren!

Vierlinge alive (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt