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- NOLAN -

Du lächeltest in meiner Anwesenheit.
Du lächeltest wegen mir. War das zu glauben?

Die Art, wie sich deine Grübchen vertiefen. Die Mixtur aus deinem Vanillehauch und deinen Kokosnusshaaren fordern die Nostalgie in meinem Inneren heraus. Ungestört mit dir Zeit zu verbringen, ich habe es so sehr vermisst. Das ist wohl der kleine Anteil des Glücks, den ich endlich einsetzen darf.
Doch wie das Schicksal es so will - oder eher Kyle - hält es nicht lange an.

Mein Kopf dreht sich fragend in Kyles Richtung, der mich ernst begutachtet. Aber mein sechster Sinn verrät mir, dass er geradezu darauf gewartet hat, dies in meiner Anwesenheit auszuplaudern. Seine Mundwinkel spiegeln provokative Rache wider und zugegeben gelingt ihm das. Er provoziert mich sehr. Unser Blickaustausch ist das reinste Kugelgewitter, wobei ich mit dieser Enthüllung weitere Schusswunden davontragen muss.
Luna schluckt schwer. Ich kann trotzdem nicht auseinanderhalten, ob sie sich schämt oder dieses Spektakel genießt. Meine Wenigkeit genießt das definitiv nicht.

Mit Augen in Schlitzen geformt, verfolge ich Kyle dabei, wie er seelenruhig die Pancakes auf meiner Tischhälfte und Waffeln auf Lunas abstellt.

Guten Appetit, babe? Soll ich seine Nase wieder zum Bluten bringen? Die altbekannte Hitze flammt in meinen Handflächen auf, doch Luna zuliebe versuche ich den brodelnden Vulkan in mir unter Kontrolle zu bekommen. Ich musste mich schon zurückhalten, da er Luna ständig schöne Augen gemacht hat, allerdings hat er jetzt den Bogen überspannt. Man muss mich nicht immer daran erinnern, dass Luna nicht mehr in meinem Besitz und im Stande ist, mit jedem Mann ihren Lüsten nachzugehen. Fick dich, Kyle.

„Du schmeichelst mir Süßer, aber Nolan reicht mir." Ich lache kurz, um die Stimmung ansatzweise aufzulockern, indem ich ihn bloßstelle.
Kyle hat da ganz andere Pläne.
„Es war auch nicht an dich gerichtet..." Seine Zunge fährt über seine Zähne. „...Süßer." Das Kugelgewitter nimmt wieder seinen Lauf, Kyles Feuerwaffen treffen wichtige Organe und Arterien meinerseits. Merkwürdigerweise ist es Luna, die plötzlich hüstelt. Sie widmet ihm einen strengen Blick. Das ist wohl, das Ergebnis eines Streifschusses. Oberflächlicher Schaden, trotzdem verwundet. Ist etwas zwischen denen vorgefallen, als ich geschlafen habe?

Da will man einmal die Augen schließen...

So vorsichtig wie möglich, lasse ich das Besteck auf beiden Seiten fallen.
„Danke Kyle, wir benötigen deine Dienste fürs Erste nicht. Du kannst gehen."
„Werd doch nicht gleich sauer. Luna wird dir schon erzählen, dass ich ihr das gestern Nacht sehr oft ins Ohr geflüstert habe. Nicht wahr, babe?" Er zwinkert sie an.
„Kyle!" ruft Luna laut heraus, bevor er sein Sturmgewehr auf mich richtet. Ihre vergoldeten Ringe streifen ihre Stirn.

Er berichtet mir keine Neuigkeiten. Tja, es war traumatisierend mitanzusehen, aber so ein Vorfall, weiß ich zu verhindern. Warte nur ab, bis sie mehr Zeit mit mir als mit dir verbringt. Mein Einfluss auf Luna wird dich noch in den Wahnsinn treiben, Idiot.
Zum Glück muss ich nichts weiter sagen, damit er geht, denn das tut er endlich von allein. Eigentlich müsste er so richtig auf dem Hinterkopf knallen, dafür dass er wieder diese peinliche Stille zwischen mir und Luna heraufbeschwört hat.

Sie fährt sich räuspernd durch ihre dichten Locken. „Um eins klarzustellen, ich werde mich nicht rechtfertigen."
Für was rechtfertigen, wenn ich schon alles weiß? Wenn das alles hier mit Freundschaft beginnen soll, bin ich wohl gezwungen, ihr Verständnis zu zeigen.
Dann vertraut sie mir umso schneller. Dann liebt sie mich wieder, ganz wie früher.

My Own StalkerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt