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LUNA

Nachdenklich streiche ich mit meiner Hand seinen Arm auf und ab. Falls er heute einen Bügeleisen benutzt hat, war das überflüssig, dafür wie meine Finger sein Hemd wie Alufolie zerknittern. Hier bin ich, schmiege mich an ihn, obwohl jeder meine Worte ihn wegstoßen. Wie ironisch. Doch ich muss warten.
Auf die schlagartige Wirkung des Alkohols warten, meine ich. Wie sehr ich versucht habe, so viele Cocktails wie es geht in dem Lokal zu saufen oder die Tequila zur Hälfte zu leeren, meine Muskeln wollen sich dem noch nicht ganz hingeben.

„Noch eine letzte Frage." Unsere Hände liegen immer noch zusammengeschlossen ineinander. Glücklicherweise schaffe ich es ein frustriertes Seufzen mit aller Kraft zu unterdrücken.  „Schieß los."

„Wie geht es weiter?" Sein Kopf dreht sich wieder zu mir und so ergreife ich meine Gelegenheit.
Mit meiner einen Hand, die hinter seinen Nacken schnellt, ziehe ich ihn zu mir und drücke ihm ein Kuss auf seine sanften Lippen. Ma'am, woher kommt dieses Selbstbewusstsein?

Das federleichte Gefühl im Bauch. Die Welt, die für einen Zeitpunkt stillsteht. Gott, dieses Gefühl hatte ich so sehr vermisst.

So geht es weiter." hauche ich. Kyles Unterlippe gerät schmunzelnd zwischen seine Zähne. Er schnellt vor, doch ich weiche mit einem gemeinen Grinsen zurück. Geduld.

Ich schaue auf die Tequila Gläser.

Mithilfe einer Zitronenscheibe feuchte ich die Fläche seines Handrückens zwischen Daumen und Zeigefinger an. Ich verliere den intensiven Augenkontakt, als ich das Salz nehme, um ihm es später auf die befeuchtete Stelle zu streuen. Genüsslich lecke ich seine Finger ab, während seine Pupillen sich immer mehr weiten. Ist der versaute Kyle wieder da? Wurde nämlich Zeit, dass ich ihn wieder sehe.

Ich leere mein gefülltes Glas in einem Zug aus und beiße in die Zitronenscheibe hinein. „Your turn."
Kyle nimmt ebenfalls eine Scheibe. Doch anstatt den Saft auf meine Finger zu gießen, die ich ihm bereitwillig hinhalte, legt er meine Locken beiseite und reibt das Fruchtfleisch gegen meinen Hals. Oh mein Gott. 
Das wollte ich als Nächstes tun, verdammt!

„Mir läuft Zitronensaft den Hals herunter." Ich habe die Absicht genervt zu klingen, dennoch ist es der Wirbelsturm in mir, der sich vor den nächsten Momenten fürchtet. Der Sturm ist keinesfalls zornig, eher aufgeregt. Und definitiv eingeschüchtert. Kyle grinst.

„Darum werde ich mich gleich kümmern, don't worry babe." Seine Worte lassen mehrere Spiralen in den unteren Teil meines Bauches wandern. Verliere ich gerade die Kontrolle? Nein. Ich habe noch nichts verloren, wenn ich so tue, als würde mir all das nichts ausmachen. Ich muss nur Ruhe bewahren, so schwer kann es nicht sein. Schon ist das Salz darauf. Mein Herz bebt, ich versuche cool zu bleiben, als sein Gesicht sich in meinem Hals verbirgt.

Es klappt nicht.

Seine warme Zunge liebkostet jede dort vorhandene Hautzelle. Da ich mich nirgends festhalten kann, greife ich nach seinem Arm, um nicht drauflos zu stöhnen.
Doch das Alkohol in mir erinnert mich daran, dass es ist mir egal sein sollte. Auch als ich denke, dass er fertig ist, senkt sich sein Kopf auf Höhe meines Schlüsselbeins.

„All diese Anstrengung, um mir zu widerstehen?" wispert er, während ich meine Augen geschlossen halte, um jede Bewegung seinerseits zu genießen.
„Mhmm." kommt unerwartet aus meiner Kehle. Als ich meine Lider wieder öffne, sehe ich gerade wie er sein Tequila in einem Schluck austrinkt und in die Scheibe beißt.

My Own StalkerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt