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LUNA

Ein Tag, an dem Valentina wieder alles an sich reißt, was ihr in die Quere kommt, ist zum Tode verurteilt. Keine Sorge, damit habe ich genügend Erfahrung.
„Du kannst dich gleich wieder duschen, an dir klebt so ein widerliches Frauenbodyspray." begrüße ich ihn.

„Jetzt mach nicht so ein Gesicht. Ich habe dir etwas mitgebracht!" Sein Auftritt gleicht einem kitschigen Bilderbuch oder einer Reality-Show. Die gespielte Freude ist mehr als aufgesetzt. Es kratzt an meinen Nerven.

„Danke, nicht nötig. Was hat dich hierher geführt?" Meine eine Augenbraue zuckt in die Höhe.
„Erdbeer oder Sahnekirsch?"
„Kyle!"

Ich stehe wie eine Idiotin da, wenn er weiterhin ein Gespräch führt, an dem ich nicht beteiligt bin. Wir reden aneinander vorbei, wie Fahrzeuge auf zwei Spuren in 2 verschiedene Richtungen. Womöglich sollte ich mich in den Gegenverkehr stürzen.

„Soll ich für dich entscheiden? Ich hab's eilig."
„Du scheinst kein bisschen in Eile zu sein, wenn du Zeit hast, irgendwelche Models aufzureißen." Er grinst, was mich nur noch mehr nervt.
„Ist das deine Art? Einfach jede beliebige Schönheit am Set oder außerhalb anzumachen?"
„Bei dir hat es funktioniert." Er zwinkert mich an. Doch da verliere ich endgültig die Fassung.

„Das bin ich also für dich. Eine kurzweilige Beschäftigung. Ein austauschbarer... Platzhalter!" Die Locken, die ich eben zurecht gelegt hatte, wirbeln im Wirrwarr auf meinem Kopf, nachdem ich wütend mit meinen Händen hindurch gefahren bin. Vorsichtig lässt Kyle die kleinen Schachteln auf der Theke nieder, bevor er sich endlich mir zuwendet. „Wovon redest du?"

„Ich rede davon, dass du vor mir mit Valentina vögelst!" Mit jedem Atemzug dehnt sich meine Wut aus. Es kommt einem aufgeblähten Kaugummi gleich, so wie es den ganzen Raum einnimmt. Als würde es darauf warten zu platzen, um überall in der Atmosphäre haften zu bleiben.
„Oh, du kennst sogar ihren Namen. She is beautiful, isn't she?"  Ich schnappe nach Luft.
„Die reinste Augenweide."

Meine Sympathie gegenüber ihr ist mit Abscheu geladen. Auch mit dem geringen Wissen über sie weiß ich, dass wir beide niemals Freunde werden.

„Was auch immer du mir mitbringen wolltest, kannst du alleine vertragen oder deiner neuen Freundin vorbeibringen." Mir ist nicht nach falschen Geschenken. Besonders nicht, weil ich den Verdacht schöpfe, dass sie durch Valentina vergiftet seien. Dass sie nur darauf lauern, wie ich sie brav runterschlucke und ich plötzlich zu Boden falle, ohne je wieder ein Funken Tageslicht zu erlangen.

Die Sehnsucht seiner Seriösität mag ein Wunsch zu bleiben, doch als ich mich paar Schritte von ihm entferne, höre ich den Abspann seiner Show.

„Anstrengend, wenn man nur zusehen kann, oder?" hallt es in der Wohnung nach.
„Was willst du damit sagen?" Ich verschränke die Arme, während er auf mich zugeht.
„Das mit Nolan? Komm schon. Two can play that game." Das ist nicht sein Ernst. Also ist er tatsächlich eifersüchtig! Und was bist du?

„Nolan und ich haben uns nur ausgesprochen!" Er verdreht kopfschüttelnd die Augen.
„Das denkst du nur, weil du dich frisch vom ihm getrennt hast..."
„Nichts daran ist frisch!"

Er seufzt. „Eine zweimonatige räumliche Trennung ist nicht genug." Er deckt nacheinander die Schachteln auf. Die erste zeigt ein Stück von einer Schokoladentorte, wo Erdbeeren um dem Platz obendrauf konkurrieren. Die andere scheint eine Vanillentorte zu sein, mit sahniger Füllung und violetten Stückchen. Das beige Stück lässt das Herz meiner Geschmacksknospen höher schlagen, also.. „Wer erlaubt dir, über meine Gefühle zu urteilen?"

My Own StalkerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt