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LUNA

Jeder Muskel meines Körpers ist angespannt.
Bitte nicht. Bitte nicht. Bitte nicht.
Kyle dreht sich in meine Richtung und unsere Blicke treffen sich. Er sieht mich einen Moment lang an, dann wendet er sich wieder dem Kunden.

„Hey, hey Luna!" winkt der Fotograf hinter der Kamera. „Hier spielt die Musik!"
Wie peinlich. Ich habe mich aus dem Konzept bringen lassen. Von dem da.

„Sorry. Kommt nicht mehr vor.." nuschele ich.
Einige Schnappschüsse folgen, dann hört der Fotograf auf, weil Mr. Thompson dazwischen grätscht.
Besser so, meine Konzentration ist sowas von am Nachlassen.

„Hast du genug aufgenommen?" höre ich ihn sagen. Währenddessen scanne ich das Studio nach Kyle ab, aber er ist nirgends zu entdecken.
„Ja habe ich. Wir haben eine gute Trefferquote, sie kann kurz eine Pause einlegen und später bei dem Videoshoot dazu stoßen."

Oh, das ist gut. Auch wenn es einfach aussieht und wirklich Spaß macht,  kann es wirklich anstrengend werden. Natürlich habe ich wieder Hunger.
Eigentlich habe ich immer Hunger, sodass ich fast denke, dass es eine Krankheit sein muss.

Ich werde also vorübergehend entlassen. Instinktiv verfolge den leckeren Duft des Essens, welches mich zu dem hinterem Korridor führt. Auf dem ersten Blick stechen mir Donuts, Knoblauchbrot und andere Häppchen ins Auge. Hmm, das Catering hat echt tolle Arbeit geleistet. Mit vollem Mund kehre ich zum Set zurück und muss dabei zusehen, wie Kyle von einer Assistentin mit Öl eingerieben wird. Arme, Beine, der Bauch,..
Sie fährt jeden Muskel nach, etwas was ich auch gerne getan hätte.. Äh was, bitte?

Schnell schlage ich mir diesen Gedanken aus meinem Kopf. Nein, das will ich selbstverständlich nicht. Trotzdem kann ich einfach meine Augen nicht von ihm lassen. Seine karamellisierte Haut glänzt nur noch mehr. Seine funkelnden Augen und die braunen Haare, die ihm ins Gesicht fallen machen den ganzen Look einfach...perfekt.

Ich wusste von Anfang an, dass er Modelpotenzial hat, jedoch nicht, dass er wirklich als eins arbeitet. Er hat kein Hemd angezogen bekommen, im Gegensatz zu mir, nur die CK Boxershorts. Er stützt seinen Arm an seinen Hinterkopf und lacht, - sein Lächeln ist traumhaft,- im nächsten Moment guckt er total ernst und dann platziert er zwei Finger am Bund der Hose und schaut leicht auf. Eine typische Calvin Klein Pose. Es sieht anfangs ungeschickt aus, weil er sich sichtlich nicht wohl fühlt, aber danach entspannt er sich wesentlich mehr.

Oh God, er weiß was er tut. Er weiß ganz genau, was er tut... Ich schiebe mir verträumt ein Stück Knoblauchbrot in den Mund, da merke ich wie er mich mit seinen Augen fixiert. Schon wieder setzt er diesen undeutbaren Blick auf, welches mich wieder in Panik versetzt. Wie sehe ich gerade aus? Hab ich was am Mund? Oder habe ich die Kleidung ruiniert?

Blitzschnell prüfe ich nach, aber da ist nichts. Erleichtert atme ich auf. Ich bin so mit mir beschäftigt, da merke ich nichtmal wie der Kunde mich ruft. Seinem Unterton zu urteilen, klingt es eher so, als hätte ich ihn das erste Mal nicht verstanden. Meine Hände ballen sich bei dem Gedanken, ständig auf die Schnauze zu fliegen, zu Fäusten. Bald denkt er noch, dass ich unprofessionell bin.
Dann kann ich mir das mit Paris abschminken.

„ntschhhuldigun Mr. Thomschon, Sie habn gerufn?"nuschele ich zwischen den Zähnen. Mein Mund ist immer noch mit Knoblauchbrot gefüllt. Super.
Nach einem verwirrten Ausdruck seinerseits, hebe ich kurz den Finger, schlucke runter und wiederhole den Satz.

My Own StalkerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt