Kapitel 37.

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Ich hatte nicht schlafen können. Ich hatte nicht mal an schlafen denken können. Dafür machte ich mir zu viele Gedanken. Hatte zu viel Angst. Fragte mich wie lange es noch so weiter gehen sollte. Wie lange sollte ich noch wie ein Häufchen Elend auf dem Boden liegen und warten? Wann würde endlich ein Ende kommen. Wann hatte dies hier ein Ende. Mir wäre jedes Ende recht, nur sollte es endlich aufhören.

Ich sah aus dem Fenster. Sah, dass die Sonne schon recht weit oben stand. Und sah das Kyle, Will und Jack weg waren. Sie holten ihn. Bei diesem Gedanken zerfetzte es in mir. Ich wollte dies verhindern. Wollte Finn helfen. Wollte, dass er keinen dummen Fehler begehen würde.

Doch meine Kraft langte nicht mehr. Ich war an dem Zeitpunkt angekommen, an dem geistlich keine Kraft mehr da war. An dem nichts mehr zu gehen schien.

Mein Blick hielt die Tür fest. Sie war verschlossen. Noch war sie verschlossen. Würde gleich Finn dabei sein, wenn diese Tür aufging, wäre es vorbei. Für uns beide.

Heiße Tränen liefen mir über die Wange.

Und dann geschah es. Die Tür wurde auf gerissen. Mein Blick versteinerte. Finn! Nein! Nein! Nein!

NEIN!

Mein Sichtfeld war verschwammen. Zu viele Tränen suchten den Weg aus meinen Augen. Er sah mich an. Er war bleich. Seine Haare standen in alle Richtungen. Seine braunen Augen blickten mich traurig an. Mein Herz schlug.

Jack kam auf mich zu. Packte mich am Arm. Zog mich grob auf die Beine. Ich verzog das Gesicht und schrie. Meine Wade. Sie tat so verdammt weh. Doch noch lange nicht so sehr wie mein Herz. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Finn versuchte aus den Griffen von Will und Kyle sich zu befreien. Doch gegen die zwei hatte selbst er keine Chance. Er hatte sich überschätzt.

Er hatte keine Ahnung gehabt auf was er sich eingelassen hatte.

Es war eine dumme Entscheidung gewesen her zu kommen.

Will versuchte Finn auf die Knie zu zwingen. Doch er hielt stand. Doch als Kyle ihm in den Magen trat, klappte er weg. Sackte zu Boden. Jack ließ mich neben Finn los und ich sackte neben Finn. Finn versuchte mich noch aufzufangen. Schaffte er aber nicht.
Als ich neben ihm lag und zu ihm aufblickte, sah ich direkt in seine Augen. Sie waren wässrig.

Das alles hätte nie passieren dürfen.

Er griff nach meiner Hand. Diese Berührung tat gut. Seit langem hatte ich mich so gesehnt einen wenigstens zu sehen. Und nun hatte ich Finn hier. Er baute mich auf. Geistlich half er mir unglaublich viel.

"Alles wird gut...",flüsterte er,"das verspreche ich dir..."

Ich lächelte schwach. Es würde ihm nicht gelingen, das wussten wir beide. Aber es gab mir ein winziges bisschen Hoffnung.

"Halt die Schnauze Spast!",schnauzte Kyle. Kyle war nicht mehr der, der er am Anfang war. Er war aggressiver. Wütender. Mehr auf Rache aus.

"Ich bringe es für Dad und Rachel zu Ende! Sie hätten es gewollt! Das es so für euch endet!"

Unser Tot würde die zwei nicht mehr lebendig machen.

Kyle zückte seine Waffe. Und richtete sie Finn an den Kopf. Er schluckte. Finn hatte Angst. Verständlich. Er sah zur Waffe rüber. Kniff dann die Augen zusammen und bereitete sich darauf vor zu sterben.

Und ich konnte nur zu sehen.

Es zerbrach mir das Herz. Es schmerzte. Ich fühlte mich schuldig. Hilflos. Verloren.

Es knallte. Finn lebte noch. Doch die Waffe von Kyle war weg. Man konnte ein stöhnen hören.

Noch ein Knall. Ein weiterer. Und plötzlich knallte es nur noch. Meine Ohren taten weh. Ich weinte. Weinte wie noch nie zu vor. Finn zog mich mit seinem Arm zu sich. Drückte mich fest an sich. Sein Herz raste. Das konnte ich spüren. Ich vergrub meinen Kopf an in sein T-Shirt. Weinte. Hoffte, dass endlich alles vorbei war. Finn drückte mich immer näher an sich. Auch er weinte. Wir hatten beide so eine Angst. War nun alles vorbei? Ich hörte Sirenen. Sie wurden immer lauter und lauter. Immer noch diese Schüsse. Dann war plötzlich alles still. Ich schloss meine Augen. Weinte und genoss den Moment, in dem ich mich so sicher und so geborgen fühlte.


Die Wärme verschwand. Man zog mich hoch. Und legte mich auf ein kaltes etwas. Ich öffnete meine Augen nicht. Lauschte den Geräuschen. Es war ein rattern zu hören. Jemand legte seine Hand auf meine. Jemand weinte.
Und als ich meine Augen öffnete, sah ich das ich in einem Krankenwagen lag. Neben mir saß Finn. Er weinte. Und drückte dabei meine Hand. Flüsterte mir etwas zu, doch ich verstand ihn nicht.

Es war vorbei. Der Spuk hatte ein Ende.

Alles war vorbei.

Ich würde wieder normal leben können.

Ein befreiendes Gefühl breitetet sich in mir aus.

Frei.

Freiheit.

Jedem der unzufrieden ist mit seinem Leben konnte ich nur raten, es ist irgendwann zu spät etwas zu ändern. Ändere es lieber gleich. Genieße dein Leben mit Leuten die dir wichtig sind. Schätze das wert, was du hast und trauere nicht wegen Dingen die du nicht hast.

Selbst ein schöner Tag geht mal zu Ende. Aber auch ein schlechter. Gib jedem Tag die Chance der beste deines Lebens zu sein. Traue dich etwas zu, auch wenn das heißt eventuell zu fallen. Denn du hast es versucht. Und das ist es was im Leben zählt. Kleinigkeit sind die schönen Dinge am Leben. Genieße dein Leben. Genieße es so wie es ist! Denn es ist dein Leben! Nur dein Leben! Deins und von niemanden sonst. Lasse dir von keinem reinreden. Gestallte es so wie du es möchtest. Denn das ist der richtige Weg.

Ich hatte die Bedenken mein Leben nicht mehr richtig ausleben zu können. Doch jemand hat mir eine zweite Chance gegeben. Und dieses werde ich nutzen. Und alles geben.

Alles für mein Leben!

Vierlinge alive (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt