Kapitel 7

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Julians Sicht:
Ich machte mir solche Vorwürfe. Meine Schwester hatte gelitten, wurde geschlagen und schlussendlich sogar vergewaltigt und ich hatte nichts mitbekommen. Ich hätte was merken müssten. Ich hätte sie schützen müssten, aber stattdessen war ich nicht für sie da. Wie könnte ich das nur je wieder gut machen?
Ich konnte die ganze Nacht über nicht schlafen. Alle möglichen Gedanken schwebten in meinem Kopf umher. Ich entschloss mich also dazu runter in den Garten zu gehen und dort etwas runter zu kommen.
Am nächsten morgen war ich relativ früh wach, da ich eh nicht gut schlafen konnte. Ich entschied mich dazu, laufen zu gehen, da einerseits noch keiner wach war und ich andererseits meine Kopf frei kriegen wollte. Ich war immer noch fassungslos. Am liebsten würde ich Matthew nochmal zusammenschlagen. Er war so ein Schwein. So wie gestern hatte ich meine Schwester noch nie gesehen. Normalerweise war sie selbstbewusst und alles andere als ruhig. Alles war nur seine Schuld. Ich verspürte so einen Hass auf ihn, wie auf keinen anderen. Ich ging ca eine Stunde lang laufen. Auf dem Rückweg lief ich beim Bäcker vorbei und holte Brötchen. Zu Hause angekommen waren Joshua und y/n noch am schlafen, weshalb ich mich dazu entschloss erst duschen zu gehen, und dann Frühstück zu machen.
Ich war gerade mit beidem fertig da kam Josh runter. „Guten Morgen", begrüßte ich ihn. „Morgen", kam es nur von ihm zurück. Er sah auch nicht viel besser aus als ich. Auch er schien nicht viel geschlafen zu haben. Gut 30 Minuten später kam auch y/n runter und wir fingen an zu frühstücken. Wir sprachen nicht sonderlich viel. Ich wusste nicht was ich y/n sagen sollte, da ich immer noch mit Schuldgefühlen zu kämpfen hatte. y/n merkte man die Anspannung an, da sie genau wusste, was heute aus sie zu kommen würde und Josh sah man seine Müdigkeit an. Fertig mit frühstücken fragte y/n mich dann, wann wir zur Polizeiwache fahren könnten, da sie ihre Aussage so schnell wie möglich hinter sich haben wollte.
Kurze Zeit später saßen wir also alle zusammen im Auto. Auch Josh war zur Unterstützung mitgekommen. Bei der Wache angekommen, merkte man, dass y/n noch angespannter wurde. Ich ging zu ihr und versuchte sie zu beruhigen und für sie da zu sein. Wenn ich schon vorher nicht für sie da sein konnte wollte ich es wenigstens jetzt. Als sie dann etwas runter gekommen war, gingen wir rein. Kurz vor der Tür atmete sie dann noch einmal tief durch und ging dann Schnellschriften zur Rezeption. Sie erläuterte ihre Situation knapp und wurde dann direkt an die Polizisten von gestern weitergeleitet. Diese nahmen sie direkt verständnisvoll in Empfang. Während ihrer Aussage mussten Josh und ich draußen warten. Unsere Anspannung wurde immer größer. „Wir haben Luise und Lina noch gar nicht Bescheid gesagt", entfuhr es meinem Freund plötzlich. „Stimmt", fiel auch mir wieder ein „aber das kann erstmal warten. Ich würde das in Ruhe machen, wenn wir wieder zu Hause sind", fühlte ich hinzu. Genau in diesem Moment kam y/n auch wieder. Sie sah fertig aus. „Sie werden alles tun, um ihn hinter Gitter zu bringen. Sie meinten es ist gut, dass ich mich für eine Aussage entschieden habe. Sie wollen sich nochmal bei uns melden, wenn sie wissen, was mit Matthew passieren wird. Eine gerichtliche Anhörung wollen sie mir möglichst nicht zumuten. Also zumindest vorerst, deshalb haben sie mir angeboten, meine Aussage aufzunehmen und die dann vor Gericht zu verwenden. Dem habe ich natürlich dankend zugestimmt", erläuterte sie uns. Wir bedankten uns noch bei den beiden Polizisten und fuhren dann nach Hause. Dort wollte y/n dann nochmal mit uns sprechen. Sie wusste genau, was für Schuldgefühle Josh und ich hatten. „Ich merke, dass ihr beide mir wenn wir uns unterhalten nichtmal in die Augen schaut. Ich weiß ihr habt Schuldgefühle, aber das braucht ihr nicht. Ich komme mit der Situation klar. Wirklich. Klar bin ich jetzt gerade erstmal vorsichtig und natürlich ,acht mich die Sache auch etwas fertig, aber ich will mein Leben weiter leben. Also was haltet ihr davon wenn wir das jetzt einfach versuchen hinter uns zu lassen und versuchen einfach normal weiter zu leben? Ich glaube es fällt mir schwerer, damit umzugehen, wenn ich mich jetzt zurückziehe und nicht einfach so tue als wäre nichts gewesen." Ihre Stärke wunderte mich, doch das war einfach sie. Sie wollte so wenig wie möglich schwäche zeigen, weshalb Josh und ich zu stimmten.

Alles Braucht seine Zeit || Kai HavertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt