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- LUNA -

„Zukünftig solltest du einfach deine Fresse halten, wenn deine Meinung gerade nicht gefragt ist!" gaffe ich Tamilah an.

Ich kann es nicht in Worte fassen, warum ich genervt bin, dass er Nolans Produkte benutzt hat. Seine Düfte im Apartment verteilen, helfen mir nicht bei meiner Überwindung. Besonders nicht dieses ich-habe-dich-betrogen-Parfüm. Aber kann Kyle etwas dafür?

Tamilah hebt entschuldigend die eine Hand hoch, die andere balanciert noch den Frühstücksteller. Ihre Aura bewegt sich vom Esstisch hinter die Küchentheke, wobei sie Kyle und mich vor der noch offenen Badezimmertür stehen lässt. An der grauen Wand anlehnend, beobachte ich wie die dichte Kondensation an der Duschkabine schwächelt. Die glasklaren Wassertropfen winken mir von dort aus zu. Im Badezimmer riecht es nur noch nach Nolan.

„Ich konnte doch nicht zur Arbeit, ohne davor geduscht zu haben!" knurrt er, während er seinen Gürtel enger um seine Hüfte schnallt.
„Du hättest auch vor der Arbeit nach Hause fahren können, um zu duschen!" Er schaut mich ungläubig an, bevor er sich durch die Haare rauft.
„Du weißt, dass das ein unnötiger Umweg für mich gewesen wäre. Du wohnst doch praktisch im Sanders!"
„Wenn du also vorher wusstest, dass du hier schläfst, wieso hast du dir die entsprechenden Sachen nicht eingepackt?"

Seine Stimme wird immer lauter, meine immer zittriger. Ich fürchte mich von jemanden, der seine Tonlage gegen mich erhebt.
Wenn er so weitermacht, bin ich unwillig den Tränen nahe. Dann noch dieses Theaterstück vor Tamilah, die jede Sekunde davon mit Vergnügen genießt. Der Höhepunkt des Dramas wird ihr wohl am meisten gefallen. Ich hoffe auf einen sauberen Beifall.

„Oh, entschuldige, dass ich spontan die Nacht mit dir verbringen wollte!" stößt er genervt aus.

Ich halte inne. Eigentlich wollte ich ihm noch so einiges gegen den Kopf werfen, doch jetzt muss ich alles daran setzen, dass meine Mundwinkel nicht in die Höhe zucken. Und dabei bin ich wohl nicht die einzige. Als er über seine letzte Worte nachdenkt, dreht sich sein Kopf unbemerkt in die Richtung von Tamilah, die amüsiert an ihrer Tasse nippt. Wo bleibt nun der Applaus?

„Weißt du was?" Er wendet sich wieder mir zu. „Lass es einfach. Ich muss jetzt gehen, sonst komme ich zu spät." Er ist im Begriff zu gehen, aber ein Gedankenblitz blinkt auf. „Kommst du noch nach?" Der Grünstich in seiner Iris bebt voller Erwartungen. Super. Keine Entschuldigung, aber fragen, ob ich ihm wie eine Marionette hinterher renne?

„Ich glaube, das schaffe ich doch nicht. Hab heute Castings." Meine Lüge erzielt nicht die gewünschte Wirkung, denn er durchschaut mich leider viel zu schnell. „Du hast mir erst letztens gesagt, dass du bis zur CK Fashion Show keine Castings hast. Sag einfach, ob du kommst oder nicht!"
Seine Miene verdunkelt sich. Wenn ich jetzt rede, droht meine Stimme sich zu überschlagen. Das riskiere ich nicht. Also entscheide ich mich, ihm einfach keine Antwort zu geben.

„Die Ignoranzkarte, also?" Ich nicke langsam. Kyle schaut mir verdächtig lange auf die Lippen, bevor er die Wohnungstür kopfschüttelnd aufreißt und mit lautem Knall hinter sich lässt. Der Windzug, der nach dem Schließen der Tür durch den Raum zieht, lässt meine Wut sich ein wenig verwehen. Nur ein wenig.

Tamilahs schnalzende Zunge entgeht mir kaum.
„Ihr beiden, hm? Ihr seid so dramatisch, da würde jemandem das Popcorn leer gehen." Falls sie denkt, dass es lustig sein sollte, ist mir gerade nicht mal annähernd zum Lachen zumute.

My Own StalkerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt