Kapitel 25.

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Finn's PoV:
Am nächsten Morgen wurde ich gegen neun wach, es war ungewöhnlich für mich, dass ich so früh wach wurde. Aber Das lag wahrscheinlich zurzeit an der Situation. Ich stand auf und schlürfte auf den Balkon. Als ich die Balkontür öffnete kam mir der kühle Morgenwind entgegen. Der Himmel war besetzt mit lauter Wolken und die Luft war angenehm kühl, da es geregnet hatte, über Nacht. Das Holz des Balkons war nass, dennoch tapste ich mit den kahlen Füßen zum Geländer. Ich stützte mich am Geländer ab und schloss für einen kurzen Moment meine Augen. Der Wind wehte und verstrubbelte meine Haare noch mehr. Das Mehrfamilienhaus in dem Kira lebte, war etwas außerhalb der Stadt und lag auf einem kleinem Hügel. Da ihre Wohnung ganz oben war, konnte man gut über die anderen Hause hinweg gucken und man sah die Stadt. Leise drang das Hupen der Autos aus der Stadt zu mir. Ich zog die Morgenluft ein und genoss den Moment. Denn schon im nächsten Moment überkam mich die Frust und die Angst vor dem Ungewissen. Plötzlich legte jemand eine Hand auf meine linke Schulter. Ich öffnete erschrocken meine Augen und fuhr herum. Es war Kira. Sie lächelte schwach. Unter ihren Augen sah man deutlich die dunkeln Augenringe und ihre Augen hatten lange nicht mehr den Glanz den sie einmal hatten. Sie nahm ihre Hand wieder von meiner Schulter runter und seufzte. "Gut geschlafen?",fragte sie dann seufzend. Ich schüttelte nur meinen Kopf und wand mich wieder zu dem Ausblick zur Stadt. Für jeden der dachte ihm ginge es so schlecht, weil vielleicht der Partner schlussgemacht hatte oder ihn/sie verarscht hatte und nun heulend in der Ecke saß, dem konnte ich nur raten:
Ist dir dein Leben so wenig wert, dass du wegen eines einzelnen Menschen so viel wertvolle Zeit verlierst? Nutze deine Zeit mit Leuten die dir wichtig sind. Du weißt nicht, ob es vielleicht der letzte mit ihnen war. Niemand weiß ob morgen vielleicht ein Meteorit vom Himmel fällt und wir alle tot sind? Nur ein Tag nachdem du sagen kannst ' wow der Tag war super ich hätte vielleicht das ein oder andere besser machen können, aber dennoch war der Tag nicht umsonst und hatte eine Bedeutung. Ich wusste nicht ob der letzte Tag mit Sky schon war, oder ob er noch kommen mag. Irgendwas sagte mir, dass sie noch lebte. Aber, dass war nur so ein Gefühl.

Kira lehnte sich neben mich gegen das Geländer. Auch sie sog erstmal die kühle Morgenluft ein. Sie sah zu mir:"Sky wird Das schaffen!" Danach begann sie bitterlich zu weinen. Ihre Worte glaubte sie sich selbst nicht. Und das war traurig. Jeder hoffte, dass sie es schaffte, doch keiner glaubte daran. Das war so traurig. Doch ich zählte mich selbst zu den Leuten die daran nicht glaubte. Wir hatten es hier mit einer Mafia zu tun. Wie hoch waren da bitte die Überlebenschancen? Ich glaube Das kann sich jeder selbst beantworten.
Ich stieß mich leicht vom Geländer ab und nahm sie in den Arm. "Sie schafft Das!",bestätigte ich ihre Aussage und musste dabei schlucken. Wir waren so machtlos. Was sollten wir tun. Luis war noch unsere einzige Chance gewesen, dass er etwas wusste. Doch er wusste genauso viel wie wir.
"Finn?",murmelte sie, als ich sie wieder los ließ und wir beide auf die Stadt sahen. "Hm?",forderte ich sie auf zu reden. "Was meinst du wie es weiter geht? Wenn Sky nicht wieder kommt?",fragte sie. "Das wird nicht passieren!",antwortete ich nur knapp.
"Was meinst du wie es ihr jetzt geht?",fragte sie. "Ich habe keine Ahnung." Sie seufzte und drehte sich kurz zu mir. Leicht streichelte sie mir über den Oberarm und ging dann wieder rein. Ihr schwaches Lächeln, das sie mir dabei zuwarf war so unecht und wirkte trauriger als alles andere. "Ich mache mal Frühstück",kam es noch von ihr, bis sie durch die Glastür in die Wohnung ging und sich dabei mit den Handrücken ein paar Tränen aus dem Gesicht wischte.

Das Leben war nicht fair. Nein das war es noch nie gewesen. Aber nun fragte ich mich ehrlich, warum es uns erwischte. Warum konnten wir nicht einfach sechzehn wie jeder andere auch werden? Wieso musste unserer Familie so etwas passieren? Mum würde bald wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden und dann würde es hier eng werden. Ich lief schon etwas länger in den gleichen Klamotten rum, da ich keine anderen hatte. Alles war bei dem Brand zerstört worden. Nichts wird je wieder so wie es früher einmal war. Nie mehr! Und Das machte mir Angst. Große Angst! Ich behauptete damit nicht, dass mein Leben damals perfekt war, Nein. Aber wessen Leben ist bitte perfekt? Jeder hat irgendein Problem. Man weiß so vieles nicht mehr zu schätzen. Man sieht so viel als verständlich an. Anscheinend muss einem erst etwas passieren, um wieder Das wert zu schätzen, was wirklich wichtig im Leben ist. Man regt sich nicht mehr über so Kleinigkeiten auf, man schüttelt sogar über das ein oder andere den Kopf. Das Weltbild ändert sich. Und nichts wünscht man sich mehr als, dass es wieder alles so wird wie früher. Dann würde man das alles wieder wertschätzen.

Auch ich ging wieder in die Wohnung und sofort umhüllte mich wieder die warme Luft. Lennard kam gerade aus dem Bad geschlürft und rieb sich dabei die Augen. Er sah schlecht aus. Total fertig. Ich wollte erst gar nicht in den Spiegel gucken, der würde bestimmt kaputt gehen. "Morgen",nuschelte er. Danach schlich er an mir vorbei. Seine Haare ungestylt. Sein T-Shirt noch das von ein paar Tagen und dasselbe mit den Hosen. Ich tapste hinter ihm her um in die Küche zu gelangen. Dort saß Dad bereits. Vor ihm die Zeitung und eine Tasse Kaffee. Er hatte die Ellenbogen auf den Tisch gestützt und stützte damit auch seinen Kopf. Sein Blick war starr nach vorne gerichtet, auf die Zeitung. Doch er las sie nicht, seine Augen bewegten sich nicht, sie starrten nur auf eine Stelle. Leise setzte ich mich neben ihn. Er sah nicht auf, es kam kein guten Morgen von ihm, obwohl der ja auch nicht gut war. Er saß da einfach nur stumm da und starrte ins Leere.

Sky PoV:
Es war nun schon fünf Tage her, dass wir hier waren. Und so langsam wurden Kyle und Jack unruhig. Deshalb hatten sie beschlossen noch heute aufzubrechen. Ich war auf dem Weg der Besserung, aber es war noch nicht so, dass ich wieder fit war. Bis lang hatte ich meinen Mund gehalten, doch das wollte ich ändern. Noch länger würde ich Das nicht mehr aushalten.

Kyle war eingeschlafen auf einem Stuhl,weil er die ganze Nacht wach war. Jack ging gerade raus, er musste anscheinend auf die Toilette. Und das war meine Chance. Die beiden schienen mir schon ein wenig zu vertrauen, sonst würden sie das wahrscheinlich nicht machen. Ich wusste auch, wenn ich das verkacken würde, gäbe es aus schnell nicht mehr dieses Vertrauen. Also stand ich leise auf. Und schlich zur Tür. So leise es ging drückte ich die Klinkte runter und öffnete die Tür. Der Flur hier war leer. Es war anscheinend kein Gang wo jeder durch musste. Gegenüber waren die Toilette. So schnell wie ich konnte lief ich los. Hinter mir hörte ich sie eine Tür auf ging und zu fiel. Und ab da rannte ich. Ich schaute nicht nach hinten, solche Panik hatte ich. Schnell rannte ich um eine Ecke wo ich in jemanden rein lief. Es war eine Krankenschwester. Zum Glück. Ich fiel zu Boden, bei dem Zusammenstoß. Sie war klein und dünn. Panisch sah ich sie an. "Ich...helfen sie mir...bitte!",verwirrt sah sie mich an. "Die haben...mich..entführt...helfen sie mir! Bitte!",schrie ich panisch. Die Frau sah von mir auf und ihre Augen weiteten sich. Dann rannt sie los. Si drehte sich um und rannte los. Ließ mich alleine auf dem Boden liegen. Nein! "Helfen Sie mir...bitte!",flüsterte ich. Grob zog mich jemand auf die Beine und hielt mir den Mund zu. Ich schrie, oder versuchte es. Ich schlug um mich. Doch der Typ beachtete das nicht und zog mich mit sich.

Vierlinge alive (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt