Vierlinge alive (1)

Kapitel 31.

Finn's PoV:
Mittlerweile, war es nun bereits eine Woche her, dass Sky entführt war. Und das alles wegen mir. Hätte ich Dad nur nie abgelenkt! Deshalb musste Paul sterben und Sky musste bei diesen Geisteskranken 'leben'. Wir saßen auf der kleinen schwarzen Couch von Kira und sahen gelangweilt den Nachrichten zu. Mum war entlassen worden und Luis würde auch bald raus dürfen. Dann würde es knapp werden, vom Platz in Kira's Wohnung. Kira war mit Mum in der Küche und kochte.

Dad hatte sich in Kira's Bett legen dürfen um etwas zur schlafen. Ihn machte die Sache so fertig. Er gab sich die Schuld an allem. Sagte, dass wenn er niemals mit den kack Drogen angefangen hätte Das alles nie passiert wäre. Vielleicht. Aber er hatte es nun mal getan. Doch meinen Fehler konnte man nicht einfach so verzeihen. Hätte ich Dad nicht abgelenkt, wäre es nie passiert.
Lennard und ich hörten halb der Nachrichtensprecherin zu, obwohl Lennard mehr am Handy hing. Ich könnte Das jetzt nicht. Alles andere war wichtiger. Damals in der achten Klasse hatten wir mal so eine Präsentation gesehen und danach sollten wir Aufgaben dazu machen. In einem Kurzfilm hatten sie dann gezeigt gehabt, was man eigentlich alles durch die blöden Dinger verpasst. Immer wieder hieß es 'Look up from your Display' oder so. Und es stimmte. Klar gab es heutzutage diese Datingseiten, aber war es wirklich das gleiche, wie wenn man einen ohne das Internet kennen lernt? Sicherlich nicht. Aber das war meine Meinung.
Jetzt war mir Sky wichtiger als die Nachrichten von Freunden. Die alle eh nur neugierig waren. Ich hatte das Gefühl, als hätten alle hier in der Familie Sky bereits aufgegeben. Als wüssten sie, dass sie keine Chance hatte. Doch irgendwas in mir, sagte zu mir, dass ich die Hoffnung nicht aufgeben sollte.
"Guck mal!",riss mich Lennard aus den Gedanken. Leicht erschrocken sah ich zu ihm rüber. Er hielt mir sein Handy unter die Nase und ich nahm es ihm aus der Hand. "Sind doch alle nur neugierig!",kam es noch von Lennard, bevor ich mir die Nachrichten genauer ansah. Ich scrolle runter und bei jeder zweiten Nachricht kam die Frage 'alles ok bei euch' oder 'was geht bei euch ab?' Klar, die meisten hatten wahrscheinlich den Brand mitbekommen und fragten sich nun wieso unser Haus da abgefackelt war. Doch so weit ich weiß wurde die Entführung recht geheim gehalten. Es musste nicht gleich jeder mitbekommen. "Ich würde denen nicht zurück schreiben...",dabei reichte ich ihm wieder sein Handy und blickte aus dem Fenster. Das Wetter war eigentlich zu gut um drinnen zu sitzen. "Kommt ihr Essen?",rief eine lustlose und schwache Stimme aus der Küche, Mum. Sie hatte ihr Kind verloren und bei einem zweiten musste sie noch zittern, beten und hoffen. Lennard richtete sich auf und sah mich erwartungsvoll von oben herab an. "Kein Hunger...",wehrte ich mit den Händen ab. Er nickte nur meinte dann aber noch:"Du solltest aber mal was essen. Hast schon seit Tagen nichts richtig mehr gegessen!" Stumm nickte ich blieb aber dennoch sitzen. Es war nicht, dass ich keinen Hunger hatte. Nein. Das Essen bekam ich nur nicht runter. Es schmeckte mir nichts mehr. Auch das was mir früher mal so gut geschmeckt hatte. Schulterzuckend ging Lennard in die Küche. Zurück blieb ich und der laufende Fernseher. Es kam nichts spannendes. Ich zappte durchs Programm und blieb bei den Nachrichten hängen. Nicht dass es mich interessierte aber aus irgendeinem Grund hoffte ich Neuigkeiten über Sky zu erfahren.
"...Geiselnahme und ein Toter. Jetzt mehr von Hans Jung...." Das Bild wechselte und zeigte einen Mann mit Mikrofon vor einem Gebäude stehen. "Heute Vormittag waren die Ärzte und Patienten in hoher Aufruhe. Gegen 10 Uhr 25 sind zwei junge Männer aus dem Krankenhaus mit einer Geisel geflohen. Die Männer Anfang zwanzig waren bereits seit Tagen schon im Krankenhaus gewesen. Mit einem Mädchen, in äußerst schlechtem Zustand. Das Mädchen laut Polizei 16 Jahre alt, wird schon seit einer Woche vermisst. Laut Zeugen hatten die Männer das Mädchen raus gezerrt. Einer der Männer erschoss noch eine junge Frau. Danach entkamen sie in einem schwarzem Porsche Cayenne. Wie die Polizei berichtet, handelt es sich hierbei um eine Gang, die noch nicht gefasst werden konnte." Das Bild wechselte wieder und die Nachrichtensprecherin war wieder zu sehen. "Danke Herr Jung..." Danach hörte ich nicht mehr zu. Fassungslos starrte ich den Fernseher an, auf dem sich verschiedene Bilder abspielten. Sky lebte noch. Ich wusste es. Schnell sprang ich auf und rannte in die Küche. "Sky lebt noch!",schrie ich Panik aber auch einwenig Freude lag in meiner Stimme. Alle sahen mich an, also ob ich aus dem Affenhaus ausgebrochen wäre.
Flink riss ich Lennard's Handy aus seiner Hand und tippte kurz darauf rum. Kurz danach hielt ich Ihnen es unter die Nase. "Das muss Sky sein. Da deutet so viel drauf hin!",wenn ich mir so selbst zuhörte, klang ich ja in dem Moment schon wie ein Kleinkind. Aber es war die Freude. Die riesige Freude, dass Sky noch am Leben war. Sie hatte noch Chancen.
"Auch wenn...sie sagen, dass sie in schlechtem Zustand ist. Wie lang hält sie es durch?"
"Wieso sind es nur noch zwei? Luis hat von einer ganzen Bande gesprochen. Das gibt keinen Sinn..."
"Oh mein Gott. Was machen diese Schweine nur mit meiner Tochter?!"
Alles Aussagen die in den Raum gestellt wurden. Doch was sollten wir nun damit anfangen? Die Freude war zu früh. Denn Sky war immer noch nicht hier! Noch hatte sie es nicht überstanden. Was konnten wir tun? Jaspers Crow meldete sich ja nicht mehr. Mehr als abwarten konnten wir nicht tun. Und es war beschissen. Nur da zu sitzen und alles auf einen zu komme lassen.
"Das bringt uns reichlich wenig!",erschreckte mich eine tiefe Stimme hinter mir. Dad stand in der Tür und sah uns alle aus seinen Matten Augen aus an. Seine Arme vor der Brust verschränkt und das Kinn leicht angehoben. Seine Augen nur halb offen und dennoch war er so wach.

Sky's PoV:
Leo öffnete die Holztür, die beim öffnen knarzte und quietschte. "Chris? Ella?",schrie Leo schon fast in die Hütte. Obwohl sie doch recht klein war. In ihr gab es einen Ofen. Einen kleinen Tisch. Eine Couch. Und zwei Türen die wahrscheinlich in zwei weitere Räume führten. Auf der Couch hing ein Riese. Und am Tisch saß ein hübsches Mädchen. Beide sahen mich überrascht an.
"Das ist Sky. Hab sie im Wald getroffen...",wohl eher verfolgt! "Sky, dass ist mein Bruder Chris und meine Schwester Ella." Ella hob zur Begrüßung nur die Hand. Chris aber stand auf und kam auf uns zu. Jap eindeutig Riese. Och Sky wo hast du dich denn jetzt schon wieder rein gebracht?! Chris war groß und ziemlich muskulös. Seine braunen Augen sahen mich einem Moment skeptisch an, dann aber reichte er mir die Hand. "Chris." Zögernd nahm ich sie an. "S-Sky." Er schmunzelte ließ meine Hand los und wand sich dann an seinen Bruder. "Also im Wald getroffen? Jaja, nicht mal an Nikolaus! Warst du in der Stadt? In der Disko?",stellte er die Fragen, mit hochgezogenen Augenbrauen. "Nein...ohne Scheiß. Die lief vor mir weg hier im Wald." Das Grinsen auf seinem Gesicht verschwand und er blickte mich nochmals an. "Alles ok bei dir?",fragte er dann leicht besorgt. Eigentlich ging es ihn ja nichts an, aber ich war nun hier bei ihnen. "Hey...setz dich erstmal! Ich mach dir was zu essen und dann können wir dich ja noch ausfragen",unterbrach Leo und schob mich schon Richtung Tisch. Ella sah mich freundlich an und ich hatte nicht so das Gefühl, dass sie alle hier böse wären. Aber alles war möglich. Langsam ließ ich mich auf den Stuhl gegenüber von Ella nieder. Leo öffnete eine Dose und ließ den Inhalt in einen Topf platschen. Dann schaltete er den Herd ein. Er kochte an einem kleinem Miniherd den man überall mit hinnehmen konnte. Dieser Miniherd lief über Gas und nahm so gut wie gar keinen Platz weg. Das kannte ich aber auch nur, weil wir selbst so eins besaßen. Das hatten wir immer dabei, wenn wir zelten waren.
Nach ein paar Minuten Schweigen, schaltete Leo den Herd aus und nahm einen Löffel aus einer Schublade. Nur ein paar Augenblicke später stand vor mir ein Teller Erbsensuppe. Zwar aus der Dose, aber ich nahm zurzeit alles. Denn Hunger hatte ich mehr als genug.