Kapitel 28.

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Sky's PoV:
Ich rannte. So schnell, dass mir der Schweiß von der Stirn tropfte. Meine Haare pappten mir auf dem Kopf fest vor lauter Schweiß und ich hatte das Gefühl meine Füße würden mich nicht weiter tragen. Das Gleichgewicht zuhalten war auch nicht ganz so einfach, denn mit gefesselten Armen ging so etwas echt schlecht. Und ich wusste, wenn ich hinfallen würde, würde aufstehen schwer werden. Wie gerne ich doch nach Hilfe schreien würde. Aber auf der anderen Seite half es mir vielleicht auch. Denn wohlmöglich hätte ich schon längst nach Hilfe gerufen und die hätten das dann noch gehört und dann wäre es ja ganz vorbei gewesen.
Gerade rannte ich durch ein Stück Wald. Dieser Will lebte generell so gut wie im Wald. Nachbarn schien der nicht zuhaben, wobei das wahrscheinlich auch besser so war. Mich trieb eine ungeheure Angst an. Normalerweise hätte ich längst schlapp gemacht. Doch die Angst spornte mich an und sorgte dafür, dass ich nicht stehen blieb. Ich sah einen Baum, der einen spitzen Ast trug. Dieser Ast war nicht so hoch, weshalb er mir behilflich sein könnte. Langsam ging ich auf den Ast zu. Dann drehte ich mich um und schaute nach hinten um zu gucken ob es klappte. Und tatsächlich konnte ich nach kurzer Zeit wieder meine Hände frei bewegen. Ich zögerte nicht lang und riss mir den Klebestreifen vom Mund. Es knackte hinter mir und ich fuhr herum. Kurz darauf atmete ich tief aus. Nur ein Vogel. Nichts schlimmes. Er sah sich um und flog dann wieder fort. Ein kleines Lächeln schaffte es auf mein Gesicht. Dieser Vogel war frei. Konnte dort hin wo er wollte. Wurde nicht verfolgt. Doch als er verschwunden war verging mir das Lächeln wieder und ich kam zurück in die Realität. Und sie sah zurzeit nicht annähernd so aus. Die Gefahr bestand, dass sie mir auf den Fersen waren oder das ein riesiger Wald war und ich mich verlief, vielleicht verdurste oder sonst was. Aber länger zögerte ich nicht sondern lief weiter. Immer weiter in den Wald hinein. Hatte keinen blassen Schimmer wo es langgeht und hatte Angst meine Familie nie wieder zusehen. Wohlmöglich zu verdursten. Ich glaube am schlimmsten ist es zu ertrinken, zu verbrennen oder zu verdursten. Weil das alles Tode sind, die sich hin ziehen. Langsam und Qualvoll. Na klar weiß ich nicht, ob die anderen Tode nicht auch schmerzhaft sind. Denn es hat mir noch nie jemand gesagt. Was ich allerdings schrecklich fände, wenn danach nichts mehr kommen würde. Wenn danach nichts mehr da ist und du einfach komplett nicht mehr da bist. Kein Verstand oder Schmerzen. Daran glaube ich nicht, obwohl es gar nicht so abwegig ist, weil vor unserer Geburt haben wir ja auch nichts gemacht. Oder vielleicht doch? Und wir wissen es nicht? Alles ist möglich. Auch das ich meine Familie wieder sehe. Diese Gedanken machten mir Hoffnung. Ich lief und lief. Meine Kehle war trocken und mein Bauch meldete sich, dass er Hunger hatte. Vor dem Krankenhaus war mir der Appetit vergangen und hatte rein gar kein Hungergefühl. Ich lief und lief. Unter mir knackste ab und zu mal ein Ast oder Stock. Jedes Mal verschaffte mir das eine Gänsehaut (für andere auch Hühnerhaut). Immer noch befürchtete ich, dass sie mir folgten. Doch hinter mir sah ich niemanden. Generell sah ich um mich herum nur Wald. Die Bäume begannen momentan zu blühen. Der Frühling kam. Und auf einmal beschleunigte ich meine Schritte. Frühling hieß Paarungszeit. Paarungszeit heißt Wildschwein. Es wunderte mich ehrlich, noch keinem über dem Weg gelaufen zu sein. Schnell versuchte ich mich von dem Thema abzulenken. Einfach nicht dran denken. Entspann dich Sky! Alles gut. Hier ist niemand. Und dass machte mir noch mehr Angst...ich war hier alleine. Und es sah so aus die Nacht über alleine im Wald zu verbringen. Ich wurde noch schneller. Ich lief und lief. Doch es schien als würde ich nur noch mehr in den Wald reinlaufen. Um den Rückweg anzutreten, war es bereits zu spät. Außerdem würden mich keine Zehn Pferde dazu bringen. Nicht mal elf. Die Dämmerung schlug bereits ein. Der Himmel war leicht bewölkt, aber es sah nicht danach aus als ob es Regen geben würde, wenigstens etwas. In meine linken Bauchseite zog es und lies mich aufschreien. Es war schlimmer als Seitenstechen. Und es tat höllisch weh. Ich stoppte und krümmte mich. "Ah..fuck!",entfuhr es mir und ich ließ mich auf den Boden sacken. Heiliger Bimbam tat das weh. Ich biss mir auf die Zunge um die Schmerzen zu überbrücken, doch es half nichts. Ob mich jemand finden würde? Fragte ich mich. Als ich da gekrümmt lag und lauschte der Umgebung, um mich abzulenken. Die Vögel zwitscherten und flogen vereinzelt durch die blühenden Bäume. Der Wind raschelte an den Bäumen und es beruhigte mich. Es war schon immer so gewesen. Die Natur beruhigte mich. Der Schmerz verschwand nicht. Er war lediglich betäubt, für den Moment. Ich lag dort und lauschte dem Wind der durch die Bäume fegte. Meine Atmung die eben noch beschleunigt war beruhigte sich. Und ich schloss für einen Moment meine Augen. Das Zwitschern der Vögel drang in meine Ohren. Die Sonne würde bald untergehen, so viel stand fest. Doch ich blieb liegen. Es fühlte sich so gut an einfach zu liegen und für einen Moment die harte Wirklichkeit auszublenden.

Vierlinge alive (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt