Das ist Deutschland ~ Kapitel 42

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Ophelias Sicht:

Ich lag in meinem Bett. Seit zwei Stunden war ich schon wach und starrte an die Decke. Kelvin schlief noch genüsslich auf der Matratze neben meinem Bett. Aus seiner Richtung konnte mein ein leises Schnarchen vernehmen. Seufzend stand ich auf und lief leise zu meiner Zimmertür. Ich wollte Frühstück für uns beide machen. Aus den Regalen holte ich Schüsseln, Gläser und noch Weiteres. „Wow, das riecht ja fantastisch.", schwärmte meine Mutter, als sie die Küche betrat. „Danke.", nickte ich, gab ihr einen Kuss auf die Wange und stellte den frisch gekochten Kaffee auf den Esstisch. „Man, du hättest mich ruhig wecken können.", meckert Kelvin, als er die Küche betrat. „Ich habe Frühstück für dich gemacht.", lächelte ich ihm zu, während ich mich hinsetzte. „Okay, das nehme ich jetzt einfach mal als Entschuldigung an.", sagte Kelvin müde und setzte sich mir gegenüber an den Tisch. Wenige Minuten später saßen auch meine Eltern am Esstisch und begutachteten alles genau. „Danke Kleines", bedankte sich mein Vater.

„Was macht ihr heute?", fragte mein Vater, als in sein Brötchen biss. „Ich will Kelvin ein bisschen die Umgebung zeigen.", antwortete ich ihm und zwinkerte Kelvin kurz zu. „Und sie?", wollte Kelvin darauf wissen. „Ach- lesen oder so.", antwortete meine Mutter und schnappte sich einen Apfel. Was soll ich Kelvin eigentlich zeigen? Hier in Grünwald gibt es nicht so viel zum Zeigen. Außer vielleicht den Baggersee, den kleinen Waldsee, die Eisdiele und den Teufelstopf. Den Teufelstopf kann ich ihm nicht zeigen. Da könnten die Kerle sein und ich will ihnen nicht über den Weg laufen. Nachdem Markus mir gestern seinen Brief gegeben hat habe ich ihn nicht mehr gesehen. Er ist einfach gegangen. Weg wie vom Erdboden verschluckt. Deshalb will ich ihm jetzt nicht über dem Weg laufen. „Kann sich Kelvin sein Fahrrad ausleihen?", fragte ich meinen Vater. „Klar, aber nicht kaputt fahren.", sagte er lächelnd.

Kelvin nickte übertrieben und schwor meinem Vater, das alles super sein wird. „Gut, Kelvin, dann mach dich mal fertig. Wir haben einen strickten Zeitplan.", erklärte ich. „Du und Zeitplan.", lachte Kelvin über mich. Meine Eltern stimmten in sein Lachen mit ein. „Ihr seid ja so lustig", zickte ich genervt und verdrehte die Augen. Nachdem wir aufgegessen hatten, standen wir auf und gingen schnell nach oben. „Ich bin im Bad und zieh mich um.", informierte mich Kelvin und verschwand aus dem Zimmer. Ich suchte mir ein Paar Sachen aus meinem Kleiderschrank und zog mich langsam um. Danach tapste ich zum Bad und klopfte an die Tür. „Kelvin, bist du fertig?", fragte ich, als ich an der Tür klopfte. Kurz darauf öffnete sich die Tür und ein fertig umgezogener Kelvin stand dahinter. Ich lief an ihm vorbei und schnappte mir meine Zahnbürste. Mehrere Minuten standen wir nebeneinander und putzten uns die Zähne. „Was willst du mir zeigen?", brabbelte Kelvin unverständlich neben mir.

„Als Erstes lernst du den Baggersee kennen.", lächelte ich und putzte weiter. Nachdem wir fertig waren, liefen wir die Treppe herunter und schnappten unsere Schuhe um sie kurzerhand anzuziehen. Wir stolperten förmlich aus dem Haus und schnappten uns die Räder, die an den Gartenzaun lehnten, und fuhren los zum Baggersee. „Ich wette, ich bin schneller im Baggersee als du.", rief ich laut aus und raste los. „Aber ich weiß doch gar nicht wo der ist.", rief er genervt mir hinter her. „Tja, Pech.", lachte ich und fuhr schnell weiter. Als ich nach hinten blickte, sah ich einen Kelvin der versuchte mir zu folgen. „Ist das der Baggersee?", fragte Kelvin, als wir ankamen und ich mein Rad an die Seite warf. „Ja.", antwortete ich und lief auf den Steg, um mich dort am Ende hinzusetzten. „Dieser See ist einfach der Wahnsinn.", staunte er und setzte sich neben mich. Einige Minuten saßen wir einfach nebeneinander und schwiegen. „Ich muss ein Foto machen für Neala und Maghus.", rief plötzlich Kelvin erschrocken aus und sprang auf. Er zog sein Handy aus der Tasche und machte mehrere Fotos vom See. Ihr müsst wissen Kelvin liebt es Fotos zu machen.

„So jetzt erzähl mir mal was.", forderte er mich auf, als er wieder neben mir saß. „Am Baggersee sind wir im Sommer immer Baden gegangen. Ich und-", fing ich an zu erzählen doch stockte am Ende. „die Kerle?", fragte Kelvin direkt nach. „Mhm-", gab ich nur als Antwort. „Dort lagen wir immer mit unseren Handtüchern und von dem Steg sind wir ins Wasser gesprungen.", erzählte ich ihm mit einen leichten Grinsen im Gesicht. „Du und die Kerle?", wollte Kelvin von mir wissen. „Wir müssen weiter.", bestimmte ich schnell und sprang auf. „Es tut mir leid. Felia, das wollte ich nicht.", rief Kelvin mir hinterher und sprang auch auf. „Nicht schlimm.", sagte ich, als er bei mir auftauchte. „Felia hast du mich seit Jahren nicht mehr genannt.", lächelte ich leicht. „Ja voll vergessen.", kicherte er mir zu. Gemeinsam schnappten wir uns die Räder und fuhren weiter zum See am Wald. Kelvin wusste zwar nicht davon, aber er wird staunen.

Nach zehn Minuten kamen wir am Waldrand an. „Und jetzt?", fragte er und schaute mich fragend an. „Müssen wir durch den Wald.", gab ich, als Antwort und stapfte los. Wir liefen gemeinsam den schmalen Waldweg zum See entlang. Von Kelvin hörte ich immer nur ein Mist oder so ein Scheiß. „Wir sind da", lachte ich zu Kelvin und präsentierte ihm den wirklich schönen See. „Wow", staunte Kelvin und zog wieder mal sein Handy aus der Tasche. Und schon schoss er Tausende von Bildern. Ich inzwischen setzte mich an einen Stein, der am See stand. „Wie hast du diesen See entdeckt?", fragte Kelvin interessiert nach, während er sich neben mich setzte. „Mit Juli zusammen. Wir wollten etwas die Umgebung entdecken.", erzählte ich ihm lächelnd. „Juli, war der mit der Schiebermütze?", fragte Kelvin nach. Ich nickte nur als Antwort. „Der war mir gestern echt sympathisch.", lachte Kelvin aus. „Mit dem habe ich mich echt gut unterhalten.", schob er noch hinterher. „Wenn dich nicht Angelina belagert hat.", kicherte ich und schaute zu ihm herüber.

„Die ist ja so was von anstrengend.", rief er genervt aus. Sein genervter Aufschrei brachte mich zum Lachen. „Kelvin. Ich muss dich was fragen.", sprach ich plötzlich ernst. „Schieß los.", forderte er mich automatisch auf. „Gestern Nacht habe mit Markus gesprochen.", fing ich an, „Aber Gespräch kann man es nicht nennen. Wir haben zwei Sätze miteinander gesprochen. Also ich habe ihm klar gemacht das, dass mit uns nicht klappt. Aber das war gelogen. Glaube ich zumindest.", erzählte ich ihm nervös. „Und warum hast du gelogen?", wollte er wissen und schaute mich genau an. „Weiß nicht. Aber er hat mir noch das gegeben.", informierte ich ihn und zog den Brief aus meiner Jackentasche. Es klingt paradox, aber ich fühle mich besser wenn der Brief bei mir ist. „Was steht im Brief?", fragte Kelvin und schaute interessiert auf den Brief. „Ich habe ihn noch nicht gelesen.", sagte ich leise. „Willst du ihn lesen?", fragte Kelvin weiter. „Glaube schon.", antwortete ich seiner Frage. „Und warum liest du ihn nicht?" „Ich glaube ich habe Angst.", antwortete ich und blickte nach unten. Angst vor dem was im Brief steht. „Soll ich dir den Brief vorlesen?", fragte er einfühlsam nach. Ich nickte nur ihm zu und übergab ihm den Brief.

„Hey Ophelia. Da du nicht mit mir reden willst, schreibe ich dir jetzt einfach. Ich weiß nicht, wieso du so bist und warum alles zwischen uns so kompliziert ist, aber ich will dies ändern. Weißt du, ohne dich ist alles anders und mit dir ist alles anders. Mit dir ist alles fröhlicher. Deine Art, dein Charakter, dein Lächeln macht mich völlig verrückt. Du machst mich völlig verrückt. Jetzt, wo du nicht mir hier bist, ist alles leer, alles farblos. Meine Welt ist trist und freudlos. Ich liebe es, wie deine Augen leuchten, wenn du etwas machst, was du liebst. Wenn du etwas erzählst. Wenn du bei mir bist. Ich liebe es, wie du lächelst und sich auf deinen Wangen die kleinen Grübchen bilden. Ich liebe es, wenn deine feuerroten Haare im Wind hin und her fliegen. Ich liebe es, wenn du mir so nah bist, dass ich jede deiner vielen Sommersprossen einzeln zählen kann. Ich weiß, ich kann dich nicht zwingen, aber vielleicht konnte dich dieser Brief umstimmen. Wenn du willst, können wir uns am Samstag um 20 Uhr am Baggersee treffen. Ich warte auf dich. Hoffentlich kommst du. Dein Markus.", las Kelvin vor und blickte nachdem er fertig war mit vorlesen.

„Das ist heute.", meinte Kelvin noch. „Meinst du er meint das ernst.", fragte ich unsicher. „Ich glaube er meint nichts ernster.", lächelte Kelvin und legte mir seine Hand auf die Schulter. „Danke.", hauchte ich leise und lächelte etwas. „Wäre es okay für dich wenn ich heute Abend da hingehe?", fragte ich noch ungewiss. „Klar, ich würde dich umbringen wenn du nicht hingehst:", lachte Kelvin. 

Please say you love meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt