Ich habe alles falsch gemacht ~ Kapitel 32

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Ophelias Sicht:

Heute ist Dienstag. Dienstag, der 15. November. Der Tag der Tage. Ich werde heute mit Juli reden. Ich werde nicht nur mit ihm reden, sondern die Wahrheit sagen. Ihm erklären, dass wir so nicht weitermachen können. Ich fuhr gerade zur Schule. Die Umgebung wirkte ruhig, fast zu ruhig. Alles fühlt sich an wie die Ruhe vor dem Sturm. Ich bog mit meinem Fahrrad auf den Schulhof ab. Mein Fahrrad stellte ich heute nicht zu den Rädern der anderen, sondern komplett woanders hin. Ich sah zu den Kerlen herüber. Sie standen alle zusammen an ihrem üblichen Platz. Vanessa sah herüber, als sie mich entdeckte, wank sie mir zu und forderte mich indirekt auf, zu ihnen zu kommen. Ich drehte mich weg und lief geradewegs ins Schulgebäude. Ich spürte ein paar verwirrte Blicke an mir haften. Aber dies interessierte mich nicht. Ich fühle mich schrecklich.

Ich lief Schnellens Schrittes durch die Flure der Schule. Ich will einfach in den Klassenraum. Die schwere Holztür öffnete ich mühsam und trat in den Raum. Ich setzte mich auf einen freien Platz und wartete, bis die Stunde beginnt. Ich habe mich extra auf einen freien Platz nach ganz vorn, damit Vanessa mich in ausquetschen kann, was los sei. Nach und nach füllte sich der Raum. „Warum sitzt du heute hier?", kam sofort die Frage von Maria. Sie sitzt allein und deshalb kann ich mich ohne Probleme neben sie setzten. „Ich brauche ein bisschen Abstand von allen.", antwortete ich leise. Sie setzte sich wortlos neben mich und packte ihr ganzes Zeug aus. Nun betraten auch die wilden Kerle den Raum. Verwirrt blickten sie mich an, liefen aber normal auf ihre Plätze. „Guten Morgen und willkommen zum Unterricht.", rief meine Mutter freudig, als sie den Raum betritt.

Meine Mutter blickte mich verwirrt an, als sie sah, dass ich nicht neben Vanessa saß, sondern neben Maria. „Dann macht jetzt auf Seite 38 die Nummer 1a, b und 2", sagte meine Mutter und Klassenlehrerin nach einer dreiviertel stunde Unterricht. Ich sah mich kurz im Raum um. Alle begannen nun mit dem Arbeiten. „Ophelia, können wir kurz reden?", fragte nun meine Mutter und stand direkt vor meinem Tisch. Ich nickte nur leicht erschüttert. Meine Mutter hatte noch nie in einem so strengen Ton mit mir gesprochen. „Wir sind kurz draußen. Wehe ich höre einen Mucks.", sagte sie streng, als sie mich aus der Tür schob. „Also was ist los?", wollte meine Mutter wissen, als sie die Tür schloss. Ich blickte nervös auf den Boden und versuchte ihrem standhaften Blick auszuweichen. „Warum sitzt du nicht neben Vanessa. Du weißt, ich mag es nicht, wenn man ohne Ankündigung den Platz wechselt.", fordert sie mich mit strengen Ton auf.

„Ich brauche einfach etwas Abstand von alle dem hier.", antwortete ich leise und schaue zu ihr auf. „Willst du darüber mit mir reden?", fragte sie nun mit einfühlender Stimme. „Vielleicht heute Abend?", bittend schaute ich sie an. Sie nickte verständlich und öffnete die Tür wieder. Sie trat ein und ich folgte ihr wieder in den Raum. Ich blieb in der Tür stehen. Natürlich bemerkte ich die aufgebrachten und verachtenden Blick von Vanessa, Leon, Juli und Marlon. Nur von Markus bekam ich keinen verachtenden Blick. Dieser war eher fragend und bittend. Ich seufzte und setzte mich wieder neben Maria. Den restlichen Unterricht hörte ich mehr oder weniger zu. „Dann bis zur nächsten Stunde.", verabschiedete sich meine Mutter. Meine Klassenkameraden sprangen sofort auf und versuchten so schnell, wie es geht, aus dem Raum zu kommen. „Sitzt du jetzt den ganzen Tag hier?", fragte Maria leicht angefressen. „Ja. Also wenn es dir nichts ausmacht.", antwortete ich ihr. Sie zog nur verwundert die Augenbraue nach oben und verschwand kurz darauf aus dem Raum.

Ich erhob mich kurzerhand und wollte ebenfalls aus dem Raum verschwinden. „Ophelia! Was ist los?", hörte ich Juli hinter mir rufen. Es tat mir leid wie ich ihn behandelt habe, aber wie gesagt heute nach der Schule werde ich mit ihm reden. Wenn dann alles geklärt ist werde ich aus dem Team aussteigen. So ein Mensch wie ich hat es einfach nicht verdient so tolle Freunde wie die Kerle zu haben. Das habe ich nun verstanden und werde es auch umsetzten. Ich stieß die Tür der Mädchentoilette und verschwand kurz darauf in der letzten Kabine. „Ophelia, bist du hier?", hörte ich die Stimme von Vanessa und Klette. Ich zog meine Beine an meinen Körper und wickelte meine Arme darum. Ich hockte mich auf den Toilettensitz und wartete ab bis die beiden die Toilette verließen. Ich hörte die Toilettentür zuknallen und schon waren die beiden wieder verschwunden. Ich wartete. Auf etwas. Ich wartete auf das Zeichen, das die Pause beendete.

„Ding Dang Dong.", hörte ich. Da war das Zeichen. Mein Zeichen. Ich stand auf und lief nun von der Toilette zum Klassenraum. Nun stand ich im Raum und schaute mich kurz um. Vanessa schaute mich fragend an. Dies ignorierte ich aber gekonnt und setzte mich so schnell wie möglich wieder neben Maria. „Ophelia, was ist bei dir los?", hörte ich nun Vanessa fragen. Sie stand jetzt vor meinem Platz und schaute mich abwartend an. „Ich erkläre es dir und den anderen später." „Wann später.", bohrte sie nach. „Weiß nicht. Mal schauen", antwortete ich leise. „Guten Morgen.", rief unsere Geschichtslehrerin, als sie den Raum betrat. „Vanessa ab zu deinem Tisch.", rief sie laut aus. Die ganze Unterrichtsstunde hörte ich mehr oder weniger zu. Zur Mittagspause setzte ich mich auf die komplett andere Seite der Cafeteria. Ich beobachtete meine Mitschüler, wie sie alle in kleinen Gruppen zusammensaßen und essen.

Nach der Pause gingen alle wieder in die Klassenräume und die letzte Stunde begann. Auf jedenfall für uns. Wiedermal saß ich neben Maria und hörte dem Unterricht null zu. „Dann bis nächste Woche.", verabschiedete sich unser Musiklehrer von uns. Alle standen auf und packten ihre Sachen zusammen. Ich tat es ihnen gleich. Als letzte verließ ich den Raum. Doch jemand wartete auf mich. Und dieser jemand war Juli. „Ophelia! Was ist den mit dir los?", wollte er wissen, während er hinterher lief. Ich beschleunigte meine Schritte und versuchte ihn abzuschütteln. Doch er kann ziemlich hartnäckig sein. „Juli, komm einfach nachher um 16 Uhr zu Baggersee. Verstanden?", erklärte ich leicht angefressen und schaute in durch dringlich an. Er nickte nur hoffnungsvoll und lächelte schwach. Ich drehte mich auf dem Absatz um verschwand aus dem Schulgebäude.

Es ist kurz vor vier und ich mache mich nun auf den Weg zum Baggersee. Ich hoffe Juli kommt. Am Baggersee hielt ich an und stellte mein Rad am Baum ab. Ich setzte mich auf eine Bank und wartete. Ich wartete auf Juli und hoffte, er kommt. „Hey.", hörte ich eine Stimme. Julis Stimme. „Hi. Setz dich.", forderte ich ihn auf und rückte etwas zur Seite. „Warum redest du nicht mit uns?", fragte Juli als er neben mir saß. „Ich brauchte einfach etwas Zeit für mich. Ich musste mir etwas klar werden. Und- und das bin ich jetzt.", fing ich an zu erklären. „Und was bist du dir jetzt klar geworden?", fragte er nach und blickte mich an. „Juli, dass zwischen uns. Das funktioniert so nicht." „Wie das funktioniert nicht? Ich dachte-", fragte er verwirrt. „Ich dachte auch zwischen uns, das würde klappen, aber das tut es nicht. Ich habe mit deinen Gefühlen gespielt. Ich weiß, dass ich jemand anderen mag. Sehr mag sogar." „Markus. Es ist Markus, stimmts?", fragte er mit trauriger Stimme.

Ich sah ihm in die Augen. Man konnte leicht Tränen erkennen. „Ja.", sagte ich mit brüchiger Stimme. „Ich mag Markus wirklich sehr.", antwortete ich ihm und schaute kurz zu ihm und dann zum See. „Und warum dieser Sinneswandel?", fragte er mit verärgerter Stimme. „Ich habe mit jemanden geredet, der eine neutrale Sicht auf alles hat", antwortete ich ihm mit kühler Stimme. „Aber Markus ist doch mit Angelina", beschwerte er sich. „Ich weiß, aber ich kann und will dir keine Gefühle vorspielen. Das wäre dir nicht fair gegenüber.", antwortete ich ihm. „Es fühlt sich an als wäre ich ein Monster. Und deshalb habe ich diese Entscheidung getroffen.", sagte ich nun laut aus. „Welche Entscheidung?", fragte Juli verwirrt und schaute mich fragend an. „Ich erkläre dir das, das mit uns nicht funktioniert und danach verlass ich euch.", sagte ich ihm direkt ins Gesicht. „Wie verlassen." „Ich verlasse euch, die wilden Kerle.", erklärte ich ernst. „Du kannst doch nicht wegen unserer privaten Problemen die wilden Kerle verlassen.", rief er erschrocken aus.

„Doch. Ich würde so die Freundschaft zwischen euch zerstören. Bitte akzeptiere das. Morgen sage ich dies den anderen.", erklärte ich. „Aber wir sind noch nicht fertig!", rief Juli wütend aus. „Es ist nichts mehr zwischen uns. Und da war auch nie was. Ich beende das jetzt hier mit dir und den Kerlen. Akzeptiere das.", rief ich laut aus und stand auf. Ich lief schnellen Schrittes zu meinem Fahrrad. Dort angekommen drehte ich mich noch mal zu Juli um. Ich sah wie er noch auf der Bank saß und mich bittend ansah. „Bitte akzeptiere dies", schrie ich, stieg auf mein Rad und verschwand vom Baggersee.

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