- LUNA -„Du meintest, du willst dich nicht rechtfertigen, aber darf ich fragen, wieso Kyle letzte Nacht in meinem Apartment verbracht hat?" Seinem Klang zu urteilen, wirkt er alles andere als erfreut. Mich rüttelt ein anderer Gedanke. Ich sehe unabsichtlich in die Richtung der Bar, wo Kyle mich mit seinen Blicken vergebens versucht, zu erreichen.
Reflexartig schaue ich weg.
„Woher weißt du, dass Kyle letzte Nacht bei mir verbracht hat?" Meine Finger trommeln ungeduldig gegen die Tischkante. Nolan sieht mich lange an, bevor er sagt:
„Das, das hat Kyle doch eben gemeint..?" Eine Menge Unsicherheit verdirbt ihm seinen großen Appetit, er ist über seinem Teller wie erstarrt. Doch ich bin mir sicher, das Kyle nichts von Übernachten gesagt hat. Eine Erkenntnis, die ich sofort mit Nolan teile.Er denkt angestrengt nach. Die eisernen Stacheln seiner Gabel malen vierspurige Linien im Ahornsirup. Ich bin kurz davor einfach mit dem unnötigen Sticheln nachzugeben, bis er verkündet:
„Ich dachte, dass Kyle und du zusammen seid, sodass er die Nacht bestimmt in meiner Wohnung verbrachte, wenn er sowas sagt." Er sieht weg. Es ist erstaunlich, wie der pure Hass aus seinen Lippen herauskriechen kann. Sowie vorhin bei seiner Mutter. Seine Wahrnehmung der Geschehnisse sind dermaßen düster, dass es mir die Sprache verschlagen hatte.Dass Kyle und ich "zusammen" sind, wurde von meinem Bewusstsein in den Abfallbereich meines Gedächtnisses verfrachtet. Und jetzt muss ich den Mist heraus kramen und mitspielen. Shit. Erste Begegnung nach der Trennung und ich bin diejenige, die nicht aufrichtig zu ihm ist. Wenn das nicht mal vielversprechend ist.
„Ja. Du hast Recht. Aber ich darf wohl bitten, es ist jetzt unsere Wohnung. Ich werde schließlich, so viel bezahlen wie ich es hinkriege." Nolan lacht daraufhin.
„Genau und ich bin deine finanzielle Unterstützung." Wir lachen beide.
Solange du nicht für den vollen Preis aufkommst, wird es nie deine Wohnung sein.
Solange du nicht einmal deine eigene Wohnung bezahlen kannst, wirst du immer von anderen abhängig bleiben. Wie ein kleines, nutzloses Kind.Krampfhaft versuche ich die Lautstärke von dem ungewöhnlich lautem Geflüster herunterzuschrauben. Gedanken, die mich niedertreten, kann ich jetzt überhaupt nicht zulassen. Ein kleiner Teil, der in den dunkelsten Tiefen sich mühevoll versteckt hielt, erleichtert sich jedoch jedes Mal, wenn Nolan und ich anfangen Witze zu reißen und drauflos zu lachen. Wenigstens bleibt mir dieser Anfang. Der Anfang auf dem Weg zur Besserung.
Ich frage mich, ob ich Nolan jemals als jemand anderen sehen kann, als meinen Geliebten. Kann man überhaupt mit seinem Ex befreundet sein?
Ich liebe ihn trotzdem. Ja, das tue ich. Aber nicht mehr auf die Art. Wow.
Beachtend, wie oft ich heute schon gelogen habe.„Ist denn zwischen dir und Kyle alles in Ordnung?" hakt er nach. Ein ungeschickter Beginn für eine neue Konversation. Wie würdet ihr euch fühlen, wenn ihr mit eurem Ex über einen anderen Mann sprechen müsstet, der kein Familienmitglied ist? Ich muss rasch dieses Themengebiet verlassen. Eine knappe Antwort sollte ausreichen.
„Soweit, alles ganz gut. Wir haben nur eine kleine Auseinandersetzung gehabt. Das renkt sich sicher wieder ein." Schon wieder schießt mein Blick in Kyles Richtung. Unglücklicherweise steht er nicht mehr an der Bar. Ich durchsuche eilig den Raum, bis ich ihn an einem anderen Tisch sehe.
Er bedient eine junge Frau, ungefähr in meinem Alter. Schulterlange Haare, hübsches Outfit, extrem großer Kopf,.. - Hmm, von hinten würde ich sagen, dass es Valentina ist. Ich verwerfe den Gedanken sofort wieder. Sie denkt ja jetzt schon, dass sie das ultimative Supermodel Londons ist, weshalb sie sich mit einem Lokal wie Sanders nie abgeben würde.
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My Own Stalker
Teen FictionWochenlang kommt er zu spät nach Hause. Wochenlang scheint er nicht mehr dasselbe zu sein. Möchtegern Model Luna und der reiche Geschäftsmann Nolan verbinden schon 3 Jahre. Sie sind das perfekte Paar. Und das seit der High School. Aber als sie erf...